Der Kalender weist beim Schreiben dieses Artikels Anfang Dezember 2008 aus - und die Finanzwelt jammert wie schon lange nicht mehr: Finanzkrise ist angesagt! Und zwar in "Bestform".
Täglich gibt es Bankenpleiten (und Bankenrettungen) in aller Welt, Länder benötigen internationale Finanzhilfe, Unternehmen in allen Branchen reduzieren ihre Gewinnprognosen bzw. wandern in die Verlustzone, Massenkündigungen und dadurch steigende Arbeitslosenraten, Immobilienaktien fallen ins Bodenlose, die Autoindustrie ist schwer im Wanken (und Wandel) und so weiter und so fort. Krisengejammer allerorten.
Einzig der Ölpreis fällt und fällt (vom Rekordniveau im heurigen Jahr) und die Inflationsrate (die durch Spekulation auf Nahrungsmittel aller Art und durch massive Energiepreiserhöhungen in die Höhe schnellte) beruhigt sich Richtung Normalniveau. Wenig Trost für die heimischen Haushalte und Eigenheime - denn die meisten heizen mit dem teuren Heizöl aus dem September...
Relativ einfach erklärt (Details für Interessierte gibt es beim Link unten): es war einfach wieder einmal Zeit für eine starke Korrektur nach unten. Die Gier des Großkapitals konnte in den letzten Jahren schalten und walten, dass es eine "Freude" war. Kreditfinanzierte Spekulationen und fahrlässige Vorstandsetagen im Finanzsektor haben einfach wieder einmal zu spät (und oft auch falsch) reagiert und die Zeichen einer bevorstehenden Rezession nicht erkannt.
Ausgehend von Amerika (Subprime-Krise 2007,2008 ff) breitete sich die Krise des Finanzwesens langsam aber sicher über die komplette Finanzwelt aus. Als dann im September 2008 sogar das Traditionsunternehmen Lehmann-Brothers in die Knie ging war es klar - die Krise ist stärker, als man annehmen wollte. Die Folge: Ein weltweiter Crash, der sich sehen ließ:
ATX - Höchststand 2007: 5000, Stand Dezember 2008: 1.700
Dow Jones Industrial - Höchsttand 2007: 14.000, Stand Dezember 2008: 8.500
Nikkei 225 - Höchststand 2007: 18.000, Stand Dezember 2008: 8000
Ohne Worte...
Finanzkrisen sind aber nichts Neues: 9/11 (2001), Dot-com-Blase (2000) oder die Asienkrise (1997-1998) - es kracht auf den internationalen Finanzmärkten pausenlos.
Diese Finanzkrise hat allerdings ein neues Merkmal: Sie ist weltweit massiv und wird sich auch nachhaltig (soweit man diesen Begriff in der Börsenwelt verwenden darf) auswirken.
Die Politik hat jedoch vorderhand ausgezeichnet reagiert und mit staatlichen Eingriffen schwerwiegende Folgen größenteils vermieden. Ob sie auch relevante Lehren daraus gezogen hat (Stichworte: Leerverkäufe verbieten, Heuschrecken einschränken, unfundierte Spekulationen auf Rohstoffe und Lebensmittel, Spekulationssteuern etc.) darf allerdings an dieser Stelle bezweifelt werden.
Denn: "The show must go on" und in ein paar Jahren (oder spätestens in ein paar Jahrzehnten) wird sich das gleiche Spiel (wie schon so oft) wiederholen - denn auch die Finanzwelt (nicht nur das Leben) verläuft in (zackigen) Wellen.
Eine kleine Prognose der Geldmarie:
Das Jahr 2009 wird in Sachen Wirtschaftsdaten ein einziges Jammertal. Ab dem 2. Quartal 2009 (spätestens dann gibt es die ersten Bilanzen der meisten Unternehmen) folgt eine miese Bilanz nach der anderen. Die Unternehmensziele werden fast in allen Branchen runtergeschraubt, die (ohnehin schon künstlich niedrig gehaltene) Arbeitslosenrate steigt massiv, das Wirtschaftswachstum findet nicht statt (Rezession auch in Österreich!), der Tourismus geht leicht zurück und die heimische Staatsverschuldung liegt plötzlich bei 3%+ des BIP.
Und trotzdem folgt nun eine weitere, optimistische, Prognose:
Derzeit grundelt der ATX bei ca. 1.700 Indexpunkten. 2007 haben fast alle ATX-Werte Rekordergebnisse erzielt (sieht man vielleicht von der AUA ab, aber das war ja eine andere Geschichte des Jahres 2008) - der ATX stand einen Tag sogar auf über 5.000 Punkten.
Trotz der katastrophalen Wirtschaftdaten im Jahre 2009 werden sich die Börsen (insbesondere der ATX) wohl teilweise erholen.
Ein wesentliches Merkmal von Finanzmärkten: Sie unterliegen subjektiven Annahmen. Das Prinzip Hoffnung bringt in guten Zeiten Kursexplosionen, die mit der tatsächlichen Wertentwicklung der zugrundeliegenden Papiere aber sowas von gar nichts zu tun haben - und das Prinzip Angst (wie sie derzeit herrscht) zieht die Börsenkurse in lächerliche Tiefen, die absolut der Realität widersprechen. So geschehen 2008 in Österreich (stärker als an vielen anderen Börsen).
Ein Beispiel (für Börseninteressierte): Die OMV (also sicher ein solides Unternehmen in einer volatilen Branche) hat ein aktuelles KGV von 3,6.
Ein weiteres Beispiel: Die Osthoffnung Strabag nähert sich derzeit trotz voller Auftragsbücher der Einstelligkeit (Höchstkurs: 55 Euro)!
Absoluter Schwachsinn - wer Geld (und ein wenig Ahnung von Aktien) hat, sollte jetzt bald wieder selektiv Positionen aufbauen. Denn aufgrund der Unternehmensdaten (und auch mit ein wenig Optimismus) sollte man annehmen, dass in den derzeitigen Kursen der Höhepunkt der Krise schon lange vorweggenommen wurde. So wie in Zeiten steigender Kurse: "What goes up, must come down".
Gerade die Börse in Wien geriet arg in Mitleidenschaft: Kein Wunder, ist doch der ATX stark von Unternehmen dominiert, welche in der Finanzbranche tätig sind (Banken, Versicherungen) und auch im Osten stark expandieren.
Die "Feiglinge" (Bären) werden sich allerdings schon 2009 langsam wieder Hörner (Bullen) wachsen lassen.
Die Geldmarie ist sich da ziemlich sicher und baut auch schon fleißig (und selektiv) Positionen auf.
Meine Empfehlung: Entweder die Tipps zum Aktienkauf lesen oder einfach an Tagen mit stark fallenden Kursen zuschlagen - allerdings nur, wenn das investierte Geld im Extremfall ein paar Jahre nicht benötigt wird. Diese Finanzkrise kann auch gut und gerne ein paar Jahre dauern - aber mit ziemlicher Sicherheit kann man sich ein paar Jahr später schon wieder an netten Börsenkursen erfreuen. Ein wenig Geduld, freies Kapital und gute Nerven sind natürlich erforderlich - und die Höchststände von 2007 wird man wohl bei den meisten Titeln viele Jahre nicht mehr sehen...
Nachtrag 2012: Hat sich einiges bewahrheitet - wiewohl "Finanzkrise" auch ein paar Jahre später Thema war und nun primär "Euro-Krise" hieß...
Geldmarie-Linktipp: