Börsen nehmen ja bekanntlich zukünftige Ereignisse vorweg - sie versuchen es zumindest. Wer dann zur rechten Zeit den richtigen Trend erraten hat, fährt dicke Beute ein. Oder auch nicht.
Aktuell werden nämlich in vielen Ländern Europas gerade tolle Zahlen in Sachen Wirtschaft bekanntgegeben. Einerseits sind viele Unternehmen schon wieder deutlich auf der Gewinnspur (und knüpfen an die Ergebnisse vor der Finanzkrise an) - andererseits brummte im 2. Quartal der Wirtschaftsmotor vieler Länder der Eurozone ausgesprochen gut.
Besonders toll lief es im zweiten Quartal 2010 für Deutschland: Das BIP stieg im Vergleich zum Vorquartal um fette 2,2% an - im Vergleich zum Vorjahresquartal waren gar 3,7% BIP-Anstieg zu verzeichnen.
Österreich hinkte da ein wenig nach - mit +0,9% zum Vorquartal und mit +1,9% zum Vorjahresquartal wurden aber deutlich bessere Ergebnisse eingefahren, als noch vor ein paar Monaten zu vermuten war.
Ähnlich der heimischen Zahlen auch die Ergebnisse der Eurozone: +1,0% Wachstum zum Vorquartal, +1,7% zum Vorjahresquartal.
Besonders gut lief im 2. Quartal die Exportwirtschaft (Deutschlands) und die Baubranche.
Die guten Ergebnisse vieler Unternehmen im 1. Quartal 2010 wurden durch die Euro-Krise an den Börsen nicht ausreichend honoriert. Darüber hinaus war der Vergleich mit dem Katastrophenquartal I/2009 auch oft ein leichter, welchen Börsianer oft nicht ernst nahmen.
Gegenwärtig trudeln schon wieder recht solide Quartalsergebnisse II/2010 ein - auch bei diesen (zumeist recht guten) Ergebnissen werden kaum Kursfeuerwerke zu erwarten sein.
Politik und Wirtschaft fürchten sich nämlich schon von den nun schön langsam eintrudelnden Resultaten der Sanierungen von Staatshaushalten. Viele Volkswirtschaften (z.B. Griechenland, Spanien, Irland etc.) werden in den nächsten Monaten (oder gar Jahren) ein sinkendes BIP aufweisen - die ersten (negativen) Resultate aus Griechenland liegen hier schon vor.
Aber nicht nur Griechenland muss den Staatshaushalt nach der Finanzkrise kräftig sanieren - fast alle anderen Länder Europas haben hier massive Einsparungen bzw. Steuererhöhungen vor sich. Maßnahmen, die mit Sicherheit schon recht bald auf die Wirtschaftsleistung drücken werden. Auch Österreich (wo man vor der Budgetsanierung noch Landtagswahlen abwartet) wird hier keine Ausnahme sein.
Genau diese Erwartungen dämpfen gegenwärtig den Optimismus an den Börsen. Auch 2011 und die Folgejahre werden mit einiger Sicherheit keine Jubelmeldungen in Sachen europäischem Wirtschaftswachstum zulassen - nur Ausnahmen werden diese Regel bestätigen.
Wer sich jedoch gegenwärtig erfolgreich in Sachen "Stock-Picking" betätigt, findet noch jede Menge unterbewertete Unternehmen und Turn-Around-Kanditaten vor. Die Dividendenrenditen so mancher "Blue-Chips" übertreffen die Erträge konservativer Sparformen (wie auch von Anleihen) derzeit massiv! Gerade an der Wiener Börse locken jede Menge günstig bewertete und solide Titeln. Den Mutigen gehört die (Aktien-)Welt.
Für die nächsten Jahre ist jedoch in Sachen Aktien mit Sicherheit eine gewaltige Portion Geduld und Wissen gefragt.
Ad hoc-Meldung - August 2010