Die Kreditvorsorgen heimischer Großbanken sind auch 2010 noch in beträchtlichen Höhen. Mit 23 Prozent fauler Kredite (sog. "Non-Performing-Loans") präsentierte die im Dezember 2009 notverstaatlichte Hypo Group Alpe Adria jedoch einen neuen und absoluten Rekordwert. Wohl keine andere Bank des Landes könnte eine derart katastrophale Kreditrisikovorsorge in positive Bilanzzahlen umwandeln.
Auch die nun dem Steuerzahler gehörende Ex-Haus-und-Hofbank der Kärtner Politgarde (neuerdings unter Führung von Gottwald Kranebitter) natürlich nicht: Zum Halbjahr 2010 stieg der Konzernverlust auf satte 498,9 Mio. Euro an (Vorjahreszeitraum: 162,1 Mio. Euro).
8,27 Mrd. Euro an Krediten werden derzeit nicht bedient - bei einer Bilanzsumme von 41,77 Mrd. Euro kein "Lärcherl". Sehr wohl gibt es bei vielen Krediten auch Besicherungen, auf welche man im Zahlungsausfall normalerweise zurückgreifen kann. Bei den massenhaften Medienberichten rund um die flexible Kreditvergaben der Vergangenheit darf man aber (vorsichtig ausgedrückt) annehmen, dass die Hypo Group unglaublich häufig auf Gauner und Gaukler reingefallen ist und somit ein großer Anteil dieser Kredite völlig uneinbringlich ist.
Von kroatischen Ex-Generälen die sich Lösegeld ausgeborgt (und nicht zurückgezahlt) haben über verschwundene Leasingboote bis hin zur lockeren Finanzierung von seltsamen Lokalpolitikprojekten gibt es eine lange Liste von Medienberichten.
Schadenersatzklagen gegen dubiose Ex-Freunderln sind zwar in Vorbereitung - der Erfolg dieser Klagen (in monetärer) Hinsicht ist aber genauso zweifelhaft wie die seinerzeitigen Grundgeschäfte.
Ein derariges Tollhaus (zumindest historisch gesehen) wieder in Bahnen zu bringen ist wohl keine leichte Aufgabe. Vielleicht sollte man einmal das Gespräch mit der aktuellen Immofinanz-Führung suchen, welche tabularasa reinen Tisch im schmutzigen Kellerabteil gemacht hat und dieser Tage schon wieder mit Gewinnen glänzt.
Die Übung bei der Hypo Group Alpe Adria dürfte jedoch deutlich schwerer fallen - 2010 wird seitens Geschäftsführung ein Verlust von "deutlich unter einer Milliarde" erwartet - das könnten auch 949 Mio. Euro sein....?
Kranebitter & Co. haben also noch kräftig den Besen zu schwingen und es wird wohl kaum überraschen, wenn da noch einige neue Geschichten aus dem Kärntner Unterland (& Co.) auftauchen.
Die neue Führung dürfte wohl heuer primär mit investigativem Bereich tätig sein - das gesammte Schlamassel ist wohl noch nicht in Zahlen dargestellt. Für die große Strukturbereinigung (Verkäufe von Geschäftsfeldern bzw. Rückzug aus manchen Ländern wie Italien oder Montenegro) und dem wohl nötigen Personalabbau scheint noch nicht ausreichend Zeit gewesen sein.
Der Mitarbeiterstand ist seit Jahresanfang sogar noch leicht angestiegen (von 7.733 auf 7.829). Sind das lauter Detektive oder gar noch ein paar neue Versorgungsposten? Man darf sich jedenfalls (ahnungslos) wundern...
Für Ende 2011 sagt Kranebitter derzeit sogar die "Nulllinie" voraus - eine angesichts der derzeitigen Probleme durchaus gewagte Prognose. Man darf aber annehmen, dass die Hypo Group bis dahin die Kosten massiv reduziert, sich von einigen Niederlassungen und Besitztümern trennt und auch die Kreditvorsorgen klarer abgrenzen kann.
Diesbezüglich könnte man ja auch einmal bei der BAWAG nachfragen, welche heuer (nach einigen Verlustjahren) wieder ins Plus dreht. Auch die zuletzt krisengeschüttelten Volksbanken (als ÖVAG) vermelden immerhin einen (wenn auch bescheidenen) Gewinn.
Die letztgenannten Banken könnten damit sogar schon bald mit den Zinszahlungen für die staatliche Hilfe beginnen - die Rückzahlung dieser Gelder scheint auch recht wahrscheinlich.
Die Hypo Group wird wohl auch 2011 (auch wenn in der zweiten Jahreshälfte der Turnaround tatsächlich gelingen sollte) ein deutliches Minus hinlegen - bestenfalls wird die "Staatsbank wider Willen" dann zumindest dem Steuerzahler kein neues Geld mehr kosten.
2010 sind jedoch noch keine guten Nachrichten in Sicht - Hypo-Group-Aktien an der Börse (zwecks Privatisierung) wären gegenwärtig wohl "Penny-Stocks".
Von politischer Seite sollte man aktuell aber deutlich mehr Kostendruck betreiben - das würde auch dem Unternehmen nicht schaden.
Ad hoc-Meldung - August 2010