In der Finanzkrise wurden sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Viele Banken bekamen durch die Absicherung bzw. den Kauf von diversen Zinscaps massive Probleme. Eine prinzipiell durchaus interessante Variante der Zinsabsicherung von Krediten kam also kräftig in Verruf.
Vereinfacht gesagt ist ein Zinscap eine zusätzliche Wette zu einem Geschäft (welches nicht immer tatsächlich stattfinden muss) mit einem Zinssatz. Zinscaps oder auch Zinsfloors sind sogenannte Zinsderivate, welche primär zur Absicherung eines Basiswerts dienen. Für Private (und für diese sind folgende Zeilen geschrieben) könnte ein Zinscap (neben der Spekulation) zur Absicherung von Krediten dienen. Zinscaps werden zumeist nach 3, 6 oder 12 Monaten abgerechnet und können eine beliebig lange Laufzeit haben.
Praktisch gesehen: Sind die Zinsen für Kredite gerade sehr günstig, so wird sich ein Kreditnehmer möglicherweise die Frage stellen, wie die Zinssätze in ein paar Jahren aussehen. Steigen die Zinssätze plötzlich stark an, so wirkt sich dies nämlich auch auf die Kreditraten negativ aus - die Kreditkalkulation (und folglich auch die Rückzahlung) könnte bei besonders stark steigenden Zinsen in Gefahr kommen.
In der Regel gibt es nämlich bei Krediten eine Fixzinsvereinbarung nur auf sehr kurze Laufzeiten - danach richtet sich der Zinssatz nach dem vereinbarten Geldmarktsatz (z.B. EURIBOR oder LIBOR plus Aufschlag für die Bank).
Möchte man sich nun als Kreditnehmer in einer Periode mit niedrigen Zinsen vor starken Zinsanstiegen absichern, so besorgt man sich einen dem Kredit angepassten Zinscap (ein guter Kreditberater sollte hier passende Produkte bei der Hand haben).
Sie nehmen einen Kredit über 100.000 Euro zu 4% Zinsen p.a. auf und möchten sich dagegen absichern, dass die Zinsen beim zugrundeliegenden Geldmarktsatz während der Kreditlaufzeit auf über 6% steigen. Sie kaufen also einen passenden Zinscap mit einem Höchstzinssatz von 6%.
Solange die Zinsen (des zugrundeliegenden Basiswertes) unten der 6%-Marke verbleiben, passiert gar nichts. Steigen die Zinsen aber bis zum vereinbarten Abrechnungszeitraum eines Jahres auf z.B. 7%, so erhalten Sie die Differenz von 6% zu 7% auf Ihr Verrechnungskonto gutgeschrieben. In diesem Fall (bei jährlicher Abrechnung) wären das z.B. 1.000 Euro (1% von 100.000 Euro).
Steigen die Zinsen auf 9% gäbe es z.B. dann 3.000 Euro Gutschrift (beim gleichen Beispiel).
Jede Absicherung eines Kredites kostet Geld. So auch ein Zinscap. Die Absicherung von Krediten in Sachen Zinssatz kann in Niedrigzinsphasen durchaus Sinn machen - nur kann Ihnen natürlich niemand genau und seriös sagen, ob diese Risikoprämie für Ihren Kredit auch tatsächlich einmal ihr Geld wert ist.
Je länger der Kredit dauert und je niedriger der Absicherungszinssatz ist, desto teurer wird der Zinscap.
Man kann diese Zinswette durchaus als Zinsversicherung bezeichnen - ob Sie eine solche abschließen wollen, bleibt reine Intuitionssache. Beachten Sie aber, dass Zinscaps natürlich auch mit einer Prämie für den "Wettpartner" ausgestattet sind - in der Regel verdienen die Banken (welche diese Zinswetten eingehen) damit jedenfalls Geld.
Der wesentliche Vorteil eines Zinscaps beim Kredit liegt eindeutig in der Absicherung gegen extrem hohe Zinsen - der wesentliche Nachteil eines Zinscaps ist auch recht schnell erklärt: Bleiben die Zinsen niedrig bzw. unter dem abgesicherten Niveau, bezahlt man nur die (relativ hohe) Prämie für die Absicherung und erhält dafür nichts zurück.
Zinscaps sind teuer und sollten daher eher nur bei besonders hohen Zinsängsten gekauft werden.
Einige Preisbeispiele einer heimischen Bank aus der Praxis - der abzusichernde 3-Monats-Euribor lag gerade bei 0,70%:
Absicherung: 2%
Laufzeit: 5 Jahre
Einmalige Prämienzahlung: 5,5% der Kreditsumme
oder Jahresprämie (quartalsweise Abrechnung): 1,14%
Absicherung: 3%
Laufzeit: 5 Jahre
Einmalzahlung: 3,90% der Kreditsumme
oder Jahresprämie (quartalsweise Abrechnung): 0,81%
Absicherung: 4%
Laufzeit: 10 Jahre
Einmalzahlung: 6,45% der Kreditsumme
oder Jahresprämie (quartalsweise Abrechnung): 0,72%
Absicherung: 5%
Laufzeit: 10 Jahre
Einmalzahlung: 4,55% der Kreditsumme
oder Jahresprämie (quartalsweise Abrechnung): 0,51%
Man sieht also schon recht deutlich: Die Zinsen müssen gehörig über die Referenzsätze steigen, dass die Absicherung via Zinscap auch finanziellen Sinn machen würde.
Die Kosten für Zinscaps ändern sich übrigens fast täglich - die hier angeführten Beispiele sind daher nur eine Momentaufnahme und haben nur informativen Charakter.
Bezieht sich die Zinswette auf eine Zinsobergrenze, benennt man die Wette Zinscap, bezieht sich diese auf eine Zinsuntergrenze, kommt der Begriff Zinsfloor zur Anwendung.
Auch Fixzins-Swaps werden sehr gerne angeboten: Hiermit kann man für die gewählte Laufzeit einen variablen Referenzzinssatz in einen fixen Referenzzinssatz umwandeln. Man zahlt hier zwar laufend einen (fix vereinbarten) höheren Zinssatz (in dem die Risikoprämie schon inkludiert ist), erhält aber den jeweils aktuellen Referenzzinssatz periodisch (z.b. vierteljährlich) zurück.
Zinscaps sind eher nur für mittelgroße und größere Kreditsummen vorgesehen - ab 50.000 Euro könnte ein Zinscap in Frage kommen. Darunter werden diese oft gar nicht angeboten.
Zinscaps bzw. Zinsfloors kann man sich (bis auf weiteres) übrigens auch abseits eines Kreditgeschäftes zulegen - als reine Spekulationsgeschäfte sind diese mittlerweile (leider) sehr beliebt.
Beim Bauspardarlehen ist der Abschluss eines Zinscaps eher unnötig - hier gilt nach wie vor die Zinsobergrenze von 6%. Für diese müssen Sie nicht extra bezahlen - diese ist im Produkt vorgesehen. Im Extremfall wäre diese Zinsobergrenze beim Bauspardarlehen allerdings auch veränderbar!
Informationen zum klassischen Cap-Darlehen finden Sie beim Linktipp.
Geldmarie-Linktipps: