Man kann durchaus sagen, dass die Schwarmfinanzierung (das "Crowdfunding") nicht von Kapitalisten erfunden wurde - ganz im Gegenteil. Natürlich wurde diese ausgezeichnete Idee nunmehr auch schon als Anlageform entdeckt (da sagt man dann zumeist Crowdinvesting dazu), die Anfänge des Crowdfundings waren aber eindeutig sozialer Natur.
Der Begriff "Crowdfunding" kommt (wie auch die Erfinder) aus dem Englischen: In den USA entdeckte man in den ersten Jahren der 2000er, dass es sich über das Internet wunderbar für diverse Projekte sammeln lässt.
Die Crowd (= Menge) fundet (= finanziert) Kapital für diverse Projekte welche Geld benötigen - in den Anfangsjahren waren dies fast ausschließlich soziale Projekte oder auch Projekte im Kulturbereich.
Besonders im Kulturbereich eignet sich Crowdfunding ausgezeichnet zur Finanzierung: Die Produktion von Musik (LP, CD, Demos etc.) kostet z.B. viel Geld, Geld, welches junge Künstler in der Regel nicht haben. Aber auch schon einigermaßen etablierte Künstler (in Österrreich z.B. die Parade-Hip-Hopper Texta oder Clara Luzia) haben Alben schon mit der Crowd finanziert, was oft auch einen zusätzlichen Werbeeffekt hat.
Aber nicht nur MusikerInnen und Bands schätzen Crowdfunding: Filme, Ausstellungen, Designstücke oder Kunst aller Art bedient sich immer wieder gerne der interessierten Crowd. Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Funding: Einige Fans (die auch investieren) sollten schon da sein - oder die Latte beim Funding wird eher niedrig angesetzt...
Sehr erfolgreich ist Crowdfunding (auch in Österreich) im Sozialbereich: Hilfe bzw. Unterstützung für sozial benachteilte Menschen wie Flüchtlinge, Menschen mit Behinderung, Kranke, gemeinnützige Projekte, Politik etc. hat sich auf einigen Portalen schon jahrelang gut etabliert, Respekt.net war hier heimischer Vorreiter.
Grundsätzlich ist die Schwarmfinanzierung keine Hexerei: Das Projekt muss einfach passen und ein wenig potenzielle Crowd dafür sollte auch vorhanden sein.
Zuerst wird das finanzielle Ziel (z.B. 3.000 Euro für die nicht gedeckten Produktionskosten eines Musik-Longplayers) festgesetzt, dann wird die Verwendung des Geldes möglichst gut erklärt (oft mit einem lässigen Video) und schließlich startet der "Verkauf" an die Crowd.
Im Musikbereich ist es hier üblich, den Fans und Unterstützern einige "Goodies" anzubieten (nennt man dann auch "reward-based-Crowdfunding"), das könnten z.B. die produzierten Tonträger (oft signiert), Konzerteinladungen, Heimkonzerte, Erwähnung im Booket der CD etc. sein. Daraus resultiert zwar auch einige Arbeit (verpacken, organisieren etc.), aber der hier ziemlich direkte Kontakt zu den Fans lohnt sich jedenfalls und das Crowdfunding bringt durch die Präsenz auf größeren Portalen auch zusätzliche Fans und gute Werbung für das Produkt.
Bei sozialen Projekten ist natürlich nur wesentlich, den Sinn eines Projektes besonders gut herauszuarbeiten. Belohnungen sind hier im Normalfall nicht vorgesehen.
Der Verdienst der Portale erfolgt in der Regel durch unterschiedlich gestaltete Provisionen/Gebühren, welche die Projektbetreiber an das Crowdfunding-Portal leisten müssen.
Schon seit 2010 ist in Österreich respekt.net "für eine bessere Gesellschaft" unterwegs, mittlerweile sind in Sachen Crowdfunding (wie auch im Bereich Crowdinvesting) schon viele Portale hinzugekommen und auch das benachbarte Ausland hat erkannt, dass man in Österreich auch ganz gerne "fundet".
Folgend eine kleine Übersicht über die uns bekannten Portale in Sachen Crowdfunding - sollte Ihnen in der Aufzählung ein Portal abgehen: Bitte einfach kurz mitteilen!