Mit aktuell 2.890 Indexpunkten konnte sich der heimische ATX (Leitindex der Wiener Börse) im Jahresverlauf nun doch noch vom Fleck bewegen (Jahresanfang: ca. 2.500 Punkte). Seit September 2010 geht es wieder merklich bergauf (einzig der November bremste etwas) - derzeit kann man sogar durchaus von einer Jahresendrallye in Wien sprechen.
Für 2009 und 2010 hat die Geldmarie ja schon steigende Kurse prognostiziert - wer mutig war, konnte demnach mit heimischen Aktien schon wieder viel Geld verdienen (bzw. Verluste aus 2008/2009 wettmachen).
2011 wird jedoch ein spannendes Jahr für Wiener Aktien: Geht die Serie von guten Nachrichten weiter (bisweilen verglich man ja oft nur mit dem Katastrophenjahr davor), schadet die Steuer auf Aktiengewinne dem heimischen Markt oder kann die Wiener Börse die negative Outperformance (aufgrund der gewichtigen Finanztitel im ATX) gegenüber anderen Börsen 2011 kompensieren...?
Viele offenen Fragen (wie immer bei Aktien) und der Versuch einer Prognose (selbstverständlich ohne Gewähr;-):
Von 40 auf 68 Euro in 12 Monaten - 2010 war für Andritz ein tolles Jahr. Gute Auftragslage und Sanierungspotezial für die unlängst günstig erworbene AE&E könnten auch 2011 für gute Zahlen sorgen. Als Dividendenpapier kann man Andritz derzeit aber nicht mehr empfehlen. Die Luft könnte 2011 raus sein.
Trotz Dividendenzahlung bleibt BWIN nach wie vor ein Papier für Spieler. Wieweit die angekündigte Fusion mit PartyGaming 2011 solide über die Bühne geht und auch andere (immer mögliche) Wolken in Sache Gesetzgebung für Onlinewetten sich 2011 auf BWIN positiv oder negativ niederschlagen werden, ist schwer zu prognostizieren. Die Umsätze selbst werden aber mangels Großereignis (Olympia, EM, WM etc.) eher stagnieren - BWIN könnte aber immer mit Zukäufen für Überraschungen sorgen.
Heuer schon von 26 Euro auf 34 Euro gestiegen. Solide Geschäftsergebnisse - aber nach wie vor hohe Risikovorsorgen. Die Erste Bank Group bleibt wohl auch 2011 sehr volatil. An schwachen Tagen könnte man hier noch zukaufen - zu den Höchstständen (ca. 60 Euro) ist noch viel Platz.
Die Enttäuschung von 2010 (von 13 Euro auf 11,50 runter) kann 2011 eigentlich nur positiv überraschen. Wieweit die EnBW 2011 ihren Anteil verkaufen will, wird sich nach dem Börsenkurs richten. Ein wenig mehr Streubesitz würde der EVN sowieso nicht schaden - Strompreiserhöhungen 2011 sind auch nicht sehr unwahrscheinlich. Einer meiner derzeitigen Lieblingsaktien (für 2011).
Trotz schwerer Managementturbulenzen 2010 von 34 Euro auf 50 Euro gestiegen. Deutlich mehr Passagiere 2010 konnten die strukturellen Probleme (Skylink, Management, hohe Kosten) überdecken. Der Kostendruck seitens Airlines (Lufthansa, Fly Niki etc.) wird aber weiter konstant bleiben - Höhenflüge beim Passagieraufkommen sind 2011 nicht mehr zu erwarten (höhere Ticketpreise, Flugticketsteuer). Wenig Platz für Höhenflüge.
Der einstige Darling für risikofreudige Anleger musste in den letzten Wochen arg Federn lassen. Mehrere teure Fehlinvestitionen darf sich Intercell wohl nicht mehr leisten - sonst ist das noch vorhandene Eigenkapital bald Geschichte. Auch Übernahmefantasien könnten 2011 im Raum stehen. Nur für sehr risikofreudige Investoren geeignet.
Von 70 auf 86 Euro gestiegen und nach wie vor gute Nachrichten. Spektakuläre Kursanstiege kann man sich vom Kartonspezialisten aber nicht mehr erwarten.
Die Post bringt allen was? 2011 wohl wieder etwas weniger Briefe. Auch wenn das Briefmonopol fällt - Konkurrenzsorgen muss sich die Post hier wohl kaum machen. Vielmehr wird es weiter darum gehen, defizitäre Postfilialen in Postpartner umzuwandeln, Personal abzubauen und damit das Ergebnis zu verbessern. Nur im Paketsegment ist Potenzial gegeben - insgesamt sind aber eher stagnierende bzw. leicht sinkende Umsätze zu erwarten. Die Aktie ist aber ob der Dividendenpolitik durchaus interessant - Höhenflüge sind weniger zu erwarten.
2010 hat sich der OMV-Kurs (im Jahresabstand gesehen) kaum bewegt. Steigende Ölpreise lassen für 2011 Rekordergebnisse erwarten - entwickeln sich auch die Erträge entsprechend, sollte hier noch einiges nach oben drin sein.
Wie auch bei der Erste Bank Group gilt auch hier: Hohe Risikovorsorgen im Osten, trotzdem durchaus beachtliche Gewinne. Schwere Sprünge nach oben dürfte es aber 2011 wohl auch bei der RBI nicht geben - Eurokrisen (die da sicher auch 2011 kommen werden) werden Banktiteln weiterhin belasten.
Von 16 auf 28 Euro in 12 Monaten: 2010 war für RHI sehr erfolgreich - nicht nur an der Börse. Eine Dividende für 2010 winkt, Expansion ist geplant. Viel Chancen - viel Risiko.
Von 33 auf 65 - Topperformer 2010. Als Ölfeldausrüster profitiert SBO sehr stark vom derzeit hohen Ölpreis. Wahrscheinlich wohl auch 2011 - ob man hier noch günstig auf einen fahrenden Zug aufspringen kann, bleibt abzuwarten.
Heuer schon von 26 Euro auf 39 Euro gestiegen. Feine Ergebnisse - aber schon ziemlich teuer...
Hat die Wirtschaftskrise deutlich besser als erwartet bewältigt - wenn auch noch nicht überstanden. Die Sparnotwendigkeiten im öffentlichem Sektor (z.B. Autobahnbau) sowie die unsichere Entwicklung im Ostraum sorgen weiterhin für Fragezeichen. Das Halten der Umsätze aus 2010 wäre wohl 2011 schon ein Erfolg. Mit 21 Euro für risikobewusste Anleger aber sicher eine (noch billige) Option.
Derzeit primär ein Dividendentitel - wie auch die Post. Umsatzsteigerungen sind auch 2011 kaum zu erwarten - Personal- und Kostenreduktion stehen wohl weiterhin im Vordergrund. Der Aktienkurs von 10 Euro scheint aber eine sehr günstige Einstiegsmöglichkeit zu sein...
Eine solide Wirtschaftslage und etwas höhere Strompreise (für 2011 zu erwarten) sowie hohe Dividenden (für den Hauptaktionär Republik Österreich) könnten den Verbund 2011 wieder besser abschneiden lassen. Verbund zählt 2010 zu den Verlierern - und scheint derzeit etwas unterbewertet.
Der größte heimische Versicherer erwartet für 2011 in Österreich eher gleichbleibende Prämieneinnahmen. 2010 lief gut - auch für die Aktionäre gab es ein kleines Plus. Zuwächse sind wohl nur in der Ostregion zu erwarten - der Aktienkurs dürfte nach oben nicht mehr viel Luft haben.
Durch die Finanzkrise arg gebeutelt. 2010 läuft für den Stahlerzeuger jedoch prächtig - von 26 Euro zu Jahresbeginn konnte man sich (mit Ausbrüchen nach unten) schon auf 36 Euro verbessern. Hält der Rohstoffboom an, ist die voestalpine auch 2011 einen Tipp wert.
Der Ziegelhersteller kam auch 2010 noch nicht so richtig in die Gewinne. Die Baubranche bleibt auch 2011 fragil - so sich Wienerberger 2011 in die Gewinnzone begibt, ist aber durchaus einiges drin. Ein paar Wienerberger-Aktien könnte ein breites Depot schon vertragen.
Die Aktien des Herstellers von Beleutungssystemen konnten sich heuer schon fast verdoppeln: Von 14 auf 20 Euro ging die Reise - im Mai konnte man Zumtobel sogar um 12 Euro erwerben. Die weitere Entwicklung ist aber (wie bei Bautiteln) noch ziemlich unsicher - die letzten Zwischenergebnisse haben jedenfalls positiv überrascht.
Die Spreu wird sich 2011 jedenfalls vom Weizen trennen - ein Blick auf Zwischenergebnisse und Bilanzen heimischer Aktiengesellschaften sollte unbedingt gemacht werden.
Sämtliche Prognosen ohne Gewähr!
Ad hoc-Meldung - Dezember 2010