Auch wenn in den Monaten April, Mai und Juni 2010 weniger neue KFZ zum Verkehr zugelassen wurden als in den gleichen Monaten des Vorjahres (April: -11,2%, Mai: -3,1%, Juni -6,5%) - der Autohandel sollte ob der bisherigen Verkaufsstatistik (1. Halbjahr 2010) kaum Grund zur Klage haben.
In den ersten 6 Monaten des aktuellen Jahres wurden nämlich um 0,8% mehr neue Kraftfahrzeuge (aller Arten) zum Verkehr zugelassen als ein Jahr zuvor. 0,8% Zuwachs im Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2010 wäre in vielen Branchen kaum ein Erfolg - weiß man aber um die im Vorjahr bei Neuwagenkäufern sehr beliebte Verschrottungsprämie (welche ab April für starke Zuwächse sorgte), muss man wohl mit diesem Zuwachs sehr zufrieden sein.
169.675 neue PKW wurden im ersten Halbjahr zum Verkehr zugelassen - das ist ein Plus von 2,2%. Auch bei den im Vorjahr so vehement unter Absatzproblemen leidenden LKW wurden kleine Zuwächse (auf geringem Niveau) verzeichnet: Mit 15.151 LKW wurden immerhin um 2,3% mehr verkauft als im Vorjahreszeitraum. Ein klares Zeichen der wirtschaftlichen Erholung in Handel und Gewerbe.
Rückgänge gab es hingegen bei allen Arten von Motorrädern - von Mofa über Leichmotorräder bis hin zu den schweren Brummern wurde heuer durch die Bank weniger abgesetzt. Mag sein, dass hier das schlechte Wetter der ersten Jahreshälfte auch so manchen Kauf verhindert hat - im Vorjahr verzeichneten Motorräder noch ein deutliches Absatzplus.
Zwar sind benzinbetriebene Fahrzeuge derzeit noch knapp in der Mehrheit (50,3% aller PKW) - Dieselmotoren (49,3%) sind aber schon wieder auf der Überholspur . Der nun vergleichweise (mit Benzin) wieder günstigere Diesel lässt viele Autofahrer wieder zu Diesel wechseln. Benzinfahrzeuge verkaufen sich heuer um 6% schlechter als im Vorjahr (heuer: 85.267 Stück); dieselbetriebene Motoren wurden um satte 12,3% mehr angemeldet (83.677 Stück).
Elektromotoren sind heuer noch in der Lauerstellung (der "Massenverkauf" ist erst für 2011 und 2012 zu erwarten) - der Trend ist aber (in statistisch nicht relevanter Menge) trotzdem klar zu erkennen: Nach 22 Stück im Vorjahr wurden heuer in den ersten 6 Monaten immerhin schon 55 Stück Elektroautos ausgeliefert.
Die Hybridfahrzeuge erfreuen sich auch heuer einer größer werdenden Fangemeinde: Immerhin schon 492 Autos mit Hybridtechnik (nach 393 im Vorjahreszeitraum) fanden in der ersten Jahreshälfte Käufer. Immerhin ein Marktanteil von 0,3%...
Im Vorjahr wurden verstärkt schwächere Motoren (weniger KW/PS) nachgefragt - das Billigauto war stark in Mode. Heuer hat sich dieser Trend abgeschwächt und es werden wieder mehr etwas stärkere (aber nicht ganz starke) Modelle gekauft. Im Segment 41-55 Kilowatt gab es leichte Rückgänge, von 56 bis 89 KW (Mittelklasseautos) wurde wieder mehr nachgefragt. Wohl auch kein schlechtes Zeichen für die Autohändler, welche bei den Kleinwägen ja kaum noch Handelsmargen haben.
Automarke Nr. 1 ist in Österreich weiterhin ganz klar VW (mit den Topmarken Golf und Polo). Mit 16,3% Marktanteil (27.681 Fahrzeuge) bei den Neuwagenverkäufen liegt man klar vor der Konkurrenz und konnte die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr sogar noch um 5,2% ausbauen.
Der zweite Platz in der Verkaufsstatistik geht wieder einmal an Opel - mit 7,8% Marktanteil und einer Steigerung der Verkäufe um 7,5% liegt Opel sehr gut im Rennen.
Rang 3 holt sich Renault - Marktanteil 6,7% und solide 10,2% mehr verkaufte Autos!
Auf den weiteren Plätzen: Ford (6% Marktanteil - aber -9,3% verkaufte Autos), Skoda (5,8% Marktanteil, +6,9% Verkäufe), Audi (5,5% Marktanteil, -3% Verkäufe) und Fiat (5,3% Marktanteil und tolle 10,4% mehr Verkäufe). Aufsteiger des Jahres ist heuer Hyundai mit 29,2% mehr verkauften Autos als noch im 1. Halbjahr 2009.
Während im 2. Halbjahr 2009 die Verschrottungsprämie keine Relevanz mehr hatte, dafür aber erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung am Horizont erschienen, so könnte das 2. Halbjahr 2010 zum Wegweiser für den heimischen Autohandel werden.
Ob die Kaufeslust der heimischen Autofahrer nun schon erschöpft ist bzw. durch mögliche Steuererhöhungen (MÖSt, NOVA etc.) gebremst wird bzw. ob der Ausverkauf bei den Autohäusern weiterhin munter betrieben wird, ist derzeit sehr schwer zu beurteilen.
Tendenziell könnte es aber mit den Verkäufen wieder eher nach unten gehen. Vielleicht bringen ja die 2011/2012 erscheinenden Serienmodelle von Elektroautos namhafter Hersteller völlig neu Impulse. Ein wünschenswerter Gedanke.
Ad hoc-Meldung - Juli 2010