Mit 2904,47 Indexpunkten ging der heimische Leitindex ATX nur knapp unter dem Jahreshöchststand aus dem Jahr 2010 - ein solides Plus von mehr als 16 Prozent konnte heuer mit dem ATX eingefahren werden.
Nachdem 2009 mit plus 43 Prozent eine kräftige Aufholjagd (nach dem Börsencrash 2008/2009) begann, setzte sich diese in Wien 2010 vorerst nur zögerlich fort. Trotz guter Nachrichten von den meisten heimischen Unternehmen (innerhalb des ATX) lag der Leitindex im Juni und Juli 2010 sogar klar unter den Jahresstartwerten - auch die Euroturbulenzen gingen an Wien nicht ganz vorüber...
Seit September ging es aber mit den meisten heimischen Titeln wieder steil bergauf - nur im November (Irland-Krise) wurde der Aufschwung wieder etwas gebremst. Für ein furioses Finale sorge allerdings der Dezember: Von ca. 2.600 Punkten ging es bis auf 2.940 Punkte rauf - ein furioser Jahresschluss. Die Vermutung liegt nahe, dass sich angesichts der neuen Vermögenszuwachssteuer ("Wertpapiersteuer", gilt ab 1.1.2011) viele heimische Anleger noch mit heimischen Aktien eindecken wollten.
Im Vergleich mit anderen Börsen liegt Wien 2010 im Spitzenfeld: Der MSCI-World-Index stieg nur um ca. 9% an, der deutsche DAX um 15% und der Dow Jones um immerhin 9 Prozent. In den Krisenländern Irland, Spanien, Portugal und Italien rutschten die lokalen Börsen sogar ins Minus - mit ca. 35% Minus dürfte Athen (Griechenland) hier negativer Europameister sein.
Mit einem Jahresplus von 92% ist der Ölfeldausstatter Schoeller-Bleckmann klarer Wien-Sieger. Auf dem 2. Platz landet Feuerfeststoffhersteller RHI - ein Plus von 81 Prozent wurde im Jahresvergleich eingefahren. Den letzten Stockerlplatz holte sich der Technologiekonzern Andritz - fast 70 Prozent Kurszuwachs erfreute hier die Anleger.
Auf den weiteren Plätzen: Zumtobel (+52%), Flughafen Wien (+47%), Semperit (+46%), voestalpine (+38%) und Erste Group Bank (+35%).
Auch noch mit hohen Zugewinnen: Mayr-Melnhof (+21%), Post (+30%) und Wienerberger (+11%).
Noch leicht im Plus: Vienna Insurance Grouß (+8%), Telekom Austria (+6%), Raiffeisen Bank International (+4%) und OMV (+1%).
Erst in den letzten Wochen des Jahres gab der ehemaligen Börsenliebling Intercell bekannt, dass die Entwicklung eines Impfpflasters aufgegeben werden musste - die Aktien verlor an einem Tag ca. 40% an Wert. Mit einem Jahresminus von 55 Prozent ist die Intercell-Aktie auch die schwächste ATX-Aktie des Jahres 2010. Auch 2011 wird für Intercell wohl kein leichtes Pflaster...
Sehr enttäuschend auch die BWIN-Aktien, welche innerhalb eines Jahres (und trotz Dividendenzahlung) mehr als 29 Prozent verloren. Die Fusion mit der britischen PartyGaming scheint den Anleger nicht sehr zu gefallen. Darüber hinaus wird sich BWIN 2011 vielleicht sogar von der Wiener Börse verabschieden - im Falle einer gelungenen Fusion scheint dies derzeit geplant zu sein.
Leichte Verluste auch für 2 heimische Versorger: EVN (-5 Prozent) und Verbund (-6 Prozent) sorgten mit nur teilweise gelungenen Kapitalerhöhungen aber schon für eine solide Basis für die nächsten Jahre. Das einprozentige Minus der STRABAG sollte keine großen Sorgen bereiten - der Baukonzern kam bisweilen recht gut durch die für Bauunternehmen kritischen Zeiten.
Viele Flop-Aktien befinden sich jedoch nicht mehr im ATX bzw. waren auch noch nie im ersten Segment der Wiener Börse gelistet: Für Aktionäre von Jowood, A-Tec Industries oder S & T war 2010 ein Katastrophenjahr. Aber immerhin: Die Hoffnung für 2011 lebt ja noch...
Auch für 2011 darf man sich von den meisten ATX-Unternehmen wieder solide Nachrichten erwarten - was sich eigentlich auch auf die Aktienkurse positiv niederschlagen sollte. Die Höchststände aus 2007 (fast 5.000 Punkte) werden aber wohl so schnell nicht mehr gesehen werden - auch wenn viele Unternehmen 2010/2011 die Zahlen aus 2007 längst wieder erreicht haben bzw. diese sogar klar übertreffen.
Die kleine Wiener Börse wird sich aber wohl wieder hauptsächlich an den internationalen Nachrichten orientieren. Auch die Vermögenszuwachssteuer auf Wertpapiere wird der ohnehin trägen heimischen Börse kaum auf die Sprünge helfen.
Während neben der BWIN auch in den kleineren Segmenten ein paar Aktientitel abhanden kommen könnten (Konkurse, Übernahmen etc.), sieht es mit Neuemissionen wohl auch 2011 schlecht aus. Da muss man sich schon über die eine oder andere Kapitalerhöhung freuen...
Sehr wohl stehen aber zumindest fast alle Aktien aus dem ATX gegenwärtig sehr solide da - was über die strukturellen Probleme einer kleinen Börse auch 2011 wieder hinwegsehen lassen könnte.
Und da das Zinsniveau auch 2011 weiterhin tief bleiben dürfte, könnte durchaus weiterhin Geld in die Kapitalmärkte fließen.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2010