Es kommt nicht sehr häufig vor - aber ab und an sieht man sich als privater Grundbesitzer mit behördlichen Entscheidungen konfrontiert, welche man (in den meisten Fällen) zur Kenntnis nehmen muss. Wenn diese Entscheidung dann die Errichtung eines (völlig unnötigen) Gehsteiges am grünen Stadtrand von Wien betrifft, ist der Ärger dann gleich nochmals so groß: Die Gehsteigherstellung "darf" man nämlich auch selber zahlen.
So geschehen 2009 im Donaustädter Ortsteil Eßling - das Magistrat forderte (nachdem schon ein Provisorium errichtet wurde) nach 2 Jahren nun doch die vollständige Gehsteigerrichtung ein und "informierte" darüber "freundlicherweise" sogar die Anrainer in Form einer Bürgerversammlung. Wäre diese in dörflicher Struktur ident abgelaufen, wie für die Anrainer der Eßlinger Schafflerhofsiedlung, so hätten die betroffenen Anrainer die Beamten wohl mit Schimpf und Schade (und wohl noch einigen Verletzungen) aus dem Wirtshaus geworfen. Oder der Bürgermeister wäre nach der nächsten Wahl nicht mehr Bürgermeister gewesen. Nicht so im anonymen Wien. Drüberfahren ist angesagt.
Lange Rede - kurzer Sinn: Es galt, eine günstige Baufirma für die Gehsteigherstellung zu finden. Da die Grundsteine schon verlegt waren, waren primär die Asphaltierungsarbeiten zu beauftragen. Und es wäre wohl nicht die Bauwirtschaft, hätte man nicht schon auf der Veranstaltung so nebenbei eine Firma genannt, welche bereit wäre, diese Gehsteigarbeiten günstig zu übernehmen. Die Firma Leithäusl hatte ja immerhin schon auch die Gehsteigkanten verlegt und war sowieso schon vor Ort (in anderen Gassen) fleißig tätig.
Nur wenige Wochen vergingen, da flatterte auch schon ein Angebot der Firma Leithäusl ein. Die Asphaltierung (+Aushub und Entsorgung des Schotters) einer (seltsam gemessenen) Fläche von 17,10 m x 1,98 m wurden um 2.585,52 Euro offeriert.
Die Geldmarie wollte es natürlich etwas genauer wissen und verhandelte mit der Firma Leithäusl ein wenig nach: Bei Beauftragung seitens der ganzen Gasse (ca. 35 Anrainer, 2-3 hätten schon ausfallen dürfen) wurde ein Nachlass von 7% und ein Schnellzahlerskonto von 3% in Aussicht gestellt.
Angebot 1: Leithäusl: 2.332,40 Euro, 09.07.2009
Wenn man auch ungern einen Gehsteig vor den Garteneingang verpasst kriegt - immerhin hat man die Möglichkeit, sich die ausführenden Baufirmen selbst zu suchen. Die Geldmarie war zwar ob einiger böser Gerüchte über die Baubranche etwas skeptisch, ob hier noch viel drin ist - begab sich aber trotzdem (gemeinsam mit einigen Mitstreitern aus der Gasse) auf die Suche nach Alternativangeboten.
Und siehe da - schon nach wenigen Tagen war die Firma TEERAG-ASDAG gefunden, welche sich gleichfalls die Mühe machte, den zu errichtenden Gehsteig vorab auszumessen (was 30,96 m2 ergab). Und siehe da - ein interesantes Angebot folgte: 2.283,73 Euro - 7% bei Zahlung binnen 30 Tagen und weiteren 3% bei Zahlung binnen 14 Tagen. Das Angebot war übrigens an keine weiteren Bestellungen anderer Anrainer gebunden und der Kontakt mit TEERAG-ASDAG war ausgesprochen professionell.
Angebot 2: TEERAG-ASDAG: 2.060,15 Euro, 03.08.2009
Und da flatterte auch schon das nächste Angebot rein: Ein Anrainer der Gasse erhielt von der Firma Asphalt Felsinger ein tolles Sammeloffert für die Gehsteigasphaltierung: Es galt allerdings, insgesamt zumindest 500m2 in der Gasse aufzutreiben.
Der anteilige m2-Preis lag dafür bei tollen 52,62 Euro (alle Preise schon inkl. MWSt.) - bei ca. 31 m2 Anteil an den 500 m2 somit ein Sensationspreis von 1.632,22 Euro, von dem man sich (mehr als 500 m2 Gesamtfläche in der Gasse vorausgesetzt) noch 5% Nachlass hätte abziehen können...hätte...
Angebot 3: Asphalt Felsinger: 1.549,66 Euro, 31.07.2009
Nachdem die Geldmarie noch andere Dinge zu tun hat, als mit Baufirmen zu verhandeln (z.B. solche Artikel schreiben) und der Preis ohnehin unschlagbar schien, galt es nun die 500 m2 zusammenzusammeln - was dankenswerterweise auch andere Anrainer übernahmen und was sehr rasch geschah. Fast die ganze Gasse (außer 2 Parteien, die zu schnell schon woanders unterschrieben hatten) war mit dabei. Mehr als 800 m2 - toll.
Weniger toll dann die nächsten Aktionen der Firma Felsinger: Nur 2 Wochen nach Angebotslegung erhöhte man aufgrund steigender Bitumenpreise den m2-Preis um ca. 1,50 Euro - aber noch immer ein toller Preis. Möchte man meinen.
Inzwischen hatten andere Gassen der Siedlung von unserem Toppreis erfahren und terrorisierten die Firma Felsinger mit Anrufen und (teilweise wohl auch blöden) Fragen. Ob dies jedoch der Anlass für eine äußerst seltsame Anbotsänderung am 20.08.2009 war, darf bezweifelt werden.
Die Firma Felsinger wechselte den Ansprechpartner und schickte ein gänzlich neues, völlig unattraktives Angebot aus. Wesentlich teurer und an (teilweise unerfüllbare) Bedingungen geknüpft. So wurde nun (zu wesentlich höheren Preisen) nach "zusammenhängenden Gehsteigen" offeriert - wer also zufällig einen Nachbarn hatte, der schon woanders unterschrieben hat, hätte Pech gehabt. Aber das spielte aufgrund der drastischen Preiserhöhung (bis zu 70% für kleine, nicht zusammenhängende Gehsteigflächen) auch gar keine Rolle mehr. Felsinger war für uns gestorben.
Natürlich wollte die sekkante Geldmarie von Felsinger wissen, was denn da hinter den Kulissen abgeht - eine klare Antwort war aber dem neuen Betreuer nicht zu entlocken. Das Interesse an dem Auftrag war aber eindeutig nicht mehr vorhanden. Die möglichen Gründe dafür überlasse ich Ihrer Fantasie...
Ob der großen Enttäuschung über den Rückzieher von Felsinger waren nun fast alle Anrainer gewillt, das nunmehrige Bestoffert der TEERAG-ASDAG anzunehmen. Auch die Geldmarie hatte das unterschriebene Angebot schon fast im Briefkuvert - und dann geschah das:
Ein weiterer Anrainer stellte den Kontakt zu Ing. Karl Leidenfrost von der Firma Held & Francke (HABAU-Konzern) her. Das Gespräch lief rund und klar - schon 2 Tage später (ein großes Bravo an das Sekretariat) hatten alle Anrainer ein Angebot im Briefkasten. Und dieses war absolut attraktiv: Euro 56,04 (inkl. MWSt.) pro m2 + individuelle Sonderposten (falls notwendig).
Angebot 4: Held & Francke: 1.685,12 Euro, 08.09.2009
Recht rasch (bis auf einige Anrainer) hatten wir das Einverständnis aller schon bisherigen Interessenten und Held & Francke wurde mit den Arbeiten beauftragt.
Auch 3 benachbarte Gassen wurden nun vom tollen Angebot informiert und sammelten gleichfalls Listen mit Interessenten - wohl weit mehr als 2.000 m2 dürften da in Summe gesammelt worden sein.
Im kalten November wurde dann in unserer Gasse mit den Arbeiten begonnen, welche (mit witterungsbedingten Pausen) dann Ende November abgeschlossen wurden.
Die Rechnung folgte dann natürlich auch prompt: Nach exakter Abmessung der Fläche (29,973 m2) und einem Schnellzahlerskonto (14 Tage) von 3% kostete mich der Spaß dann 1.596,72 Euro.
Eine Ersparnis von mehr als 700 Euro für die Geldmarie. Weit mehr als 20.000 Euro für die beteiligten Anrainer in der Gasse. Und wohl noch ein paar tausend Euro mehr für die Anrainer der benachbarten Gassen.
Der Vergleich von mehreren Baufirmen hat sich also absolut rentiert. Danke an alle Mitstreiter und eine Empfehlung meinerseits für "Held & Francke".
Sollten Sie irgendwann in eine ähnliche Situation kommen (die Gehsteigerrichtung bzw. Asphaltierungsarbeiten werden eingefordert und Sie müssen diese selber zahlen), sollten Sie sich unbedingt mit gleichfalls betroffenen Anrainern zu einer "Einkaufsgemeinschaft" zusammenschließen.
Der Erstbieter wird selten der Bestbieter sein (wie obiges Beispiel aus der Praxis belegt). Wer aber den Baufirmen größere (halbwegs örtlich zusammenhängende) Baustellen anbieten kann, wird entsprechenden "Mengenrabatt" erhalten. Denn die Baustelleneinrichtung kostet oft viel Geld - und macht Einzelbaustellen sehr teuer.
Idealerweise sollte ein Pensionist (bzw. jemand mit viel Zeit) die interessierten Anrainer zusammensammeln (auf einer Liste mit Unterschrift) und ein sparsamer (aber nicht lästiger) Mensch sollte den Kontakt mit der Baufirma halten. Konzentrieren Sie den Kontakt zur Baufirma auf eine Person - Baufirmen haben nicht immer mit Privatpersonen zu tun und Telefonterror von besorgten und uninformierten Menschen nervt.
Spielen Sie mit offenen Karten - dann wird auch Ihr Gegenüber fair agieren. Informieren Sie dann vor Abschluss mit einer Baufirma die Betroffenen vom Letztstand der Dinge ausführlich und erwarten Sie keine Dankbarkeit für die geleistete Gemeinschaftsarbeit. Rechnen Sie sogar damit, dass jemand auf die Idee kommt, dass Sie persönlichen Profit aus dieser undankbaren Drecksarbeit ziehen. So wie der Schelm denkt, so ist er...;-)
Dass in Wien (und wohl auch anderswo) Gehsteige vom Grundstücksinhaber von Eis und Schnee gesäubert und gereinigt werden müssen, dürfte Ihnen durchaus bekannt sein. Die Existenz einer Haftpflichtversicherung für Gebäude- und Grundbesitz ist hier durchaus erfreulich - befreit Sie aber nicht von Ihren Pflichten.
Besonders für ältere Menschen sowie für Berufstätigige ist die Schneeräumungspflicht jedoch ein großes Problem - welches man aber leicht (und gar nicht so teuer) an einen Professionisten deligieren kann.
Man muss dazu gar keine Hausverwaltung oder ein Wohnhauseigentümer sein - es schadet aber keinesfalls, wenn sich auch hier "Einkaufsgemeinschaften" bilden. Denn ein Schneeräumdienst kommt wohl lieber (und billiger!) gleich zu 10 Grundstücken in unmittelbarer Nähe als nur zu einem Gehsteig im Nirvana...
Im Normalfall finden Sie ohnehin schon bald nach Gehsteigerrichtung Flugzetteln im Postkasterl - wenn nicht, suchen Sie einfach via Internet nach "Winterdienst".
Geldmarie-Linktipp: