Wer vor vielen Jahren bei der heimischen Post mit einem lächerlichen Gehalt begann, der wusste, dass sich dieses in vielen Dienstjahren mit einiger Wahrscheinlichkeit verbessern würde. War schon so (wurde einem erzählt) - und wird auch immer so bleiben. Sollte man annehmen.
Ein paar Zulagen für den Zustelldienst machen den Job noch ein wenig attraktiver - eine Pragmatisierung sichert den Arbeitsplatz. Soweit so gut.
Während die Geldmarie die Schließungen von unrentablen Postämtern sehr gut nachvollziehen kann (mit intelligenten Lösungen können hier einige andere gefährdete Branche durch die Übernahme von einigen Postdienstleistungen profitieren), sieht es bei den nun kolportierten Maßnahmen der Post schon etwas anders aus.
Es liegt schon seit vielen Jahren im Trend, dass viele Unternehmen wesentliche Bestandteile ihrer Tätigkeit ausgliedern: Leiharbeit boomt nach wie vor.
Das hat für die Firmen zumeist (kurzfristige) finanzielle Vorteile: Die Post gibt hier einen Kostenunterschied pro Zusteller von 10.000 Euro im Jahr an.
Ca. 600 Abgänge gibt es p.a. bei den Zustellern - diese sollen ab Mitte 2009 versuchsweise durch private Zusteller (Leihpersonal und Leasingpersonalfirmen sowie eine private Tochter der Post) ersetzt werden. Pilotprojekte in Wien 11 und Wien 20, aber auch anderen Bezirken in ganz Österreich sind in Planung bzw. sogar in Vorbereitung. "Warum nicht Wien 18 oder Wien 19", fragt die Geldmarie? Befürchtet man gar eine Beschwerdeflut sensibler Postempfänger?;-)
Denn die ist zu befürchten: Der langjährig angestellte Postzusteller (Briefdienst) macht zwar ab und an einen Fehler (und geht wie alle anderen auch ab und an in den Urlaub bzw. befindet sich im Krankenstand) - die erworbene Routine und Kenntnis des Rayons kann durch Leihpersonal wohl nicht ersetzt werden. Auch wenn man seitens Post versichert, man würde auf Fixanstellungen der Leute sowie auf Lohndumping-Verzicht achten...wer's glaubt...
Auch die Anschaffung von PKW's und Klein-LKW's möchte man sich durch Outsourcing einsparen. Da wird sich die Autoindustrie aber freuen..;-)
Darüber hinaus handelt es sich um eine Grundsatzfrage: Soll ein Unternehmen im Staatseigentum (auch wenn es Post-Aktien gibt - der Staat mittels ÖIAG immer noch die Aktienmehrheit und macht auch die Postgesetze) sein Personal aus Leiharbeitsfirmen beziehen? Die Geldmarie meint: Nein, sicher nicht.
Vielmehr gilt es nun endlich einen neuen (und an die heutigen Arbeitsbedingungen) angepassten Kollektivvertrag für alle Neueintritte auszuverhandeln. Wenn der ein wenig schlechter ist, als die alten Beamtenverträge, sollte das auch keinem vernünftigen Menschen stören. Wobei nicht gesagt ist, dass übermotivierte Betriebsräte immer in die genannte Zielgruppe passen.
Also, werte Betriebsräte: Leiharbeit - nein danke (Streik!), Kollektivvertrag - ja bitte.
Nachdem die Briefzustellung schon bald privatisiert wird (2011 fällt das Briefmonopol), sollte man sich gerade jetzt von beiden Seiten (Vorstand und Betriebsrat) keine allzu langen Schlachten leisten. Nicht dabei vergessen: Man sitzt im gleichen Boot.
Das Beispiel AUA darf hier kurz erwähnt werden - oder möchte Herr Fritz in ein paar Jahren mit deutschen Kollegen verhandeln? Wäre wohl sehr medienwirksam - es ist allerdings zu hoffen, dass der Postgewerkschafter bis dahin in Pension geht. Wie schon gesagt (und auch wenn es etwas schmerzt): In Sachen "Teilabgabe der Zustellung" ist die Geldmarie jedoch pro Streik. Wäre dann ein notwendiges und berechtigtes Signal.
Interessant jedoch die in diversen Medien kolportierte Meldung, dass die Geschäftsführung der Post mit dem Betriebsrat anlässlich der Ende 2008 geführten Gespräche ("Weihnachtsabkommen") vereinbart hätte, dass eine teilweise Auslagerung der Briefzustellung an externe Firmen vorgesehen ist. Wäre dem so, hätte der Betriebsrat Erklärungsbedarf...
Nachtrag am 19.05.09: Es sieht nunmehr doch eher nicht nach Streik aus - der Kollektivvertrag für neue Mitarbeiter soll kolportiere 6 Millionen Euro pro Jahr einsparen - und damit Auslagerungen vermeiden. Eine Variante, die der Geldmarie schon eher gefällt.
Ad hoc-Meldung - Mai 2009