Auch die Geldmarie stellt sich in Sachen Finanzbegriffe ab und an recht blöd an: Beim Studium der (für Aktionäre sehr empfehlenswerten) Börsezeitung "Börsen-Kurier" entdeckte sie bei den wichtigen Terminen von Aktiengesellschaften den Begriff "Quiet Period".
Nun denn - englische Begriffe sind in der Börsenwelt nicht ungewöhnlich und die Geldmarie ist der englischen Sprache auch nicht gänzlich abgeneigt. Aber warum sollte die "ruhigere Zeit" (Nebensaison) eines Unternehmens im Terminkalender bekanntgegeben werden? Bei der Wienerberger AG wäre das im Herbst ja noch durchaus verständlich (Ende der Bausaison) - aber bei der Raiffeisen International...?
Diesen Denkfehler konnte nur eine Internetrecherche aufklären:
Eine "Quiet Period" (oder auch: "Waiting Period", "Cooling-Off-Period") ist eine Stillhaltezeit des Unternehmens bzw. von Konsortialbanken vor besonderen Ereignissen.
Z.B. verpflichten sich die Organe von Aktiengesellschaften 2 Wochen vor der Bekanntgabe von Quartalsergebnissen oder 4 Wochen vor Geschäftsberichten (Jahresergebnissen) keine Gespräche mit Investoren oder Analysten zu tätigen.
Auch im Vorfeld von Börsegängen (IPO's) oder Kapitalmaßnahmen (Kapitalerhöhung etc.) verpflichten sich die durchführenden Konsortialbanken (die Banken, die diese Schritte vorbereiten), keine Analysen oder Empfehlungen für das entsprechende Unternehmen durchzuführen.
Der Sinn der Quiet Period wird wohl am ehesten mit der Bezeichnung "Cooling-Off-Period" beschrieben: Man möchte den Wert der Gesellschaft im Vorfeld wichtiger Nachrichten oder Maßnahmen nicht ins Schwanken bringen bzw. auch Anleger nicht mit Nachrichten verunsichern.