Ab 2014 konnte man auch in Österreich Geld in Privatkredite investieren. Crowdlending ist das Schlagwort, Peer-to-Peer-Kredite (p2p-Kredite) das Zauberwort. Das deutsche Unternehmen Lendico bot dafür als erste eine Plattform, die FMA hat Lendico dereinst positiv geprüft.
Nachdem sich auf dem Österreich-Ableger von Lendico ab 2016 dann aber leider nicht mehr viel tat (Lendico wurde vom Gründer Rocket Internet verkauft), wurde seitens aktuellem Besitzer (ING) Lendico Österreich nur noch abgewickelt (die bestehenden Kredite werden weiterhin an die Gläubiger rückgeführt), Neugeschäft ist aber aktuell nicht möglich.
Die folgenden Zeilen haben demnach aktuell nur historischen Informationswert - kann aber durchaus sein, dass man via Lendico.at wieder einmal durchstarten will....
Die Anlage in Privatkredite ist recht einfach zu erklären: Ein Kreditnehmer sucht via Lendico Geld für sein Projekt (und beschreibt dieses), Lendico beurteilt die Bonität des Kreditwerbers und potentielle Geldgeber können wählen, in welches Projekt sie wieviel investieren wollen.
Je schlechter die Bonität, desto höher werden die gebotenen Zinsen ausfallen - man sollte also nicht unbedingt nur hochprozentige Kredite ins Portfolio auswählen - das Ausfallsrisiko dieser Kredite ist deutlich höher!
Damit man in Kredite bei Lendico investieren kann, ist zuerst eine Registrierung notwendig - erst dann sieht man auch noch weitere Details zum Kredit. Bei der Kontoanlage gibt man auch gleich seine eigene Kontonummer bekannt - die wird dann für die Rückzahlungen der Raten und Zinsen verwendet.
Investieren kann man in die vorhandenen Kreditwünsche Beträge ab 25 Euro - welchen Betrag Sie auch immer investieren möchten: Achten Sie auf eine breite Streuung Ihrer Gelder!
Fällt nämlich ein Kredit von 20 Krediten irgendwann aus, so ist das natürlich weniger dramatisch, wenn die anderen 19 Kredite ordnungsgemäß zurückgezahlt werden. Klar ist: Höhere Renditen sind wohl eher nur mit höherem Risiko zu erziehlen - Erfahrungswerte im Bereich Crowdlending in Österreich gibt es natürlich noch wenig - die Geldmarie investierte aber schon einige Kleinbeträge und liegt nach 1,5 Jahren bei 6,34% Rendite (da kommen dann noch Spesen weg) und hat bei 15 Krediten noch keinen Ausfall zu verzeichnen.
Neben der Bonitätsprüfung seitens Lendico ist natürlich auch der "persönliche" Eindruck relevant - dieser kann via Internet wohl nur über die (leider sehr kurze) Beschreibung des Kreditzwecks gewonnen werden. Kann jemand nicht formulieren bzw. häufen sich die Rechtschreibfehler, so ist wohl auch Vorsicht am Platz (wiewohl solche Menschen natürlich auch brave Kreditnehmer sein können...).
Ist ein Kreditprojekt voll finanziert (14 Tage sind dazu Zeit), wird der Kreditinvestor ersucht, binnen 3 Tagen das Geld zu überweisen. Dann erfolgt die Auszahlung an den Kreditnehmer und die Rückzahlung der monatlichen Zins- und Tilgungsraten beginnt (und hält hoffentlich an).
Gehen Sie davon aus, dass nicht alle Kreditprojekte, in welche Sie investieren wollen, zustande kommen. Gerade bei Projekten mit niedrigen Kreditzinsen (= hoher Bonität) halten sich die (oft gierigen) Anleger manchmal zurück. Ein paar sicher erscheinende Kredite dem eigenen Portfolio hinzuzufügen kann aber (aus erwähnten Gründen der Portfoliodurchmischung) durchaus Sinn ergeben.
Von den Auszahlungen an die Kreditgeber behält Lendico eine Gebühr von 1% ein - das schmälert leider die Rendite ein wenig. Trotzdem sollte wohl deutlich mehr überbleiben als beim Sparbuch oder auch bei Anleihen - und ein wenig Spaß kann der Kredit von Privat zu Privat wohl auch machen. Die Banken werden sich wohl weniger darüber freuen...
Noch ist es für eine endgültige Beurteilung von Crowdlending via Lendico zu früh - eine sehr interessante Alternative für Kreditnehmer und Anleger ist aber jedenfalls gegeben. Risikolos sind p2p-Kredite für Anleger natürlich keinesfalls - wem's allerdings näher interessiert: Man kann ja einmal (wie die Geldmarie) klein anfangen...
Aufpassen sollten Sie jedenfalls mit den Erträgen: Übersteigen diese den Freibetrag, sind diese EST- bzw. LST-pflichtig und somit bei der Steuererklärung anzuführen - was den Ertrag oft deutlich schmälern kann. Für kleinere Investments ist dies allerdings nicht relevant.
Nochmals zur Info:
Per 2016/2017 verschwanden die Angebote neuer Kredite auf Lendico.at immer deutlich - in Deutschland wurde schon auf Betriebskredite umgestellt.
2017 wurde das Portal von Rocket Internet an den britischen Hedgefonds Arrowgrass verkauft, 2018 kaufte sich die ING dann die Marke bzw. auch die Technik. Die Rückzahlungen an die Anleger sind weiterhin im Laufen, Neugeschäft wird in Österreich derzeit nicht abgewickelt. In Deutschland wendet sich Lendico.de derzeit ausschließlich an Firmenkunden.
Geldmarie-Linktipp: