Wenn Sie sich bisweilen vor Maßnahmen der Kundenbindung drücken konnten, sind Sie entweder ein Meister des Durchschauens der Verkaufsphilosophie von Unternehmern, sehr arm (und daher für viele Betriebe uninteressant) oder sehr reich (bzw. auch "sehr dumm").
Nahezu alle Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass wir uns im Kapitalismus bzw. in der "freien Marktwirtschaft" bewegen. Auch wenn so mancher Kontakt mit unterbezahltem Personal (= unmotiviertes bzw. auch unfähiges Personal) vielleicht einen anderen Eindruck erzeugt.
Nein, die Geldmarie kann (mangels Studium der Betriebswirtschaft) Ihnen hier nicht alle Varianten auflisten - vielmehr möchte sie Ihnen ein paar Beispiele aus dem Alltag geben, wie Kundenbindung betrieben wird.
Das Motiv der Kundenbindung ist kein Böses: Sie sollen einfach möglichst alle Ihre entsprechenden Einkäufe beim selben Unternehmen tätigen. Die dazu verwendeten Marketingmethoden sind schon etwas unterschiedlich.
Sobald Sie jedoch die Methodik durchschauen, gehören Sie auch schon zu den Profiteuren - die wenigen zu erwartenden negativen Folgen: Verstopfte Email-Accounts, verstopfte Postkästchen sowie unerwünschte Anrufe am Telefon.
Wenn Sie damit umgehen können (löschen, wegwerfen, Anruf abwürgen): Willkommen im Rabatt- und Aktionsparadies!;-)
Wenn Sie damit nicht umgehen können: Unterschreiben Sie nichts, geben Sie Email, Adresse und Telefonnummer nicht bekannt bzw. werfen Sie Werbesendungen einfach ungelesen weg. "Kann-man-schon-brauchen-Menschen" sind hier besonders gefährdet.
Nahezu alle populären Supermarktketten bieten heute schon "Clubs" an: Einige Artikel preisgesenkt bzw. Aktionen (besonders vor Feiertagen) für Stammkunden und Club-Mitglieder.
Wenn Sie ohnehin immer dort einkaufen: Wunderbar. Es sollte jedoch nicht der Grund für einen Einkauf sein - bzw. sollten auch nicht aus reiner Gier Mengen eingekauft werden, die Sie gar nicht essen wollen (können). Vergleichen Sie die Preise mit der Konkurrenz - der Gesamteinkauf ist wahrscheinlich beim Lebensmitteldiskonter ums Eck wesentlich billiger. Lebensmitteldiskonter haben übrigens nur sehr selten "Clubs" bzw. "Clubkarten"... Warum nur...?;-)
Ein diesbezüglicher Klassiker sind hier die oft zu beobachtenden Aktionen a la "Sammelbilder für Kinder" oder "Pickerl für Weingläser etc.".
Sparprofis kaufen nur das billige "Lockprodukt" und gehen dann den (teuren) Rest beim Diskonter einkaufen.
Auch Versandhäuser haben Clubs: Stammkunden erhalten ein paar Prozente auf die Bestellung. Und bestellen mehr - bzw. öfter. Hier wird auch sehr häufig Telefonmarketing a la "Sie haben ein Guthaben" betrieben. Und der Kunde bestellt dann gleich ein bisserl mehr...
Die ganz billige Schiene ist das Zeitungsabo. Zeitungen, die Ihnen Vignetten, CD-Player & Co. nachwerfen haben wohl einen Grund für das billige Abo. Vielleicht ist auch deren Journalismus nicht unbedingt hochwertig. Aber wenn Sie die Zeitung ohnehin lesen wollen, schadet auch ein Abo mit Geschenk nichts.
Nur dann nicht über die lange Abobindung wundern - schließlich muss das Geschenk ja auch (indirekt) bezahlt werden...
Auch hier hat die Kundenbindung (ob des starken Konkurrenzkampfes) schon lange Einzug gehalten. Wer aber einen Gratisanschluss mit Endgerät (Handy, Smartphone, Notebook etc.) erhält, muss auch mit längerer Bindung rechnen.
Wenn Ihr alter Anbieter wesentlich teurer als die Konkurrenz ist, sollten Sie tunlichst keine Vertragsverlängerung unterschreiben - auch wenn es dafür ein neues Mobiltelefon gibt. Das hat auch der neue Anbieter für Sie - Tarife also unbedingt vergleichen!
Image ist alles - vor allem im Modesektor. Eine nette Stammkundenkarte lockt Sie mit einiger Sicherheit zur nächsten "Schnäppchenjagd".
Sogar bei den Grundnahrungsmitteln hat die Stammkundenpflege schon eingesetzt. Auch hier gilt: Wenn Sie die Sachen ohnehin dort kaufen müssen (wollen), sind Stammkundenaktionen durchaus begrüssenswert. Der mündige Konsument sieht aber beizeiten nach, ob es gleichwertige Ware nicht woanders günstiger gibt.
Wenn es Rabatte ohne Verpflichtung (Clubgebühr bzw. Mindestumsatz) sind, können Sie diese jederzeit in Anspruch nehmen. Passen Sie aber hier unbedingt auf Mindestumsätze auf. "Pickerlaktionen" a la "20 Pickerl, dann kriegen Sie eine supersupere Reisetasche um 19.99 Euro" sollen Sie jedenfalls auf Qualität und wahres Preis-Leistungs-Verhältnis untersuchen.
Gerade hier legt man auf (manche) Stammkunden großen Wert: Ertragreiche Kunden. Hinterfragen Sie Nachlässe (Bedingungen?) und vergleichen Sie ab und an mit der Konkurrenz. Gerade im Finanzbereich wird Kundenbindung sehr groß geschrieben - Nachverhandeln von Konditionen ist fast immer möglich und zielführend. Sie sollten hier aber nicht sekkant oder unverschämt werden ("Schnorrersyndrom"). Ein guter Berater darf auch ein paar Euro mehr verlangen - und wird diese auf längere Sicht auch wert sein.
Beim Bausparen sollten Sie einfach darauf achten, dass beim Vertragsabschluss mehr als ein Regenschirm oder eine Reisetasche für Sie herausschaut. Es ist nämlich mehr drin - lesen Sie hier: Bausparverträge günstig abschließen
Wie schon oben erwähnt: Wenn Sie erkennen, dass es sich hier um einen Versuch der Kundenbindung handelt, haben Sie auch schon gewonnen!
Wer vergleicht, gewinnt. Es liegt in Ihrer persönlichen Einschätzung bzw. an Ihrer finanziellen Toleranzgrenze, wieweit für Sie Stammkundentum auch teurer sein darf. Übertreiben Sie es aber nicht damit...
In den letzten Jahren sind einige große Unternehmen Kooperationen in Sachen "Gemeinsame Kundenkarte" eingegangen:
So ist z.B. Payback die gemeinsame Kundenkarte von dm, bp und Fressnapf (plus viele weitere Einkaufsmöglichkeiten), seit 2019 gibt es via jö einen Bonus-Club, bei dem man via Einkauf bei Billa, Merkur, ADEG, BIPA, Libro, Pagro, Penny, Interio etc. Punkte bzw. Rabatte sammeln kann.
Bedenken Sie aber insbesondere bei den Varianten mit Kundenkarten, dass Sie dabei via Einkauf in den Geschäften sehr viele Informationen über Ihr Einkaufsverhalten preisgeben - Informationen, welche für die Marketingabteilungen natürlich wertvoll sind...