Es waren ein paar sehr traurige Jahre in Sachen Windkraft in Österreich. Während rund um Österreich die Windkraftwerke nur so wie die Schwammerl (nach Regen) aus dem Boden schossen, war bezüglich Errichtung neuer Windkraftanlagen in Österreich nahezu Stillstand.
So wurde z.B. im Vorjahr kein einziges neues Windkraftwerk in Österreich errichtet. Ein Armutszeugnis für die Politik, welche nunmehr aber mit einer etwas höheren Förderung von Ökostrom (Einspeistariferhöhung für neue Windkraftwerke wurde von 7,35 Cent auf 9,7 Cent pro KWh erhöht) reagiert hat.
Was aber nicht heißt, dass die heimischen Windkraftbetreiber nicht neue Anlagen im Portfolio haben: Die wurden eben in den letzten Jahren verstärkt im Ausland gebaut - die Förderungen waren dort einfach lukrativer und gewährleisteten den Windkraftwerk-Pionieren ein Auskommen.
Während man in Österreich von den Windkrafterzeugern eher die W.E.B. Windenergie AG sowie die oekostrom AG kennt, so hat sich die Windkraft Simonsfeld AG aus Ernstbrunn (Weinviertel, NÖ) bisweilen eher im Hintergrund gehalten. Und doch war das Wachstum in Sachen Stromertrag durch Windkraft bei der WK Simonsfeld beachtlich:
Fast 240 GWh (Gigawattstunden) Strom wurden 2009 produziert - 2005 waren es noch vergleichsweise bescheidene 78 GWh.
Für 2010 plant man einen Stromertrag von 249 GWh - und es stehen wieder einige neue Windkraftanlagen in Planung bzw. vor Fertigstellung. Auch in Österreich wird nun wieder kräftig geplant - die höheren Tarife für Ökostrom aus Windkraft machen dies wieder möglich. In den "kommenden Jahren" ist lt. Prospekt der WK Simonsfeld jedenfalls eine Verdoppelung der Jahresstromproduktion geplant.
Das 1996 gegründete Unternehmen wurde erst 2009 zur Aktiengesellschaft umgewandelt - nun möchte man sich mit der Ausgabe von neuen Stammaktien frisches Kapital holen - welches für "Investitionen in attraktive Projekte und zur Erhöhung der installierten Leistung sowie für Finanzierungs- und Refinanzierungszwecke" verwendet werden soll.
Bis zu 73.498 auf Namen lautende Stammaktien ohne Nennbetrag (=Stückaktien) mit einem anteiligen Betrag am Grundkapital der WK Simonsfeld von je 100 Euro stehen zu Disposition. Bisweilen beträgt das Grundkapital der AG 29.399.400 Euro - bei erfolgreicher Platzierung der neuen Aktien werden es dann 36.749.200 Euro sein.
Altaktionäre können unter Nutzung ihrer Bezugsrechte (Verhältnis 4:1) neue Aktien zum Preis von 133 Euro/Stück erwerben oder die Bezugsrechte online (auf der Homepage der WK Simonsfeld) verkaufen (gegenwärtig schon reger Handel zu beobachten). Die Bezugsfrist hat schon begonnen und läuft noch bis zum 13.08.2010.
Neue Aktionäre können junge Aktien der Windkraft Simonsfeld AG zum Ausgabepreis von 150 Euro pro Aktie erwerben - hier läuft die Frist vom 19.08. bis 05.11.2010. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich von den Altaktionären anteilig Bezugsrechte für neue Aktien zu Kaufen und diese dann günstiger (siehe oben) zu erwerben.
Die neuen Aktien sind gleich stimmberechtigt und auch mit einer Dividenberechtigung für 2010 ausgestattet. Wieweit das Unternehmen bereits Gewinne ausschüttet (im Vorjahr wurde bei einem Umsatz von 18,5 Mio. Euro ein EGT von 2,3 Mio. Euro erzielt), konnte bisweilen (mangels Antwort durch die WK Simonsfeld) nicht geklärt werden.
Die Aktien der Windkraft Simonsfeld werden gegenwärtig nicht an einer Börse gehandelt (es ist auch derzeit kein Börsegang in Sicht). Wie auch bei der W.E.B. Windenergie AG und der oekostrom AG betreibt die WK Simonsfeld auf der Homepage eine Plattform zum Kauf und Verkauf der eigenen Aktien.
Das Angebot von "alten Aktien" ist derzeit gering - auch die Nachfrage hält sich allerdings derzeit in Grenzen. Ein kleiner Nachteil von nicht börsenotierten Wertpapieren ist eben der oft sehr schwierige (langsame) Handel. Ein großer Vorteil: Bei diesen noch recht kleinen Gesellschaften legt man sehr viel Wert auf Aktionärspflege und durch die breitgefächerte Aktionsärsstruktur (derzeit 855 Aktionäre) werden auch kleine Aktionär oft auf der Hauptversammlung gehört.
Das in den Vorjahren negative Beispiel der oekostrom AG (pausenlose Verluste, Notverkäufe und Streitigkeiten im Vorstand und Aufsichtsrat) soll aber hier Mahnung genug sein. Im Gegensatz zum Allrounder oekostrom AG beschäftigt sich die Windkraft Simonsfeld aber primär mit der Produktion von Strom aus Wind. Offenbar nun auch wieder vermehrt im Weinviertel - auch wenn in Bulgarien und Rumänien noch einige Windparks in Planungs sind.
Wie bei allen Aktien ist ein Investment in solche immer auch mit hohen Risken verbunden (Abhängigkeit des Kapitals vom Erfolg der Gesellschaft) - hier gilt es aber den Zusatznutzen "ökologisches Investment" zu beachten.
Nicht nur im Weinviertel tut sich demnächst einiges - auch der Landesversorger Niederösterreichs (die EVN) schichtet demnächst kräftig Kapital um.
Während sich der 36%-Aktionär EnBW (Energie Bad-Württemberg) von seinem Anteil trennen möchte (derzeit wird ein Verkauf über die Börse an institutionelle Großanleger im Herbst erwogen), will sich die EVN 200 Mio. Euro frisches Kapital an der Börse holen.
Die Hälfte davon will voraussichtlich der Hauptaktionär (NÖ-Beteiligungsholding - Land Niederösterreich, 51%) kaufen, die andere Hälfte der neuen Anteile soll in den Streubesitz wandern.
Durch den Verkauf der EnBW-Anteile könnte sich der Streubesitz der EVN deutlich bessern - derzeit liegt er ca. bei mageren 13 Prozent.
Ob große EVN oder kleine WK Simonsfeld - entscheiden Sie selbst. Der Anteil der erneuerbaren Energien ist jedenfalls bei der WK Simonsfeld deutlich höher... Auch wenn die EVN in den nächsten Jahren 800 Mio. Euro in den Ausbau solcher Energieträger investieren möchte (200 Mio. in Windräder, 600 Mio. in Bau und Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken).
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Juni 2010