Dass die Gewerkschaft und ihre Vertreter (Betriebsräte) für Unternehmen Gift sein können, hat sich bei der AUA in den letzten Jahren ziemlich deutlich bewahrheitet. Privilegien der Angestellten (egal ob Flug- oder Bodenpersonal), zu viele Mitarbeiter trotz roter Zahlen und Streiks bzw. Streikdrohungen waren am mangelnden Geschäftserfolg (und der folgenden Erstarrung) der damals noch österreichischen Airline sicherlich nicht unbeteiligt.
Es musste erst die starke Hand der deutschen Lufthansa her, um den Turnaround (welcher für das Gesamtjahr 2011 zu erwarten ist) wieder in Sicht zu bringen. Der Betriebsrat der AUA war in dieser Zeit (2009, Anfang 2010) erstaunlich ruhig und kooperativ.
Die Nachrichtenlage bei der AUA hat sich 2010 deutlich verbessert: Im (traditionell ertragreichen) Sommer folg man sogar kurzfristig schon wieder in den schwarzen Zahlen - für 2010 wird nur noch ein kleines Minus erwartet.
Die Passagierzahlen stiegen bis Ende November um 9,9% auf 10,2 Mio. Passagiere an, die Auslastung konnte bisher um 3% auf 77,2% gesteigert werden.
Bei den nun schon mehrfach gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen für das Bodenpersonal möchte man seitens Betriebsrat wieder einmal Muskeln zeigen: Die Verhandlungen wurden gestern Abend ohne Ergebnisse abgebrochen - Streiks in der kommenden Woche sind nicht unwahrscheinlich.
Während die Geschäftsführung darauf pocht, laut Vereinbarung heuer keine KV-Erhöhungen durchzuführen (es werden nur Pauschalerhöhungen angeboten), möchte der Betriebsrat zuminderst die Inflationsrate abgegolten haben. Einer seitens AUA gebotenen Million steht eine Forderung der Belegschaft von da. 2,5 Mio. gegenüber.
Ob hier der Zeitpunkt betriebsrätlicher Härte ideal gewählt ist, darf bezweifelt werden. Eher sollte man erst dann wieder Muskeln zeigen, wenn das Unternehmen tatsächlich wieder gesundet ist - und diesbezüglich scheint trotz guter Zwischenergebnisse noch keine absolute Sicherheit zu herrschen.
Die Passagierzahlen stiegen im November bei der AUA nämlich nur noch um 6,8% (auf 798.100 Passagiere) - die zweistelligen Zuwachsraten (aufgrund des Vergleiches mit Zahlen aus der Finanzkrise im Vorjahr) dürften wohl bald der Vergangenheit angehören. Zuwächse erreichte man im November nur noch im Europageschäft (plus 10,9% auf 657.200 Passagiere) - Charter dürfte wohl im Auslaufen sein (minus 43,2% auf 15.000 Passagiere) und Interkontinentalflüge (minus 2,1% auf 125.000) überlässt man ebenfalls verstärkt anderen Airlines.
Auch die höheren Ölpreise und die kommende Flugticketsteuer werden Fliegen 2011 deutlich teurer machen als noch 2010 - ob die AUA in diesem Umfeld die schwarzen Zahlen erreichen kann, ist jedenfalls noch offen.
Es wäre demnach vielleicht ratsam, ein noch leicht verbessertes Angebot (welches sicher noch drin ist) der Chefetage anzunehmen und bei nachhaltigem Erreichen der Gewinnzone im nächsten Jahr höhere Forderungen zu stellen. Vielleicht zeigt sich die Lufthansa dann ja ähnlich großzügig wie in Deutschland - Lufthansa-Angestellte erhalten heuer eine Sonderzahlung von 700 Euro. Aber die Lufthansa ist ja bekanntlicherweise auch profitabel...
Das Hauptziel des Betriebsrates sollte derzeit eher die Beibehaltung von Arbeitsplätzen sein (oder 2011 sogar wieder ein Mitarbeiterplus) - der neue AUA-Chef Antinori könnte nämlich im Falle des Nichterreichens der Gewinnzone auf die Idee kommen, gleich noch ein paar hundert AUA-Mitarbeiter abzubauen.
Ob man nun 2011 nun 20 oder 40 Euro mehr Nettogehalt bekommt, ist da wohl für viele leidgeplagte AUA-Angestellte sekundär - viel mehr wert ist wohl ein sicherer Arbeitsplatz in einem gesunden Unternehmen.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2010