In den letzten Jahrezehnten des letzten Jahrhunderts wurde der Begriff "Shareholder Value" immer häufiger und deutlicher geprägt. Dieser in unserer Sprache in etwa "Aktionärswert" lautende Name stand (und steht immer noch) in vielen Debatten rund um den Unternehmenswert einer Gesellschaft - insbesondere einer Aktiengesellschaft.
In den 1980ern und 1990ern wurde die Ertragsoptimierung zugunsten der Unternehmenseigner (Aktionäre) immer bedeutender. Aktionäre verlangten somit auf Hauptversammlungen oder in Medien deutlich häufiger, zukünftig auf das "Shareholder Value" zu achten.
Die Gewinne des Unternehmens sollten maximiert werden, die Eigenkapitalrendite sollte steigen - logische Konsequenz daraus: Ein Mehrwert für die Aktionäre. Der oft klare Auftrag an das Unternehmen: Kosten reduzieren, Gewinne maximieren - koste es, was es wolle.
So diese Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung zu kurzfristig angelegt wurde, resultierte daraus aber oft ein kräftiges Eigentor für manche Unternehmen: Die Bilanzen sahen zwar recht bald gut aus - die Mitarbeiterzufriedenheit (und daraus resultierend die Einsatzbereitschaft bzw. Identifikation mit dem Unternehmen) sank aber stark, Kunden waren ob neuer Bedingungen sauer, die Umwelt wurde verschmutzt, viele Beschäftigte gekündigt (und damit zu Negativbotschaftern) oder es wurde gar unter menschenunwürdigen Bedingungen (bis hin zur Kinderarbeit) produziert.
Fast nur die mittel- oder langfristigen Konzepte von Unternehmen haben sich hier bewährt: Wer sein Pulver zu rasch (und unreflekiert) verschossen hat, war schon sehr bald mit deutlich schlechterer Stimmung von Aktionären, Kunden, Mitarbeitern bzw. in den Medien konfroniert. Auf lange Sicht keine gute Basis für steigende Kurse...
Aufgrund der negativen Folgen für Beschäftigte, Kunden, Umwelt oder die Gesellschaft wurde der Begriff "Shareholder Value" immer mehr in Richtung Turbokapitalismus, Manchester-Liberalismus oder Ausbeutung gedrängt und unpopulär - dieser Tage verwendet man auch sehr häufig "Stakeholder Value" dafür. Eine genaue (fast wissenschaftliche) Definitionen der beiden Begriffe finden Sie übrigens bei den Linktipps ganz unten.
Ethik in Unternehmen wurde in den letzten Jahren wieder deutlich wichtiger. Gab ein Betrieb vor vielen Jahren die Kündigung von vielen Angestellten bzw. die Auslagerung der Produktion in den fernen Osten bekannt, folgte umgehend ein Kursfeuerwerk an den Börsen. Dieser Tage kann das zwar immer noch vorkommen - die Begeisterung dafür hat sich aber auch an den Börsen schon ein wenig gelegt.
Dabei ist "Shareholder Value" prinzipiell gar kein negativer Begriff - es gilt eben für die Unternehmen, die richtige Balance auf dem Seil zu finden. Zufriedene Mitarbeiter UND zufriedene Aktionäre wären natürlich das Ziel.
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