Für Wiener bzw. Ostösterreicher ist Bratislava in der Slowakei ja primär als günstige Einkaufsmöglichkeit bzw. als Firmensitz (mit weniger Steuern) bekannt - dass man die Hauptstadt der Slowakei bzw. deren Umgebung auch zu Ausflugszwecken aufsucht, kommt schon bedeutend seltener vor.
Dabei liegt Bratislava zumeist gerade einmal eine Autostunde von Wien entfernt (bzw. ist auch mit Zug halbwegs gut erreichbar) und bietet vielerorts einen fast nostalgisch anmutenden Blick (der nicht immer positiv ausfallen wird) in die Vergangenheit. Bei Anreise mit dem Auto sollte man aber jedenfalls (auch wenn man nicht über Kittsee sonder über Berg fährt) die Notwendigkeit der slowakischen Autobahnvignette im Auge behalten - sehr rasch ist man nach der Grenze auf der Autobahn, auch wenn man eigentlich nur nach Bratislava (Pressburg) will...
Unser Ausflugsziel ist aber nicht Bratislava selbst (welches man auch mit dem Twin-City-Liner via Donau rasch aber eher teuer erreicht) sondern ein beliebter und (für die slowakische Identität) wesentlicher Platz: Die Burgruine Devin, auf slowakisch "Devinsky hrad" (Burg Devin).
Ziemlich spektakulär erhebt sich diese Burgruine (auf Höhe der Mündung der March in die Donau) - um diese aber zu erreichen, muss man aber auch einmal durch den weniger hübsch anzusehenden Stadtteil Karlova Ves durchfahren.
Via Navi oder via Google-Maps sollte es kein Problem sein, den gleichnamigen Ort Devin zu finden - man hat in der Slowakei nur ca. 10 Kilometer zurückzulegen und ist auch schon in Devin. Beachten Sie aber jedenfalls die Vignettenpflicht auf der Autobahn - wir haben es nicht geschafft, die Autobahn zu vermeiden.
In Devin dann schon fast am Ortsende links abbiegen und schon findet sich ein relativ großer (und kostenloser) Parkplatz, welchen vor allem Slowaken an Feiertagen und Wochenenden mit Schönwetter gerne frequentieren. Devin ist nämlich nicht nur für die Burgruine bekannt, sondern eignet sich auch ganz wunderbar für Radfahrten entlang der March oder der Donau bzw. auch für Spaziergänge.
Schon in wenigen Minuten ist man den mittelsteilen Weg zur Ruine/Burg Devin emporgestiegen und gelangt in einen großen Burghof mit einem spekakulären Brunnen: 55 Meter Tiefe ergeben ein sehr brauchbares Echo!
Besonders toll ist dann der Ausblick in viele Richtungen: Auf einer Seite kann man Devin, die March plus Marchauen und den Devinska Kobyla (Thebener Kogel) bewundern, auf der anderen Seite gibt es einen netten Ausblick auf die Donau und die Marchmündung bzw. nach Österreich.
Der Eintritt in die Ruine/Burg ist gratis - genauso wie der Besuch auf den sehr gepflegten WC bzw. kleinen Ausstellungen auf der Burg. Spenden sind aber natürlich immer willkommen...
Auch von unten ist die Burgruine sehr spektakulär anzusehen - die oft steil abfallenden Felshänge flößen durchaus Respekt ein.
Vom Parkplatz ist man dann mit wenigen Schritten schon an der March-Donau-Mündung angelangt. Zuerst sieht man rechts einen Altarm der March, dann schon gleich die Marchmündung mit einem Denkmal für die Opfer des kommunistischen Regimes (welche gar nicht so wenig waren).
Nun kann man sich entscheiden: Der March oder der Donau entlang - zu Fuß oder mit dem Rad. Angeblich (haben wir nicht getestet) gibt es entlang der Donau auch nette nostalgische Restaurantterrassen, welche zum Verweilen und Konsum einladen. Weniger einladend am Donauufer ist hingegen ein hässliches Gebäude gleich unter der Ruine Devin: Wohl ein ehemaliger Stützpunkt der Grenzwache.
Nach einer kleinen Ruinenbesteigung und Donauuferwanderung hat man oft schon Hunger und Durst, der vor Ort natürlich gestillt werden kann.
Gleich beim Parkplatz laden einige Ausflugslokale (bei Schönwetter bzw. am Wochenende auch mit Musikbegleitung) zum Konsum ein. Auch ein kleiner Spielplatz ist vor Ort. An schönen Tagen bzw. vordergründig an schönen Tagen am Wochenende kann es jedoch durchaus passieren, dass man dort keinen Sitzplatz mehr bekommt.
Ergattert man dann doch einen, könnte es darüber hinaus vorkommen, dass der (freundliche aber gestresste) Kellner dann höflich darauf hinweist, dass das Essen mindestens noch 30 Minuten (was dann auch eine Stunde werden kann...) dauert...
Auch der Plan B kann dann scheitern: Schnell eine Klobasa (Wurst) oder Junkfood beim Grillstand kaufen. Sehr gerne ist nämlich in der Slowakei zuerst ein Bon (für Essen und Getränke) zu kaufen - und wenn vor der dazugehörigen Verkaufsstelle einen Riesenschlange steht, vergeht einem der Hunger (indirekt)...
Grüße aus dem Kommunismus, möchte man annehmen - in der Slowakei gehen die Uhren noch immer etwas langsamer...
Die Preise der Ausflugslokale vor Ort sind annehmbar aber für slowakische Verhältnisse natürlich gehoben. Das darf nicht weiter verwundern, ist man ja auch in einer der großen Attraktionen der Slowakei angekommen und zahlt somit den unsichtbaren "Touristenzuschlag". Aber das kennt man ja auch schon in vielen Regionen Österreichs. Wer ein wenig weiter weg vom Epizentrum isst bzw. einkauft, kommt sicher günstiger weg.
Nachdem wir aber großen Hunger hatten, begaben wir uns sogleich ins gegenüberliegende Hotel, wo durchaus gutes Essen zu fast österreichischen Preisen serviert wurde - einzig die Getränke waren deutlich günstiger als in Österreich. Erfreulicherweise gab es dort auch eine klassische slowakische Spezialität: Krautsuppe mit Wurst (die in etwa mit "Kapustovar a klobosou" angeschrieben wird).
Apropos Preise: Tanken in der Slowakei ist schon länger keine gute Idee mehr - Benzin und Super waren in Bratislava deutich teurer als bei einer Tankstelle in Wolfthal (vor der Grenze).
Bevor Sie Devin wieder verlassen (vielleicht auch für einen Ausflug auf den naheliegenden und spektakulären Sandberg auf dem Devinsky Kobyla) ist der Kauf einer Flasche Ribiselwein (eine ortsübliche Spezialität) fast Pflicht.
Es müssen also nicht immer die Donauauen, Schlosshof, der Neusiedler See oder Hainburg sein: Auch Devin ist zweifelsohne ein sehr netter und günstiger Tagesausflug und insbesondere für Radler sehr zu empfehlen!
Geldmarie-Linktipps: