Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der weltweiten Finanzmärkte: Bundesanleihen begibt nahezu jeder Staat in Massen - zwecks Finanzierung seiner angehäuften und zukünftigen Schulden bzw. auch (seltener) für Zukunftsprojekte. Erst in den letzten Wochen und Monaten sind Euroanleihen einiger Länder (Griechenland, Spanien, Portugal & Co.) wieder kräftig ins Gerede gekommen. Allerdings nicht sehr positiv...
Medial wurde das letztwöchige Klagen der OeBFA (Österr. Bundesfinanzierungsagentur) über den schlechten Verkauf von Bundesanleihen ans heimische Privatpublikum zuletzt ziemlich zerrissen. Denn wer sich über schlechte Popularitätswerte seiner Anlageform beklagt (trotz bestem Rating und somit hoher Sicherheit), hat wohl in Sachen Marketing seine Hausaufgaben sträflich vernachlässigt.
Tatsächlich sind Staatsanleihen aus Österreich als Direktanlageform mittlerweile eine Seltenheit geworden - nur ca. 5% des heimischen Anlagevolumens wandern direkt in diese sichere und auch recht ertragreiche Anlageform. In den meisten anderen Ländern Europas liegt dieser Prozentsatz zwischen 10 und 15%.
Während lt. einer GfK-Studie Bausparverträge (50% Beliebtheit), Sparbuch (46%) und Lebensversicherungen (23%) nach wie vor die absoluten Produktlieblinge der heimischen Sparefrohs sind, landen die Bundesanleihen mit mageren 4% (weit abgeschlagen hinter Aktien (10%)) im hinteren Feld.
Heimische Bundesanleihen werden zu fast 80% ins Ausland verkauft (Deutschland kauft hier u.a. gerne ein) - Banken, Fonds, Notenbanken und Versicherungen sind die größten Abnehmer.
Gerade in Zeiten extrem niedriger Zinsen könnte man ein risikoarmes Investment in Bundesanleihen gut vermarkten. In den letzten 2 Jahrzehnten hat man sich in Österreich zu sehr auf gute Verkäufe an Banken, Versicherungen und Fonds verlassen - welche Anleihen ja ohnehin in ihren eigenen Produkten als Sicherheitselement einbauen.
Dass die Direktanlage in solide Bundesanleihen wesentlich ertragreicher sein kann als z.B. über einen Investmentfond (geringe Depotspesen vorausgesetzt), konnte nicht transportiert werden. Aber wer hat auch schon in den letzten Jahren viel Werbung für heimische Staatsanleihen gesehen...?
Natürlich verkaufen die Banken lieber ihre teureren (Spesen!) strukturierten Eigenprodukte und Fonds - das sollte man auch ausreichend transportieren. Aber vielleicht will man sich bei der OeBFA ja nicht mit seinen liebgewonnenen Bankkontakten anlegen...
Möchte man bei der Bundesfinanzierungsagentur tatsächlich mehr Privatinvestments in heimische Staatsanleihen, sollte man auch etwas dafür tun. Werbung anlässlich der Neuemission von Staatsanleihen sowie neue Vertriebsschienen (Direktbanken, Online-Broker) mit günstigen Depots könnten hier für einen raschen Aufschwung sorgen.
Schon ein wenig in Vergessenheit geraten sind die ebenfalls kurze Zeit sehr beliebten "Bundesschätze" - eine anleihenartige, sichere Anlageform. Mehr über diese moderen Anlagemöglichkeit finden Sie beim Link unten.
Bundesanleihen aus Österreich bringen derzeit (je nach Laufzeit) zwischen 3% und 4% p.a. Zuletzt gingen die Zinsen aufgrund der Finanzdiskussion in Ungarn (sehr stark mit Österreichs Finanzwelt verbunden) etwas hinauf um sich derzeit wieder zu stabilisieren.
Glaubt man an eine längere Zeit mit niedrigen Zinsen kann man derzeit sicher ein paar feine Kurz- oder Restläufer erwerben. Bei den Bundesschätzen werden derzeit für 48 Monat 2%, für 60 Monate 2,4% und für 120 Monate 4% geboten.
Bundesanleihen und Bundesschätze sind also Anlageformen, die sich sicher nicht verstecken müssen - in den letzten Jahren hat man dies aber sehr erfolgreich getan. Dass angeblich 60% der ÖsterreicherInnen Anleihen als Anlageform nicht kennen, ist fast erschreckend!
Übrigens: Auch die Homepage der OeBFA wirkt reichlich antiquiert und ist wohl reformbedürftig.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Juni 2010