Die nackten Zahlen stehen in der Überschrift. Das Bruttoinlandsprodukt (kurz: BIP) ist der Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen), welche innerhalb eines definierten Zeitraumes innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen.
Kein Wunder: Wir haben eine Finanzkrise - ein Wort, welches dieser Tage immer häufiger durch "Wirtschaftskrise" ersetzt wird. Und ohne zynisch klingen zu wollen: Das ist ein gutes Zeichen. Es war nämlich voraussehbar, dass der Finanzkrise eine Wirtschaftskrise folgen wird - und die beginnt nun kräftig zu wirken. Die Rettung der Finanzwelt dürfte vorab geglückt sein (obwohl noch einige katastrophale Bilanzen auf die Weltwirtschaft zukommen werden) - nunmehr geht es darum, die Arbeitslosigkeit in Grenzen zu halten und Betriebe (wie auch deren Arbeitnehmer) zu unterstützen.
Minus 2,8% waren es im Vergleich zum Vorjahresquartal - ein durchschnittlicher im Vergleich mit anderen (westlichen) Finanz- und Industrieländern. In Deutschland schrumpfte die Wirtschaft im 1. Quartal 2009 gar um 3,8%, Frankreich schnitt mit Minus 1,2% besser als erwartet ab. Im Vergleich zum Vorjahr (wo im ersten Quartal die Wirtschaft noch leicht gewachsen ist) ist ein Minus von 3,6% zu verzeichnen. Fest steht allerdings, dass es sich um den größten Einbruch in der Finanzgeschichte nach dem 2. Weltkrieg handelt. Waren es im Vorquartal (4. Quartal 2008) noch bescheidene minus 0,4%, so kommt nun die Finanz- und Wirtschaftskrise schön langsam der Wahrheit näher...
Das WIFO will schon eine kleine Trendumkehr bemerkt haben und erwartet für das 2. Quartal 2009 ein kleineres Minus. Begründet wird dies u.a. mit dem kalten Wetter (schlecht für die Bauwirtschaft), der erst im Mai am Lohnzettel zu bemerkenden Steuerreform oder auch mit den Autokäufen im April (aufgrund der Verschrottungsprämie nach hinten verschoben).
Die Geldmarie meint: Zu früh "gejubelt". Denn der Privatkonsum ist beim BIP nicht gerade unerheblich. Der Sommertourismus weist schlechte Buchungszahlen auf, die EM findet heuer nicht in Österreich statt, Arbeitslose werden laufend mehr, Kleinunternehmerpleiten werden sich verstärken uvm.
Mögen die (normalerweise sehr gut liegenden) Wirtschaftsforscher recht behalten - die Geldmarie würde sich jedoch schon freuen, wenn es wieder nur ein Minus von ca. 3% wird. Wenn man dann am Ende des Jahres 2009 bei minus 2 oder minus 1 liegt, könnte man von "Anzeichen der Erholung" sprechen. Wohl erst dann. Aber ein kleiner Hoffnungsschimmer seitens WIFO ist dem (wichtigen) Wirtschaftsklima sicher zuträglich;-)
Ad hoc-Meldung - Mai 2009