Schon seit vielen Jahren wird in Medien (inbesondere solchen mit Autoredaktion) mit großer Euphorie über die Neuentwicklungen in Sachen Elektroauto berichtet. Dabei sind Elektroautos gar nichts absolut Neues: Vor ca. 110 Jahren waren Elektroautos und dampfbetriebene Fahrzeuge deutlich vor den benzinbetriebenen Wägen zu finden. Aber schon ca. 1910 wurde der Elektroantrieb wieder deutlich von den Benzin- und Dieselmotoren verdrängt - was sich bis 2010 nicht geändert hat. Aktuell werden 99,8% aller in Österreich zum Verkehr zugelassenen Fahrzeuge mit Benzin oder Diesel betrieben.
Ob Aixam Mega E-City, City EL, Twike, GEM, dem schweineteuren Sportwagen Tesla Roadster (ca. 118.000 Euro) oder der Umbauvariante des Citroen C1 (ev'ie) - Elektroautos werden auch dieser Tage schon in Österreich gefahren. Teilweise sogar schon seit vielen Jahren.
Als dann aber Toyota mit dem Hybridfahrzeug Prius einen durchaus beachtenswerten Verkaufserfolg erzielen konnten, setzte auch in den benzindampfgesteuerten Chefetagen der Autoindustrie ein Umdenken ein: "Die Konsumenten legen für umweltschonende Fahrzeuge mit geringerem Energieverbrauch auch gerne einmal ein paar tausend Euro mehr hin. Ein Elektroauto muss her."
So begann vor einigen Jahren der Wettlauf in Sachen Entwicklung von serientauglichen "reinen" Elektrofahrzeugen - welchen in Europa nun Mitsubishi für sich entschieden haben dürfte (soweit man es ober der schon vorhandenen Auswahl an Elektrofahrzeugen - siehe Link unten - überhaupt behaupten darf).
Den i MiEV (den Namen sollte man im deutschen Sprachraum noch überdenken - auch wenn das Fahrzeug nicht stinkt) gibt es in Österreich ab sofort für Probefahrten zu haben - die ersten Fahrzeuge sollen schon im Dezember 2010 ausgeliefert werden (da kann man ob des üblichen Klimas in Österreich auch gleich die Batterien ordentlich beanspruchen...).
Der Mitsubishi-Importeur Denzel erwartet für das Jahr 2011 ca. 500 Käufer des i MiEV - viele davon sollen auch mit Leasingangeboten geködert werden. Keine unrealistische Annahme...
Der Kaufpreis soll bei fast 36.000 Euro liegen - ob man hier noch die üblichen 10 bis 15% runterhandeln kann, ist fraglich. Aber fragen sollte man jedenfalls - die Preise für Elektroautos werden nämlich schon sehr bald runtergehen...
49 Kilowatt (67 PS) hat das 3,48 Meter lange Vehikel, welches mit Lithium-Ionen-Batterie (16 kWh) ausgestattet ist.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ist der i MiEV natürlich autobahntauglich (wenn auch eher nur für die rechte Spur) - von Wien nach Linz oder nach Graz sollten Sie (ohne Zwischenstopp) allerdings nicht fahren: Die Reichweite pro Ladung liegt nämlich gerade bei 150 Kilometer.
Das 1.110 Kilogramm schwere Fahrzeug mit Heckmotor und 4 Türen ist in ca. 7-8 Stunden wieder voll aufgeladen - und zwar an jeder herkömmlichen 230-Volt-Steckdose.
Gegen der Kauf von Elektroautos spricht derzeit noch einiges: Die Fahrzeuge sind noch ausgesprochen teuer, die Leistung ist noch sehr gering und die möglichen Reichweiten aktueller Fahrzeuge reichen eher nur für Stadtfahrten sowie für kleinere Ausflüge. Für Dienstreisen bzw. für Urlaubsfahrten sind i MiEV und Konsorten noch nicht wirklich tauglich - denn wer möchte schon alle 150 Kilometer eine 8-stündige Pause einlegen und dabei noch auf die Suche nach einer Stromdose gehen.
Aber man kennt das ja schon: Entwicklungskosten zahlen immer die Erstkäufer. Es gilt also zu hoffen, dass sehr viele Menschen (mit viel Geld) hier nicht nur auf den Ankaufspreis schauen (welcher sich ja ob geringerer Versicherungsprämien und vergleichsweise billigerer Stromladung später leicht amortisiert) und ganz einfach die neue Technik ausprobieren wollen.
Als Stadtfahrzeug ist der i MiEV aber durchaus schon geeignet (der Zugang zu Steckdosen sollte allerdings vorhanden sein) - massentauglich ist er ob der hohen Anschaffungskosten jedoch noch nicht. Die Betonung liegt hier aber deutlich auf "noch" - denn liest man derzeit von Akkukosten von ca. 11.000 Euro, so könnten diese (kolportiert) schon bald nur noch bei 900 Euro liegen.
Liegt der Preis eines tauglichen (und das ist der i Miev wohl allemal) Elektrofahrzeuges dann in einigen Jahren bei 25.000 Euro (oder darunter), könnte sich der Marktanteil der "Stromfresser" schon bald beträchtlich erhöhen.
Der i MiEV startet in Österreich ab Dezember 2010 durch - die nächsten Jahre werden aber sehr spannend. Fast alle bedeutenden Autohersteller entwickeln derzeit zumindest ein Elektroauto - denn keiner möchte den Aufsprung auf den gerade abfahrenden Zug verpassen.
2010 verläuft in Sachen Elektroautos in Österreich noch sehr ruhig. Bis Ende August wurden hierzulande über 223.000 neue PKW zugelassen. Davon waren nur 66 Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb ausgestattet (im Vorjahreszeitraum waren es allerdings überhaupt nur 23 Stück). Dagegen stehen immerhin 771 Hybridantriebe zu Buche - im Vorjahreszeitraum Jänner bis August waren es auch schon 675.
Nachdem aber ab sofort auch rennomierte Markenhersteller (wie Misubishi) Elektrofahrzeuge anbieten, wird den Autofahrern eine wesentliche Sorge genommen: Was passiert, wenn das Fahrzeug nicht mehr funktioniert. Größeren Herstellern (mit mehr Servicestellen) traut man hier wohl viel mehr zu als den bisherigen Anbietern.
2011 und 2012 (sowie die Folgejahre) kommt eine Elektroauto-Schwemme auf uns zu - fast alle Autokonzerne entwickeln eifrig (wohl primär an den Kapazitäten der Batterien).
2011 planen z.B. Opel Ampera bzw. Chevrolet Volt (mit Benzingenerator zur Reichweitenverlängerung), Nissan Leaf sowie Renault Kangoo Rapid Z.E. den Markteintritt. 2012 rollt dann überhaupt die große Elektrowelle vom Band: Audi e-tron (Sportwagen), Mercedes A-Klasse E-Cell, Ford Focus EV, Renault Fluence und auch der Toyota FT EV II geben sich (voraussichtlich) die Ehre.
Bis 2013 der heimische Marktführer VW seinen VW Lupo II E-Up und den Golf blue-e-motion präsentiert, werden sich wohl auch schon viele Exoten (wo man auch sehr auf chinesische oder indische Modelle hoffen darf) zu günstigen Preisen präsentieren.
Der nachhaltige Erfolg von Elektroautos ist derzeit noch sehr schwer zu beurteilen. Finden aber die derzeit und in den nächsten Jahren präsentierten Vehikel viele Abnehmer und kann dadurch der Preis, die Reichweite und der Komfort der Fahrzeuge verbessert werden, könnten 10 bis 15 Jahren schon mehr als 10% der neu verkauften Fahrzeuge mit Strom betrieben werden.
Vorher gilt es aber noch einige grundsätzliche Fragen zu klären: Sind ausreichend Rohstoffe für die Batterienerzeugung vorhanden, wie wird der zusätzlich benötigte Strom für die scheinbar umweltfreundliche Technik gewonnen (Öl, Gas, Kohle, Atom etc.?!), wie schnell kann man die Reichweiten vergrößeren, wie konfortabel und rasch ist der Tankvorgang (Tankstellen?) etc.
Auch die Entwicklung des Ölpreises wird für den Erfolg der Elektrofahrzeuges sehr wesentlich sein. Steigt dieser (was eher zu erwarten ist) in den nächsten Jahren deutlich über 100 Dollar/Barrel, könnte auch der Mittelstand an Elektroautos Gefallen finden - soweit der Strompreis nicht auch sehr stark anzieht etc.
Viele offene Fragen - aber eine sehr interessante Entwicklung. Die Geldmarie kauft noch nicht - bleibt aber dicht dran.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - September 2010