Kredite von Privat in Form von Crowdinvesting sind auch unter Crowdlending oder Peer-to-Peer-Kredite (P2P) bekannt - und erst seit 2014 auch in Österreich möglich. 2009 wurde das österreichische Projekt "Bankless Life" noch mangels Bankenlizenz von der FMA abgedreht, das aus Deutschland kommende Lendico hingegen hat den positiven Bescheid der FMA recht bald erhalten.
Das Prinzip von Lendico ist leicht erklärt: Lendico bietet einen Online-Kreditmarktplatz an und bringt dort private Kreditsuchende und private Kreditinvestoren zusammen.
Dafür kassiert Lendico (je nach Bonität des Kreditnehmers bzw. Kreditlaufzeit) eine Erfolgsgebühr: 0,75% bis 4,50% der Kreditsumme macht diese aus.
Vorteil für die Kreditnehmer: Zumeist günstigere Konditionen als bei der Hausbank (online kann billiger gearbeitet werden als Filialbanken dies tun) - insbesondere, wenn man aus einer teurer Kontoüberziehung eine günstige Finanzierung macht.
Die zu zahlenden Kreditzinsen richten sich natürlich nach der Bonität des Kreditnehmers (wie auch bei der Hausbank) - einen Vergleich mit der Hausbank sollte man unbedingt riskieren!
Kreditinteressierte reichen den gewünschten Kredit (bis 50.000 Euro, 1 bis 7 Jahre Laufzeit) zuerst online ein. Dabei sind neben den persönlichen Daten (Name, Beruf, Einkommen, Fixausgaben etc.) auch ein Verwendungszweck und eine kurze Kreditbeschreibung gefragt - hier sollte man unbedingt auf korrekte Formulierung und Rechtschreibung achten, denn wer finanziert schon gerne unbekannten Analphabeten.
Zur endgültigen Bearbeitung des Kreditwunsches sind dann auch noch die Gehaltsabrechnungen und Kontoauszüge der letzten drei Monate notwendig, auch eine Kopie des Reisepasses oder Personalausweises ist natürlich erforderlich.
Nach dem Einreichen geht das Kreditprojekt in die Finanzierung: 14 Tage haben nun die Anleger Zeit, den Kredit zu finanzieren. Die wichtigsten Eckdaten des Kreditwunsches sind online zu sehen - der Kreditnehmer bleibt allerdings anonym, persönliche Daten werden nicht veröffentlicht.
Finden sich genug Investoren für den Kredit, sind dann nur noch Formalismen zu erfüllen: Kreditvertrag unterschreiben und eventuell fehlende Papiere nachreichen und dann kommt der Kreditbetrag (abzüglich Provision für Lendico) zu Auszahlung. Kommt kein Kredit zustande, resultieren auch keine Kosten. Die Rückzahlung der vereinbarten Kreditraten erfolgt dann via Einzug vom Girokonto.
Für besonders "Schlaue" sei an dieser Stelle gesagt: Natürlich erfolgt auch via Lendico eine Kreditprüfung bzw. Bonitätsauskunft...
Eine sicherlich sehr interessante Variante der Kreditaufnahme, welche Zukunft haben könnte und die alte Bankenlandschaft noch gehörig ins Schwitzen bringen könnte: Reinsehen könnte sich für Kreditnehmer (unbedingt Konditionen vergleichen!) und Kreditinvestoren (unbedingt Risiko breit streuen und anfangs nur kleinere Beträge investieren!) lohnen.
In den letzten Jahren war am österreichischen Marktplatz aber leider nicht mehr viel bis gar nichts los, in Deutschland wurde zwischendurch auf Firmenkredite umgestellt. Bleibt abzuwarten, wie's weitergeht bzw. ob`s weitergeht. 2017 wurde Lendico jedenfalls von Rocket Internet an einen Hedgefonds verkauft, 2018 hat dann die ING zugeschlagen.
Geldmarie-Linktipp: