2014 ist Crowdlending auch in Österreich angekommen. Wurde das erste Projekt in bzw. aus Österreich gleich nach dem Start noch von der FMA "abgedreht" (fehlende Bankenkonzession), so hat Lendico (aus Deutschland kommend) auch eine Bankenkonzession mitgebracht und konnte daher legitim auch in Österreich Kredite von Privat an Privat ("p2p-Kredite") vermitteln. Leider ist es aber bei Lendico in den letzten Jahren sehr ruhig geworden, Crowdlending spielt sich demnach primär weiter im Ausland ab.
Das Wort Crowdlending erklärt sich fast schon selbst: Die Crowd (Menge) borgt bzw. leiht (to lend) jemanden Geld. Es handelt sich dabei also um Kredite aus dem Internet, welche von Privat an Privat (aber auch an Firmen) gewährt werden.
Die Crowd (also eigentlich Kreditinvestoren) finanziert mit oft kleinen Beträgen einen einzelnen Kredit eines Kreditwerbers - die im Hintergrund tätige Bank prüft lediglich die notwendigen Kreditunterlagen.
Der Crowdlending-Marktplatz (also die Internetseite) vermittelt lediglich die Crowd und die Kreditnehmer und erhält dafür eine Gebühr.
Die Kreditnehmer werden (wie auch schon bei den Banken) nach diversen Kriterien in Bonitätsstufen eingeteilt - je besser die Bonität des Kreditwerbers, desto günstiger wird auch der Zinssatz ausfallen. Und natürlich auch umgekehrt: Wer eine schlechte Bonität aufweist, muss der Crowd auch höhere Zinsen zahlen - auch um überhaupt eine Chance haben zu wollen, Kreditinvestoren zu finden.
Das Risiko des Kreditwerbers (Kreditnehmers) ist ziemlich beschränkt: Er muss die vorgeschlagenen Kreditzinsen ja nicht akzeptieren und kann sich den Kredit natürlich auch bei der Hausbank holen - oft sind beim Crowdlending aber auch Personen Kreditwerber, welche -aus unterschiedlichen Gründen- bei den Banken keinen Kredit mehr bekommen. Besser als ein Besuch beim Kredithai ist dann ein Versuch beim Crowdlending noch allemal...
Aber auch für das Umschulden von Kontoüberziehungen ist Crowdlending eine interessante Option: Zahlt man z.B. 10% Überziehungszinsen am Konto, so sind 5% via Crowdlending-Kredit schon eine tolle Sache.
Bei sehr guter Bonität kann es durchaus auch sein, dass die Crowd (bzw. eigentlich das beurteilende Portal) sogar bessere Konditionen anbietet als eine Bank - das Geschäftsmodell beim Crowdlending ist nämlich deutlich günstiger als selbiges von klassischen Filialbanken.
Schon seit vielen Jahren ist Crowdlending (z.B. in den USA und auch in Großbritannien) eine interessante, alternative Finanzierungsform - man darf sehr gespannt sein, ob diese interessante Kreditform auch in Europa (bzw. irgendwann einmal auch in Österreich) zum Renner wird.
Das Investment in Kredite ist ob der oft interessanten Zinsen sehr verlockend. Bedenken Sie dabei aber, dass in Zeiten niedriger Zinsen (z.B. 5% für normale Konsumkredite) Angebote wie 8, 9 oder 10% durchaus mit hohem Risiko verbunden ist - ein Totalausfall des investierten Betrages ist nie unmöglich!
Bei geprüften Krediten bzw. Krediten mit weniger Zinsen (ob guter Bonität) ist das Ausfallsrisiko natürlich deutlich geringer - jedoch auch nie auszuschließen.
Ob man nun in hohe Zinsen investiert (und dabei einige Ausfälle einkalkuliert), ob man nur in sicher scheinende Kredite investiert oder ob man einen Mix daraus macht - die individuelle Strategie muss man selbst finden.
Setzten Sie jedenfalls beim Crowdlending als Investor auf viele Pferde - nur ein Einzelbetrag auf einen Kredit kann eine böse Überraschung werden. Fällt von 20 kleinen Investments a 50 Euro irgendwann ein Kredit aus, so wird man dies verschmerzen können...
Aus Lettland kommt z.B. Mintos, wo die Bonität der Kreditnehmer scheinbar besser ist als bei vielen anderen Portalen (zumindest sind die Kreditzinsen deutlich niedriger) - die Geldmarie testet laufend (dauert wohl noch ein wenig, bis es hier aussagekräftige Zahlen gibt, im Ad-hoc-Bereich gibt es laufende Testberichte), auf welchen Portalen auf Dauer eine bessere Rendite resultiert. Aktuell ist hier Mintos jedenfalls noch eine klare Empfehlung.
Wie schon gesagt: Die Strategie beim Kreditinvestment kann sehr individuell sein - bedenken Sie dabei aber immer (so "sexy" das Crowdlending auch ist), dass es sich nicht um eine klassische Sparform handelt!
Daraus resultiert auch, dass die Gewinne/Erträge via EST-Erklärung (Freibetrag für Lohnsteuerpflichtige: 730 Euro p.a.) anzugeben und nachzuversteuern sind.
Geldmarie-Linktipps: