Gegen 18 Uhr (also nach Handelsschluss an den europäischen Börsen) erwartet man heute mit einiger Spannung die Ergebnisse des sogenannten "Banken-Stresstests" für große Europäische Banken.
Bei diesem Test soll die Überlebensfähigkeit von 91 wichtigen europäischen Banken im erneuten Krisenfall überprüft werden. 3 negative Szenarien werden angenommen: Ein Konjunktureinbruch um 3%, ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie ein starker Wertverfall bezüglich Staatsanleihen.
3 Szenarien, die gegenwärtig kaum zu befürchten sind (ein leichter Aufschwung weht derzeit durch fast alle Länder der EU) - die aber in Zukunft immer wieder vorkommen können (und werden).
Geprüft werden z.B. 27 spanische, 14 deutsche, 6 griechische oder 5 italienische Banken - in Österreich wird die RZB und die Erste Bank Group bezüglich Krisenresistenz genauer unter die Lupe genommen. Die Bank Austria wird gemeinsam mit der italienischen Konzernmutter UniCredit geprüft.
Lange hat man sich vor der Veröffentlichung der Ergebnisse gefürchtet - knapp vor der Bekanntgabe spricht man derzeit aber eher von einem "Stabilisierungsfaktor" für die europäischen Banken und Finanzmärkte.
Als Durchfallskanditat wird derzeit nur der deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) gehandelt - die Probleme des Unternehmens sind aber seit der Verstaatlichung der HRE schon wohlbekannt. Hätte man ja auch gleich die Hypo Alpe Adria Group prüfen können (deren Probleme wohl noch größer sind und welche ebenso notverstaatlicht wurde).
Die Börsen gingen in den letzten Tagen von durchwegs positiven Ergebnissen aus - Bankenwerte (auch in Österreich) waren gefragt und verzeichneten starke Kursgewinne. Auch am Veröffentlichungstag (heute) der Stresstests zeigen sich Bankenaktien durchaus solide - keine Spur von Ängsten bezüglich negativer Beurteilung.
Man kann also fast davon ausgehen, dass die große Mehrheit der geprüften Banken den Stresstest souverän besteht. Viele Banken werden aber wohl auf die derzeit schlechte bis schwache Eigenkapitalausstattung hingewiesen. Auch in Österreich könnte hier noch etwas Handlungsbedarf festgestellt werden.
Nachdem nur echte Großbanken überprüft wurden, wäre folglich der Stresstest für Banken im mittlerem Segment auch sehr sinnvoll. Mögliche Bankenpleiten mit Folgeschäden a la Finanzkrise könnten somit schon im Ansatz erkannt bzw. vermieden werden. Gilt auch für Österreich.
Wie es scheint (ohne noch die Ergenisse zu kennen) hat der Bankenstresstest aber eher zur Beruhigung der europäischen Finanzmärkte (inklusive Euro) beigetragen und könnte eine (wirtschaftlich) durchaus zufriedenstellende zweite Jahreshälfte einläuten.
Ad hoc-Meldung - Juli 2010