Vor Wahlen kann man es immer wieder lesen und hören: "Die heimischen Pensionen sind gesichert". Honig ums Maul für die zahlreichen heimischen Pensionisten. Dieser Tage gerät das großzügige Pensionssystem Österreichs aber wieder gewaltig ins Schleudern und damit auch in Diskussion.
Der Generationenvertrag (den niemand unterschrieben hat) kommt nämlich langsam aber sehr sicher ziemlich in Schieflage: Waren es 2008 noch 2,7 Mrd. Euro, welche der Staat den Pensionsbeiträgen zuschießen musste, so dürften es heuer schon ca. 4,3 Mrd. Euro werden. Beamte und Sonderpensionen noch gar nicht eingerechnet. 2011 droht gar ein Finanzierungsloch von mehr als 5 Mrd. Euro.
Weniger Einnahmen durch die Wirtschaftskrise (weniger Arbeitnehmer, mehr Arbeitslose) stehen einer laufend wachsenden Schar an Pensionisten gegenüber. Die sogenannte "Hacklerregelung" (Frühpension), höhere Lebenserwartungen, Personalabbau der ehemaligen Staatsbetriebe, längere Schul- und Studienzeiten und weniger Nachwuchs begünstigen die gefährliche Entwicklung im Pensionssystem.
70% der Pensionisten gehen nach wie vor vor dem gesetzlichen Pensionsalter in Rente, 90% gar vor dem 65. Lebensjahr. Derzeit sind ca. 750.000 Menschen im vorzeitigen Ruhestand. 35 Erwerbsjahre stehen derzeit 48 Jahre ohne Erwerb (Kinder, Schüler, Studenten, Pensionisten etc.) entgegen - gefährliche Zahlen für das Pensionssystem.
Und was sagen heimische Politiker dazu? Wenig bis gar nichts! Sozialminister Hundsdorfer (SPÖ) stellt sich überhaupt blind und sieht keine Explosion der Kosten. Auf das Weiterlaufen der Hacklerregelung bis 2014 wird offenbar seitens SPÖ beharrt.
Auch wenn vor ein paar Jahren die stufenweise Anpassung des Pensionsantrittsalters beschlossen wurde - das effektive Pensionsantrittsalter liegt in Österreich derzeit noch immer bei knapp unter 60 Jahren.
Das (eigentlich erfreuliche) Ansteigen der Lebenserwartung ist wohl kaum zu bremsen - vielmehr sollte Vater Staat darauf achten, dass die Generationen auch die (nicht unterschriebenen) Verträge einhalten. Während die aktuellen Pensionisten relativ wenig einbezahlt haben und sehr lange (oft hohe) Pensionen kassieren, droht den aktuellen Arbeitnehmern (insbesondere der Generation unter 50 Jahren) der Pensionskollaps: Bis 70 einzahlen und dann vielleicht eine Einheitspension kassieren? Das wäre wohl auch sozial ungerecht - doch scheinbar werden seitens SPÖ derzeit nur Pensionisten bedient.
In Pensionsfragen kann man Politikern derzeit keinen Glauben schenken - die Antworten auf das Finanzierungsloch waren von fast allen Parteien ziemlich zahnlos. Am ehesten scheint man noch in der ÖVP gewillt zu sein, auf dem Pensionsauge nicht völlig blind zu sein. Doch sämliche Pensionsexperten sprechen eine andere Sprache.
Eine Reform des Pensionssystems scheint genau jetzt dringend nötig! Hier einige mögliche Ansätze:
Wird die Pensionsproblematik weiterhin ignoriert, droht früher oder später die Unfinanzierbarkeit des jetzt schon krachenden Systems. Die Zahl der Pensionisten wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nämlich stark ansteigen (in 20 Jahren gehen die starken 1960er-Jahrgänge in Rente), die Zahl der Arbeitsplätze in Österreich wird damit wohl nicht mithalten können.
Bei weiterer Untätigkeit der Politik ist ein lauter Aufschrei der "betrogenen Generation" längst fällig - die Pensionstitanic fährt gerade mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Eisberg.
Ad hoc-Meldung - Juni 2010