Balkon-Solaranlagen waren lange Jahre eher etwas für technisch interessierte Menschen bzw. für "First-mover" - also Menschen, die gewisse Produkte relativ früh (und daher auch ziemlich teuer bzw. oft auch noch schwach entwickelt) erwerben. Mit der Energiekrise 2022 haben die wenigen Anbieter dieser Produkte aber gewaltigen Aufschwung erhalten - und vielfach waren diese Mini-Photovoltaikanlagen restlos ausverkauft und auf Monate hinaus vergriffen.
Nach anfänglichen Turbulenzen (die Elektriker in der Wirtschaftskammer waren da nicht begeistert, dass da die Leute solche Mini-Kraftwerke selber anschließen dürfen/können) hat sich nunmehr herauskristallisiert, dass man in Österreich Anlagen mit einer Leistung bis zu 0,8 kWp (800 Watt Spitzenleistung) selbst in Betrieb nehmen kann - es hat hier allerdings eine diesbezügliche Meldung an den Netzbetreiber zu erfolgen.
Eine derartige Photovoltaikanlage (bzw. auch "Solaranlage" genannt) verfügt über einen Wechselrichter (Achtung: Module ohne Wechselrichter erscheinen billig - ohne den Wechselrichter funktioniert das aber nicht!) und speist den Strom dann via Steckdose ins Haus bzw. die Wohnung ein. Beachten Sie dabei, hier auch die Zustimmung des Wohnungs- bzw. Hauseigentümers einzuholen, hier ist die Rechtslage noch ziemlich unsicher...
Das Solarmodul selbst (oder auch mehrere Solarmodule - je nach Angebot) sollte man dann am sonnigsten Platz auf dem Balkon, der Terrasse bzw. im Garten aufstellen - ist viel Mittagssonne (Südausrichtung!) vorhanden und wenig bis gar keine Verschattung gegeben, fallen die Stromerträge optimal aus.
Die angegebenen Spitzenleistungen werden nur rund um die Mittagszeit (und zumeist an nicht zu heißen Mai- oder Junitagen) erreicht - durch das Wandern der Sonne müsste man das Panel bzw. die Panele ja laufend nachpositionieren.
Im Normalfall muss man nur die Komponenten (Modul(e), Stromkabel, Halterung) zusammenschrauben bzw. anstecken - und schon funktioniert das kleine Sonnenkraftwerk via "plug-in" (=Einstecken) in die Steckdose. Beim Einkauf unbedingt darauf achten, dass man alle notwendigen Komponenten mitbestellt!
Da man bei solchen Balkon-Solarkraftwerken allerdings kein "Stromeinspeiser" wie bei einer Dach-Photovoltaikanlage ist, erhält man für den überschüssig produzierten Strom kein Geld - produziert man also gerade 100 Watt und verbraucht gerade nur 50, sind die 50 Watt "futsch"...
Nachdem man in den meisten Haushalten aber ohnehin dauerhaft Geräte am Netz hat, welche eine Grundlast verursachen, ist der Verlust hier bei kleiner dimensionierten Anlagen überschaubar.
Wer hier viel vollsonnigen Platz auf Balkon, Terrasse bzw. Garten hat und keine Möglichkeit einer "echten" (=großen Dachphotovoltaikanlage) Anlage hat, kann durchaus überlegen, sich einen Stromspeicher dazu anzuschaffen - welcher sogar (zumindest in der sonnigen Jahreszeit) für ein wenig Autarkie sorgen kann. Solche Anlagen sind derzeit aber noch ziemlich teuer (primär ob des Speichers) - ob Ihnen ein wenig Stromautarkie diese Preise (Beispiele siehe Linktipps - EET) wert ist, müssen Sie selbst entscheiden...
Da die stärkeren Module nicht gerade klein sind, sollte man vorher auch Balkon, Terrasse etc. gut ausmessen. Hat man die Möglichkeit, die Module via Haken an das Balkongeländer zu fixieren, ist dies natürlich sehr fein...
Die Preise für solche Anlagen sind sehr unterschiedlich - nachdem sich diese auch laufend ändern, haben wir hier keine Preisbeispiele gelistet. Solche finden Sie aber bei den Linktipps, wo wir österreichische Anbieter von Balkonsolaranlagen unterschiedlicher Art gelistet haben.
Schon vor einigen Jahren war die oekostrom AG mit dem "simon" (benannt nach dem Erfinder Simon Niederkirchner) Pionier in Sachen "Mini-Solarkraftwerk für alle" und focht auch erfolgreich einige Sträuße mit der Elektrikerinnung aus:
Die Geldmarie hat sich 2015 auch so ein Stück gekauft - für 577 Euro (inklusive Modulständer und Versand) landete der simon auf der Südseite vor dem Haus. Ein wenig Verschattung ließ sich zwar nicht verhindern - in den ertragreichen Stunden steht der simon jedenfalls vollsonnig.
Der Simon verfügt über eine Spitzenleistung von 150 Watt - dieser Wert wird aber auch an den besten Tagen (nicht zu warm, volle Sonne) nicht erreicht - das zeigt jedenfalls der separat gekaufte Strommesser. Ein solches Strommessgerät kriegt man um ein paar Euro - die sollte man jedenfalls investieren.
Die Erträge in den ersten Jahren lagen zwischen 96 und 152 Kilowattstunden pro Jahr - der Duchschnitt aus mehreren Jahren lag bei ca. 120 Kilowattstunden pro Jahr.
Als Nutzungsdauer wurden beim "simon" 20 Jahre angegeben - womit man (optimistisch gerechnet) auf 2.400 Kilowattstunden Gesamtertrag kommt. "Optimistisch" deshalb, da die Leistung im Laufe der Jahre ja etwas nachlässt.
Würde man die 2.400 kWh nun mit 20 Cent multiplizieren (ein Strompreis, der beim Kauf 2015 noch möglich war), kommt man immerhin auf 480 Euro. Damit ginge sich der damalige Kauf somit schon fast aus. Mit 30 Cent pro kWh kommt man (läuft alles gut und die Anlage funktioniert wirklich 20 Jahre) auf 720 Euro und somit schon in die Gewinnzone - ohne hier auf Inflation oder Zinsverluste Rücksicht zu nehmen...
Stand 2022/2023 sah es aber so aus, als ob sich dieses Balkonkraftwerk (nur aus Interesse erworben - auf dem Dach gibts ja die "richtige" Photovoltaikanlage) sogar wirklich (in doppelter Hinsicht) rentieren könnte: Bei Strompreisen von 40-50 Cent ist sogar ein solches Photovoltaik-Balkonkraftwerk eine tolle Investition. Vorausgesetzt natürlich, die Anlage hält noch lange. Kein Wunder also, dass 2022 auch Balkonkraftwerke fast überall ausverkauft waren bzw. lange Lieferzeiten aufwiesen. Mitte 2023 hat sich der Markt (mit den Strompreisen) dann wieder normalisiert - die Preise für die Module sind aber etwas gestiegen. 2023 war für Balkonkraftwerke in Österreich übrigens ein absolutes Boomjahr, auch 2024 lief der Verkauf von Balkonkraftwerken gut an und die Preise purzelten ob Überangebot und vollen Lagern deutlich in den Keller.
Gut möglich, dass die 20 Jahre Lebensdauer eines Balkonkraftwerks sogar überschritten werden (bei klassischen Photovoltaikanlagen spricht man von 25-30 Jahren). Natürlich nur (und as kann rasch gehen...), wenn der Wechselrichter keine Mucken macht oder sonstige Reparaturen erforderlich sind. Tipp aus der Praxis: Die Kabeln gut und sicher verlegen - diese sind oft ein Risikofaktor...
Noch ein Tipp: Ab und zu die Module vorsichtig vom Witterungsdreck befreien - das ist bei Balkonsolaranlagen sowieso deutlich einfacher möglich, als bei Dachanlagen...
Geldmarie-Linktipps: