Der Sommer hat Österreich endgültig erreicht, die Sonnenenergie erwärmt gerade den gesamten europäischen Kontinent und die Besitzer von Fotovoltaik- bzw. Solaranlagen (zur Warmwasseraufbereitung bzw. zur Heizungsunterstützung) erfreuen sich wieder einmal guter Erträge.
Der daraus resultierende Strom wird ob des laufend steigenden Strombedarfs auch dringend benötigt - insbesondere angesichts der in naher Zukunft sehr wahrscheinlichen Engpässe in der Stromerzeugung durch nichterneuerbare Energieträger wie Öl, Erdgas oder Kohle. Von Atomstrom hier gar nicht zu sprechen - auch dieser wird in Europa wohl noch des öfteren für negative Schlagzeilen sorgen.
War Österreich noch vor vielen Jahren eines der ersten Länder mit einem nennenswerten Anteil an Ökostrom, so verliert man in diesem Segment gegenwärtig den Anschluss an die europäischen Vorzeigeländer.
Im europäischen Vergleich bezüglich Neuinstallierung von Fotovoltaik-Anlagen war man im Vorjahr sogar absolutes Schlusslicht: Während z.B. Deutschland Anlagen mit einer Maximalleistung von 3.000 Megawatt installiert hat und das (einwohnermäßig) vergleichbare Tschechien 411 MW ans Netz angeschlossen hat, brachte es Österreich auf knapp 20 MW. Fast schon peinlich.
Offensichtlich verlässt man sich in Sachen "grüner Strom" derzeit auf den angekündigten Ausbau der Wasserkraft (via Verbund) und vernachlässigt die neuen Ökostromformen gewaltig: In Sachen Ausbau der Windkraft waren die letzten Jahre eine regelrechte Katastrophe - mehrere Jahre wurde keine einzige neue Windkraftanlage errichtet, die heimischen Windkrafterzeuger wichen diesbezüglich häufig in benachbarte Länder bzw. sogar z.B. nach Bulgarien aus.
Erst heuer gibt es (durch die Erhöhung der Einspeisetarife für Windstrom) wieder einige Neuplanungen und Neuerrichtungen von Windrädern.
In Sachen Sonnenstrom wird man aber wohl auch 2010 europaweit einen der hintersten Plätze einnehmen:
Die schlechten Zahlen Österreichs in Sachen Fotovoltaik-Neuinstallation liegen eindeutig nicht an der fehlenden Bereitschaft von Unternehmen und Privaten. vielmehr ist das intransparente Fördersystem Österreichs daran schuld. Während in Deutschland so mancher schlaue Bauer seine Felder mit Fotovoltaikanlagen bepflanzt hat (was wohl auch nicht ganz Sinn der Sache ist), muss man sich in Österreich erst einmal durch den Behördendschungel kämpfen und die laufend geänderten Förderbedingungen in Erfahrung bringen.
Im Vorjahr wurde die Förderstelle des österreichischen Klima- und Energiefonds von Anträgen aus ganz Österreich regelrecht überhäuft (die Webseite konnte den Ansturm zum Antragsstichtag gar nicht mehr bewältigen) - heuer sammelt man die Anträge gesondert nach Bundesländern.
Magere 35 Mio. Euro (aber immerhin mehr als 2009) stehen 2010 zur Verfügung - was Förderungen für ca. 5.500 Fotovoltaik-Anlagen ergibt.
Gefördert werden private Anlagen bis max. 5 kWp. Die Förderung von Anlagenerweiterungen ist zwar möglich, es darf aber die gesamte Anlagen-Spitzenleistung nach der Erweiterung 5 kWpeak nicht überschreiten. Mehr Informationen dazu beim Link unten.
Ihr Ansuchen könnte aber heuer schon zu spät kommen - alleine in der Steiermark wurden bis heute früh 3.590 Anträge gestellt und in Oberösterreich sind es auch schon 2.470. Schlusslicht ist hier übrigens (nicht ganz überraschend) Wien mit 113 Anträgen.
Insgesamt wurden bis heute morgen schon über 3.400 Anträge abgeschlossen - einige tausend Anträge auf Förderung warten noch in der "Behördenpipeline".
Nicht nur das umständliche Fördersystem bei der Errichtung von Fotovoltaikanlagen erzürnt so manchen Ökostrom-Fan - auch die Einspeisetarife sind für kleinere Anlagen (unter 5kWp) nicht attraktiv. Nur für größere Anlagen gibt es hier Sonderbudgets - welche aber auch schon lange (bald auch schon für 2012) aufgebraucht sind.
So Österreich seine Klimaziele wirklich erreichen will und auch den Anschluss in Technologiefragen dieser Zukunftsbranche nicht verlieren möchte, wäre eine baldige Reform der Fotovoltaik-Förderungen wohl dringend notwendig.
Förderungen für die Errichtung sollten nicht zeitlich limitiert werden, alle Photovoltiak-Stromproduzenten (unabhängig von der Größe der Anlage) sollten etwas höhere Einspeisetarife erhalten.
Natürlich kostet das einiges an Geld. Es gibt aber wohl kaum Investitionen, die derzeit sinnvoller und zukunftsträchtiger sind als Ökostrom-Investments. Der Arbeitsmarkt würde dadurch einen kleinen Impuls erhalten und die Energieabhängigkeit Österreichs würde sich wieder ein Stück reduzieren.
Das einstige Öko-Vorzeigeland Österreich muss sich in Sachen Ökostrom wieder nach oben orientieren.
Ad hoc-Meldung - Juli 2010