Sie sind ein Einzelkind, die Eltern sind verstorben, weitere Verwandte gibt es auch nicht mehr und Sie haben absolut keine Freunde bzw. Partner bzw. keine eigene Familie? Dann haben Sie trotzdem ein klein wenig Glück im Leben gehabt: Sie müssen sich nicht um Geschenke kümmern.
Der Geschenkewahn in unserer Gesellschaft beginnt schon sehr früh. Denn die heute geborenen Kinder werden (schon aufgrund der geringen Kinderanzahl) von allen Seiten (Eltern, Großeltern, Tanten, Onkeln, Freunden etc.) mit ziemlich sinnlosen Geschenken überhäuft. Von der Taufe über Geburtstage, Ostern, Weihnachten, Namenstag, Firmung, Schulzeugnis, Krankheitstrostpflaster, bis hin zu ganz spontanen "das-kauf-ich-dem-oder-der-Kleinen-jetzt-Aktionen" - Anlässe gibt es massenhaft. Die Kinderzimmer quellen über mit unnützen Elektronikzeug, die beschenkten Kinder haben längst keinen Überblick mehr über ihre Spielsachen und die Eltern "freuen" sich über den "Saustall". Dabei wäre ein netter Ausflug ins Grüne, an den See oder in den Wald für die Kinder 3x schöner...
Die Geschenkemania fängt im Kindergartenalter so richtig an: Kindergeburtstage sind dieser Tage ganz normal (und auch etwas sehr nettes) - aber schon früh werden jede Menge mehr oder minder teure (und unnötige) Geschenke eingekauft. Denn man bringt natürlich etwas mit. Waren es früher vielleicht 2 eingeladene Kinder, so sind es heutzutage schon gerne einmal 10 bis 15 Kinder. Und fast jedes bringt ein Geschenk mit. Und fast jeder Elternteil fühlt sich zu einer Gegeneinladung verpflichtet. Wenn man das nun mit 10 bis 20 Euro pro Geschenk multipliziert, kostet das schon (übers Jahr gesehen) einiges an Geld. Und die Sinnhaftigkeit der Geschenke darf in Frage gestellt werden - es fällt den Kindern ob der großen Geschenkanzahl überhaupt ziemlich schwer, die Geschenke irgendwie zu schätzen (bzw. den Schenkenden zuzuordnen). Die Kinder können jedenfalls nichts dafür...
Und es geht gleich heiter weiter: Kindern sowie Erwachsenen Freude zu bereiten ist keine üble Sache - aber oft ein sehr kompliziertes Vorhaben:
Denn die meisten Menschen in unserer Wohlstandsgesellschaft haben ohnehin so ziemlich alles, was sie dringend zum Leben brauchen und eine Villa in der Karibik oder einen Ferrari können sich wohl die wenigsten Schenker leisten. Da bleiben also nur orginelle und brauchbare Geschenke übrig. Und der Teufelskreis dreht sich weiter...
Denn Anlässe für Geschenke gibt es auch zuhauf: Geburt eines Kindes, Geburtstag, Namenstag, Valentinstag, Muttertag, Gastgeschenke, Hochzeit, Scheidung, Weihnachten, Ostern, Firmenjubiläum etcetera etcetera.
Und wie man sich bettet, so liegt man: Wer schon sehr früh mit Geschenken zu gewissen Anlässen begonnen hat und dies weiter hegt und pflegt, wird schon bald einen ziemlichen Stress bekommen. Denn die Anzahl der zu Beschenkenden steigt genauso wie die Anzahl der Anlässe. Die Werbeindustrie und die Gesellschaft tut das ihrige dazu. Und wer hat dann nach ein paar Jahren noch den Überblick? Termine sowie historische Geschenkart zu koordinieren bedarf schon fast einer Seminarteilnahme...
In Sachen Geschenkideen muss sich die Geldmarie als äußerst unkreativ bezeichnen - und kann Ihnen diesbezüglich (fast) nicht helfen. Denn die zu Beschenkenden unterscheiden sich in ihren Ansprüchen in etwa genauso, wie es die Anlässe für Geschenke tun.
Wenn aber das Geschenk ohnehin keine Überraschung ist (weil man sich ohnehin immer ein Geburtstagsgeschenk macht) und man tagelang über eine passende Geschenksidee grübelt (bzw. der oder die zu Beschenkende ein "schwieriger Fall in Sachen Anspruch an das Geschenk" ist), sollte man eines machen: Fragen! Fragen Sie einfach nach etwaigen Wünschen und lehnen Sie ein "ich weiß nicht" ab bzw. beantworten Sie dieses mit in etwa mit "na weißt was - dann schenken wir uns heuer einfach einmal gar nichts". Damit werden Sie nämlich das Eis höchstwahrscheinlich brechen und beim Gegenüber gleichfalls Erleichterung auslösen. Denn oft freuen sich Geburtstagskinder mehr über das "an sie denken" (z.B. ein Telefonanruf) als über irgendein schnell erworbenes Geschenk, das man sich ohnehin selber kaufen kann.
Für weniger kreative Menschen (wie die Geldmarie) eignen sich auch Gutscheine (Mode, Bücher, Heimwerken, Einkaufen etc) - fast alle Geschäfte bieten Gutscheine an. Auch "Dienstleistungsgutscheine" (5x Wäsche bügeln, 3x Babysitten, 1 Monat WC putzen etc.) erfreuen sich oft höchster Beliebtheit.
Bei Weintrinkern tut man sich oft auch nicht schwer: Sie müssen nur die bevorzugte Geschmacksrichtung (bzw. die Farbe) kennen - eine Weinflasche kommt (bei passender Qualität) dann immer gut an. Im Preissegment von 8 bis 15 Euro ist da zumeist im Supermarkt passendes zu finden - oft aber auch darunter.
Noch unkreativer: Geldgeschenke. Hier müssen Sie aufgrund der persönlichen Kenntnis des Geschenkempfängers bzw. des Anlasses ausloten, wieweit hier ein Kuvert mit Euros (bzw. leicht konvertierbaren Dingen wie kiloweise Kleingeld oder Goldmünzen) Freude bereitet. Oft ist es den Beschenkten sogar lieber (z.B. bei Hochzeiten), wenn es sich um Bargeld handelt. Denn zumeist gibt es nach Hochzeiten hohen Geldbedarf...
Abgesehen vom Finden passender und netter Geschenke ist es wohl die höchste Kunst, bereits lange eingeführte "Geschenkeorgien" zu beenden.
Wer das Glück hat, mit vielen nahestehenden Personen (Partner, Eltern, Kinder, Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen) erst gar nicht mit dem exzessiven Schenken angefangen zu haben, hat's wohl leichter.
Bedenken Sie: Jedes Geschenk (und wenn es auch noch so von Herzen kommt) löst beim Beschenkten einen Reflex aus: Er wird (höchstwahrscheinlich) bei nächster Gelegenheit "zurückschenken". Wenn Sie es aber trotzdem nicht schaffen, ein richtig tolles und passendes Geschenk (über das sich der oder die Beschenkte sicher freuen wird) zu erwerben, dann bitten Sie den Beschenkten inständig, kein "Gegengeschenk" zu erwerben und weisen Sie diesen auf die Einmaligkeit des Präsents hin. Denn sonst geht's richtig los...
Vielfach ergibt es sich, dass man bei Besuchen von Freunden (die man ohnehin dauernd sieht) ein Geschenk mitnimmt. Aus reiner Höflichkeit. Zumeist: Blumen und/oder Wein. Nicht sehr schwer zu besorgen - aber unnötig.
Nehmen Sie sich einfach einmal ein Herz und besprechen Sie diese Alltagsgeschenke mit Ihren Freunden/Verwandten - und vereinbaren Sie, daß ab sofort nichts mehr mitgebracht wird. Sie werden zumeist große Zustimmung erhalten. Es muss nur einer den Anfang machen und tatsächlich nichts mitnehmen (und dabei auf die Vereinbarung hinweisen) - das klappt dann wirklich!
Besprechen Sie die häufigsten Geschenkesituationen mit den Geschenkeempfängern. Das wird zumeist funktionieren - außer vielleicht bei kleinen Kindern;-) Definieren Sie die Anlässe, an denen doch geschenkt wird und streichen Sie gemeinschaftlich einige davon - frei nach Ihrem gemeinsamen Bezug zum Anlass. Wenn Ihre Mutter ein klassisches Muttertagsgeschenk erwartet, bleibt wohl keine andere Möglichkeit (zwecks Erhaltung des Hausfriedens), als ein solches auch zu besorgen. Diskussion zwecklos, "Mon Cheri" und Blumen einkaufen gehen!;-)
Reden Sie aber (bei passender Gelegenheit) mit allen zu Beschenkenden über (Ihrer Meinung nach) passende Anlässe. Das zahlt sich zumeist in Sachen Geld und Stress massivst aus! Und wenn Ihnen ein Anlass sowieso zu blöd ist, setzen Sie einfach ein Zeichen und schenken nichts. Wer dieses "Nichtsschenken" auch begründet, wird (bei entsprechendem Intelligenzquotienten des Gegenübers) auf Verständnis stoßen.
Für Männer: Frauen senden oft zarte Signale (die die Männer leider selten mitbekommen) a la "das wäre aber nett". Sollten diese bis zu Ihnen rüberkommen, notieren Sie sich diese leisen Anregungen. Das erspart Ihnen beim nächsten Anlass langes Grübeln und steigert Ihr Ansehen in der Frauenwelt massiv.
Für Frauen: Männer wollen zumeist eigentlich gar keine Geschenke. Was sie wollen, kaufen sie sich selbst (bei passender monetärer Ausstattung);-)
Gar nicht selten kommt es vor, dass man sich in eine "Geschenkespirale" (immer besser, immer teurer) "hineinschenkt". Besonders bei länger dauernden Geschenkespiralen möchten/müssen die Schenker die Beschenkten immer übertreffen. Traurig, das...
Halbwegs vernünftige Menschen erkennen solche Situationen aber irgendwann - und reden dann mit dem "Geschenkespiral-Partner". Sehr sinnvoll ist es in solchen - aber auch in allen anderen - Geschenkesituationen, dass man ein Betragslimit für Geschenke vereinbart.
Das könnte z.B. sein: 10 Euro für Kindergeschenke, 25 Euro für Geburtstag, 50 Euro für Weihnachten etc. - ganz individuell nach vorhandenen finanziellen Möglichkeiten bzw. dem Drang, Geschenke zu machen.
Abschließend doch noch ein edler Geschenktipp der Geldmarie: Schenken Sie primär Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit. Sehr rar gewordene Güter...