Im November 2023 war es endlich soweit: Ein 2020 von Corona vereitelter Urlaub wurde (nach langer Streiterei mit einem unmöglichen Quartiergeber in Reykjavik) doch noch Realität und wir reisten in Kleingruppe via Flughafen Keflavik nach Island.
Nachdem es sich bei Island bekannterweise um eine Insel handelt, kommen wohl die meisten Touristen mit dem Flugzeug nach Island (nur wenige via Schiff) - von Wien aus dauert der Flug ca. 4,5 Stunden. Bezüglich Flug/Unterkunft ist es ratsam, sich insbesondere in der Hochsaison (Juni-August) rechtzeitig um entsprechende Buchungen zu kümmern - auch in Sachen Mietauto ist es wohl kein Fehler, vorzubuchen.
Island ist mittlerweile seit vielen Jahren "trendy" - und Millionen Menschen besuchen jährlich die -gar nicht so kleine- Insel mit rund 400.000 Einwohnern (die man zu großen Teilen in der Hauptstadt Rekjavik) findet. Insbesondere die riesige Anzahl an Touristen aus Asien ist uns im November 2023 aufgefallen - an manchen (touristisch frequentierten) Orten könnte man fast denken, man würde irgendwo in Asien urlauben.
Nachdem uns für den Urlaub 7 Tage zur Verfügung standen, haben wir davon 4 Nächte in einem Appartment-Hotel in Reykjavik gebucht, 2 Nächte in einer Appartment-Suite Nahe Vik (im Süden) und dann noch eine Nacht direkt in einem Hotel am Flughafen.
Nachdem wir schon im Vorfeld Zeit hatten, uns bei einer befreudeten Familie mit Island-Genen (und daher auch viel Island-Wissen) etwas schlau zu machen, nahmen wir zwecks Transfer von Keflavik (Flughafen) nach Reykjavik einen Bus: Das funktioniert sehr einfach (Ticketschalter am Flughafen) und ist mit rund 27 Euro pro Person auch eine sehr günstige Variante (Taxi kostet weit über 100 Euro...), nach Reykjavik zu gelangen. Die restlichen Meter gingen wir dann zu Fuß - die meisten Hotels in Reykjavik sind ohnehin zentrumsnah. Was man natürlich im Vorfeld der Reise schon wissen sollte...
Auf Anraten unserer "österreichisch-isländischen Reiseführerin" (die lustigerweise und völlig unabhängig von unserer Buchung den selben Hinflug hatte wie wir) verzichteten wir gänzlich auf die Verwendung von Bargeld. Die Isländische Krone stand im November 2023 bei ungefähr 150:1 zum Euro - d.h. 150 Kronen sind in etwa ein Euro. Durch 150 dividieren war also recht praktisch und erbrachte trotzdem immer wieder erstaunlich hohe Resultate: Island ist nämlich ziemlich sauteuer und erinnert bei vielen Preisen ein wenig an einen Urlaub in der Schweiz...
Hat man eine übliche Kreditkarte (VISA, Mastercard etc.) oder auch ein anderes modernes Zahlungstool via Handy (z.B. Revolut), so ist die Zahlung überall einfach digital möglich und die Spesen für die Währungskonvertierung halten sich auch ziemlich in Grenzen. VISA verrechnete mir bei der Währungsumrechung einen Kursaufschlag zum EZB-Kurs von 2,32 bis 3,9 Prozent und das Bearbeitungsentgelt pro Transaktion lag bei 1,66% des jeweiligen Betrages. Das ist mit Sicherheit günstiger, als Bargeld-Euros zu Bargeld-Kronen zu wechseln und hier hohe Agios sowie Gebühren zahlen zu müssen.
Bankomatbehebungen (viele Automaten vor Ort) haben wir auf Anraten ebenso gänzlich unterlassen - auch hier sollen die Gebühren höher sein.
Tatsächlich ist selbst in den kleinsten Geschäften (und auch am Flohmarkt in Reykjavik) überall die digitale Bezahlung möglich - dass jemand mir Bargeld zahlt, kommt selten vor. Selbst haben wir nur 1x bar bezahlt - und zwar am Flohmarkt, als die Preise auf einem Stand auch in Euro und US-Dollar ausgewiesen waren und der Wechselkurs sehr fair berechnet war. Im Normalfall sind aber alle Preise in Isländischen Kronen ausgewiesen und eine Zahlung in Fremdwährung ist nicht vorgesehen.
Falls Sie (wie die Geldmarie) Ihre Kreditkarte eigentlich nur online verwenden (und bei uns im Geschäft bar bzw. mit Bankomatkarte zahlen), checken Sie vor einer Island-Reise unbedingt noch, ob sie einen aktuellen PIN-Code für die Karte haben/wissen!
Nachdem wir zuerst einmal zwei Reykjavik-Tage eingeplant hatten, besorgten wir uns das Mietauto nicht schon am Flughafen sondern später in Reykjavik. Es ist dann auch kein Problem (zumindest bei den größteren Vermietern), dieses Fahrzeug später vor Abreise direkt am Flughafen abzugeben.
Im Gegensatz zu fast allen anderen Preisen erschien mir die Leihautomiete sogar recht günstig - eine Onlinebuchung ist auch kein Fehler und bringt oft sogar einen kleinen Preisvorteil.
Der Verkehr im November war überschaubar - ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass in den Sommermonaten da und dort (bei den Attraktionen) ziemlich heftiges Parkplatzchaos herrscht. Selbst im kalten November waren die Sehenswürdigkeiten gut besucht!
Stärker frequentiert sind (abseits von Reykjavik) natürlich der "Golden Circle" (mit einigen netten Plätzen, zu empfehlen!) und die "Hauptstraße", welche quasi rund um Island führt. Diese haben wir aber nur von Reykjavik bis Vik befahren - um ganz Island halbwegs zu erfassen benötigt es wohl mehrere Wochen!
Der Straßenzustand ist mittelprächtig (also aufmerksam fahren), in der Stadt bzw. in Dörfern sind es die üblichen 50 km/h, außerhab dann oft 80 km/h und wenn man durch die Landschaft cruist dann zumeist 90 km/h, die man an Tempolimit einzuhalten hat. Ein paar Radargeräte haben wir auch gesichtet.
Abseits der asphaltierten Straßen sollte man sich mit kleinen Mietwagen eher nicht bewegen - die meisten bekannten Attraktionen erreicht man zwar locker mit diesen Fahrzeugen, ab und an ist aber auch Allradantrieb bzw. Geländegängigkeit gefragt!
Das Fahrverhalten auf der Insel scheint eher freundlich und zurückhaltend zu sein (Fußgängerübergänge werden zumeist sehr korrekt beachtet) - die gefährlichsten Fahrzeuge sind wohl die der Touristen...
Spikes dürften übrigens in der kalten Saison (die doch deutlich länger und intensiver als bei uns ist) ziemlich üblich sein - auch unser Leihauto hatte Spike-Reife montiert.
Besonders in Reykjavik sind uns auch Fahrbahnerhöhungen (zwecks Temporeduzierung für Autos) häufig aufgefallen - Vorsicht: Die sind deutlich unangenehmer für den Unterboden als bei uns...
In Sachen Elektromobilität/Hybrid zählt Island wohl zu den weltweiten Vorreitern: Tesla & Co. haben wohl schon zweistellige Anteile am Gesamt-PKW-Bestand.
Die Preise für Benzin bzw. Diesel waren im November 2023 nur unwesentlich höher als bei uns und lagen bei ca. 2 Euro pro Liter (bei uns damals 1,70-1,80 Euro).
Der englische Namen für Island ("Iceland") sagt wohl schon viel: Ein Badeurlaub in Island reduziert sich primär auf warme Quellen (einige Möglichkeiten) bzw. Hallenbäder - gemütlicher Strandurlaub ist eher nicht angesagt, Grönland liegt ja quasi gleich daneben...
Die beste Reisezeit wird zumeist zwischen Juni und August bzw. von Juni bis September empfohlen - da liegen die Temperaturen zumeist zwischen 5 und 15 Grad und auch die Sonne scheint deutlich länger als in den Wintermonaten.
Kälte, viele Regentage und wenig Sonne war uns auch für den November prognostiziert - wir hatten aber (zumindest 5 Tage lang) absolutes Wetterglück, welches teilweise auch an den hier zu sehenden Kurzvideos zu erkennen ist.
Auch in den "warmen" Monaten (die eher an heimische Herbsttemperaturen erinnern) sollte man unbedingt einiges an warmer Wäsche mitnehmen - oder sich eben teuer vor Ort mit Pullis & Jacken einkleiden. Der Mitteleuropäer unterschätzt hier wohl oft die Mischung aus Kälte, Wind und Feuchtigkeit.
Schon nach ein wenig Regen verwandeln sich kleine Bäche in reißende Flüsse (so gesehen am Skógafoss), schwere Stürme mit Graupelschauer (so gesehen am Flughafen, als unser Rückflug 10 Stunden nach hinter verlegt werden musste und viele Flüge ausfielen) kommen ruckzuck auf - unbedingt die Wetterseiten Islands bzw. deren Warnungen beachten (siehe Linktipps)! Bei uns sendete sogar der Autovermieter eine Sturmwarnung aus.
Sehr interessant für Island-BesucherInnen ist natürlich auch das Polarlicht. Aurora borealis (Nordlicht) ist in den Monaten von September bis April oft ein Hauptgrund für einen Island-Besuch. Auf der Wetterseite Islands (siehe Linktipps unten) gibt es sogar eine Polarlicht-Prognose für die nächsten Tage, die bei uns ziemlich verlässlich war. Polarlichtgarantie gibt es leider keine - da müssen Wetter und Ort (Dunkelheit und ein recht klarer Himmel scheinen gute Voraussetzungen zu sein, Stadtlicht eher nicht...) schon passen. In Reykjavik gibt es auch (natürlich kostenpflichtige) Polarlicht-Touren zu buchen - die sich wohl auch (wie Walsichtungs-Ausflüge via Schiff) großer Beliebtheit erfreuen.
Es wäre völlig vermessen, nach 7 Tagen Island hier ein "Best of" zu erstellen. Zu groß ist die Insel, zu unterschiedlich die jeweils persönlichen Präferenzen.
Für die Hauptstadt Reykjavik hatten wir 3 Tage im Plan - ist man jetzt nicht besonders aktiv in Sachen Kirchen- und Gebäudefotografie, scheint dies völlig ausreichend. Ein ziemlich dominierendes Postkartenmotiv ist die "Hallgrimskirkja" (große Kirche).
In Sachen Einkauf kommt man auf der "Laugavegur" wohl auf seine Kosten, auch kulinarisch findet sich dort einiges an Angeboten - hier idealerweise zuerst Einheimische und erst dann einen Reiseführer befragen;-) Teuer ist es auf der Laugavegur und auch weiter unten Richtung Hafen (wo sehr viele Hotels sind) jedenfalls. 2023 würde ich von ca. 50% Aufpreis zu besseren Plätzen in Österreichs Tourismusgegenden ausgehen...
Sehr nett fand ich den Leuchtturm Gróttuviti auf der kleinen Insel Grótta, die bei Ebbe fußläufig in wenigen Minuten via (kostenfreiem) Parkplatz erreicht ist. Im Sommer wohl leider auch ziemlich überlaufen - was wohl auch für Reykjavik gelten dürfte. Grótta ist auch via Fußmarsch von der Altstadt Reykjaviks erreichbar - da geht man dann aber hin und zurück schon einige Stunden...
Unbedingt ansehen sollte man sich jedenfalls den "Golden Circle" (siehe Lintipps). Wir haben diesen via Mietauto und via Reykjavik in einem Tag (der im November in Sachen Licht eher kurz ist) absolviert. Buchen kann man hier natürlich auch geführte Bustouren - da sollte Ihnen dann schon das Wetterglück hold sein...
Der Nationalpark Thingvellir (das "T" von Thingvellir schreibt sich normal mit "Þ") ist ein für Island bedeutsamer historischer Ort, welcher auch sehr eindrucksvoll eine Grabenbruchzone (amerikanische und eurasische tektonische Platten driften auseinander) bewandern lässt. Hier ist übrigens eine Parkgebühr zu entrichten.
Pflicht ist natürlich auch ein Geysir-Besuch im dann folgenden Haukadalur-Tal. Der Große Geysir, nach dem weltweit die Geysire benannt sind, ist zwar mittlerweile nur noch sehr selten aktiv, daneben gibt es aber viele dampfende Warmwasserquellen, den blubbernden "Kleinen Geysir" und vor allem den hyperaktiven Strokkur, der alle paar Minuten recht resch ausbricht (siehe Video). Ein wirklich magischer Platz, der auch zum Wandern einlädt. Parken kann man in absoluter Nähe zu den Geysiren - im Sommer könnte dort aber auch aktute Parkplatznot vorherrschen...
Selbiges gilt auch für den Gullfoss (Gull= Gold, Foss= Wasserfall), den man in nur wenigen Minuten mit dem Auto erreicht. Auch dort waren selbst im November starke Touristenströme zu sehen. Kein Wunder: Der Wasserfall sieht sowohl von oben (mehrere Aussichtspunkte möglich) als auch von unten ziemlich spektakurlär aus.
Abseits des "Golden Circle" haben wir dann noch (auf der Fahrt in den Süden nach Vik) den Urridafoss (angeblich der wassereichste Wasserfall Islands) besucht (nett - aber der Gullfoss war zu dieser Zeit doch spektakulärer), viele Islandpferde und Schafe auf den Weiden erblickt und auch ständig im Blick sah man angezuckerte Berge bzw. auch Gletscher. So zeigt sich auf der Fahrt nach Vik auch vielfach das ewige Eis des Eyjafjallajökull, der via Vulkanausbruch vor einigen Jahren zu trauriger Berühmtheit gelangt und der nun gerne (ob seiner für uns unbewohnten Aussprache) auf T-Shirts erwähnt wird.
Wirklich sensationell war dann auch der Besuch des Skógafoss - einem Wasserfall, der ob des tollen Lichts an diesem Reisetag herrlich von einem Regenbogen umrandet war. Auch der Skógafoss ist wohl ein "must-have-seen" und kann nebenan auch als Startpunkt einer weiteren Wasserfallbesichtigung genutzt werden.
Die Kleinstadt Vik selbst ist eher überschaubar - hier sei primär die nette Kirche und der Blick auf die Reynisdrangar-Seepitzen zu erwähnen - bzw. auch das kleine Shopping-Center, welches für Island-Rundreisende ein guter Halt ist. Und natürlich auch der breite Strand vor Vik, welcher ebenso schwarzen Sand bietet wie der naheliegende -deutlich bekanntere- Reynisfjara-Strand. Wer es da ein wenig ruhiger haben möchte, ist in Sachen "Schwarzer Sandstrand" in Vik sicher gut aufgehoben.
Sehr touristisch wird es wieder beim Reynisfjara Strand (Parken kostenpflichtig), der es in manchen "Best-of-Listen" schon einmal in die Top10 geschafft hat. Kein Wunder, denn hier locken gleich mehrere Attraktionen:
Einerseits herrliche Fotomotive wie die Klippen sowie die Höhle gleich links beim Ankommen am Strand. Im Meer links erblickt man die Reynisdrangar-Seespitzen aus dem Meer ragen, der Strand besteht aus schwarzem Sand (teilweise grobkörnig, auch einige runde schwarze Steine) und ganz rechts am langen Strand erblickt man Dyrhólaey und hat hier auch eine gute Perspektive diese "Türlochinsel" auch gut zu fotografieren.
Zum "Black Beach" (Reynisfjara Strand) sei unbedingt angemerkt: Hier gibt es oft extrem hohe Wellen (die jeweiligen Warnstufen sind beim Eingang zu sehen) - so mancher Tourist hat hier schon sein allerletztes Foto gemacht und zumindest nass werden viele unvorsichtige Fotografen oder Angeber wohl täglich...
Die Türlochinsel "Dyhólaey" kann man übrigens auch (oben) bewandern (Zufahrt steil!) bzw. kommt man via Straße auch nebenan zum Ende des "Black Beach" und hat dort auch feine Fotografie- und Filmmöglichkeiten. Das große Loch in der Türlochinsel ist hier aber kaum sichbar - dafür muss man sich bessere Plätze (z.B. via Meer oder Reynisfjara Strand mit gutem Zoom) suchen. Apropos Filmen: An den meisten Sehenswürdigkeiten gibt es schon ein Verbot für Drohnen.
Island ist ein absoluter Touristenmagnet geworden und wird es wohl weiterhin bleiben. Trotz ungünstiger Reisezeit (November) und gefährlicher Erdbeben im Bereich Grindavik (wo die Blaue Lagune sonst auch viele Gäste lockt) waren sowohl Reykjavik als auch die klassischen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung ziemlich gut besucht.
Durch den starken Tourismus und dem hohen Lohnniveau zieht es auch viele ausländische Arbeiter (am Bau sehr oft Polen) und Angestellte nach Island - insbesondere im Tourismus begegnet man gefühlt schon mehr Ausländern als Isländern. Mit einem halbwegs brauchbaren Englisch kommt man auf Island wunderbar durch - das spricht dort mittlerweile fast jede(r).
Die Grundstimmung ist durchaus freundlich, offen und flexibel (was man als geprüfter Wiener gleich bemerkt, weil bei uns eher nicht der Fall...) - die autochthone Bevölkerung würde ich durchaus liberal/weltoffen/international einschätzen. Ähnlich wie die Leute aus anderen Nordländern...
Troubles hatten wir eigentlich nur (vor der Reise) mit dem Angestellten unseres Hotels, der unseren "Corona-Gutschein" aus 2020 trotz schriftlicher Zusage auf 3 Jahre abwimmeln wollte und in der Korrespondenz inkompetent und unhöflich war. Vor Ort war er dann ganz ruhig...
Mühsam auch die mehrmaligen Fehlinfos nach wetterbedingter Verschiebung unseres Rückfluges - da machte das Bodenpersonal eher den Eindruck, dass sie diesen Beruf noch nicht lange -aber auch nicht ewig- ausüben (werden).
Noch anzumerken: Das Warmwasser wird an vielen Orten aus Thermalwasser gewonnen, welches schwefelhaltig ist und ziemlich übel riecht. Also nicht wundern, wenn es aus dem Warmwasserhahn plötzlich stinkt. Sich damit zu baden/waschen ist zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig - der Geruch bleibt aber nicht haften!
However: Island ist ein feiner Platz - vielleicht waren hier ja einige brauchbare Basisinfos für Sie dabei, viel Spaß & gute Planung/Kleidung zu wünschen!
Geldmarie-Linktipp: