Der Lido di Venezia ist eine der Stadt Venedig vorgelagerte und lange Insel, die man hierzulande primär seitens Filmfestspiele von Venedig kennt. Als Urlaubsdestination ist der Lido hingegen eher ein Geheimtipp - wiewohl natürlich touristisch schon lange gut erschlossen und auch von Italienern, Österreichern oder Deutschen besonders gerne besucht.
Wir haben Lido eigentlich nur ob eines interessanten Quartierangebotes gewählt - eigentlich war ja die Stadt Venedig das Reiseziel. Doch der Lido hat die gesamte Familie begeistert.
Zumeist über Tarvis (Tarviso) kommend, wird man auf der A23 recht bald Udine passieren, bei Palmanova geht es dann auf die E70, von welcher man dann in Venedig auf die SR11 wechselt, die (über die Brücke nach Venedig-Stadt führend) dann zumeist am Hafen ("Porto") verlassen wird. Dort wird entweder eingeparkt oder man verfrachtet sich und das Auto auf eine der Fähren - so man den Lido di Venezia mit dem Auto bereisen möchte (kann Sinn machen), kostet das dann (je nach Größe des Autos und Anzahl der Reisenden) rund 30-50 Euro.
Die Autobahngebühr für Tarviso-Venezia betrug 2021 rund 18,20 Euro, mehr Infos dazu hier: Autobahnmaut Italien. Beachten Sie bezüglich italienische Autobahnen: Diese sind leider zumeist nur zweispurig ausgebaut, an Tagen starker Reisefrequenz sind durch Unfälle, Baustellen oder auch Mautstationen oft heftige Staus zu erwarten. Wer hier zeitlich oder örtlich den Hauptreisezeiten ausweichen kann, der sollte das auch tun. Leider sind die verantwortlichen Stellen oft nach wie vor schlichtweg zu dumm (bzw. zu ignorant), an wichtigen Reisetagen für die Räumung bzw. Freimachung von Baustellen zu sorgen - da kann dann schon vorkommen, dass die Baustelle zwar locker mehrspurig befahrbar wäre, über das (arbeitsfreie) Wochenende aber nicht freigegeben wird und sich der Megaverkehr auf eine Spur reduziert...
Tipp 2: Tanken Sie noch in Österreich, die Benzin- und Dieselpreise in Italien sind extrem hoch: So zahlte man 2021 in Österreich abseits der Autobahn noch 1,35-1,50 Euro pro Liter Benzin oder Diesel, auf der Autobahn in Österreich dann unverschämte 1,70-1,99 Euro, in Italien hingegen abseits der Autobahn rund 1,60 bis 1,80 Euro pro Liter, auf den italienischen Autobahnen ähnlich viel wie auf den österreichischen Autobahntankstellen! Vermeiden Sie also bei Möglichkeit bei Fahrten nach Venedig Tankstopps in Italien bzw. auf den Autobahnen - das geht sich selbt für Fahrzeuge mit wenig Tankinhalt locker aus...
Am Fährhafen des Lido di Venezia angekommen, sind es zumeist nur ein paar hundert Meter oder 1-2 Kilometer zu den üblichen Unterkünften - im Hochsommer sollte man wohl die Nähe der Hauptstraße (Gran Viale Santa Maria Elisabetta) meiden, da war bei uns schon Ende Mai einiges los. Ende Oktober (der 2. Besuch erfolgte im Coronajahr 2021) war es da schon deutlich ruhiger. Rund um Fährhafen und Personenschiffhafen (ist ca. 1 km südlich, gleich am Anfang der Hauptstraße gelegen - dort legen die Wasserbote namens "Vaporetti" an) ist die Insel auch am stärksten besiedelt und sehr touristisch geprägt - aber absolut kein Vergleich mit Lignano, Grado & Co.
Der Lido di Venezia ist rund 11 Kilometer lang und an mehreren Stellen nur ein paar hundert Meter breit - die erste große Freude hat man dann, wenn man den Strand besucht, der nicht auf der Seite von Venedig-Stadt (Lagune) sondern an der Adriaküste liegt: Ein ewig langer Sandstrand mit vielen (oft älteren) Badeplätzen (oft nur für Hotels, oft leider auch Privatstrände). Ganz toll dabei: Auf dem langen Strand ist hinter der Küstenstraße (Lungomare Guglielmo Marconi) fast nur Grün zu sehen - einzig das "Grand Hotel des Bains" (derzeit weiterhin am Verfallen) ist deutlich zu sehen und sorgt für Nostalgiefeeling...
In der Mitte der Insel liegt das kleine Dorf Malamocco (wenig Tourismus, aber auch nicht wirklich spektakulär), ganz im Süden liegt das recht ruhige (aber touristisch sehr wohl gesuchte) Alberoni.
Bezüglich Alberoni gleich ein Tipp: Der Adria-Strand von Alberoni ist ausgesprochen nett! Entweder Sie besuchen das Strandbad "Bagni Alberoni", oder Sie biegen ca. 100 Meter davor rechts in den Naturpark ein und suchen sich dann (zuerst geradeaus, dann irgendwo einen Weg links nehmen) einen Weg durch Wald und über die Sanddünen Richtung Strand.
Es lohnt sich: Die Vielzahl der Italiener, die das auch Ende Mai 2017 gemacht haben (fast keine Touristen vor Ort) sprechen eine klare Sprache! Ende Oktober 2021 hatte man den Strand dann fast für sich alleine - das Wasser ist aber dann schon zu kalt für den Normalbadeurlauber...
Der Strand hier ist ein typischer Adriastrand (breiter Strand, geht sehr flach ins Wasser, viele Muscheln, im Mai noch nicht geräumt), ab und an können Sie rechter Hand auch ein paar Riesenschiffe am Lido-Ende vorbeifahren sehen, was durchaus spektakulär aussieht. Ende Mai 2017 waren die Wassertemperaturen sogar schon für Warmduscher geeignet, einzig die ItalienerInnen waren in Sachen Schwimmen noch sehr zurückhaltend.
Auch sehr angenehm: Keine nervenden Strandverkäufer und fast keine plärrenden Techno-Musik-Anlagen - solche Plätze muss man dieser Tage einmal finden. Im Sommer könnte sich das natürlich ändern - kann mir gut vorstellen, dass dann auch der Strand deutlich stärker besucht ist.
Kurz und bündig: Etwas gehoben, aber nicht schweineteuer.
Gegessen wird zumeist an der Hauptstraße (Gran Viale Santa Maria Elisabetta) oder in den Seitengassen der Hauptstraße - je mehr Hauptstraße, desto teurer. Eine Formel, die ohnehin fast überall gilt.
Ein paar Preisbeispiele (2017) vom Ristorante Gran Viale (durchaus gut, Adresse: Gran Viale 10): Fegato alla Veneziana (Kalbsleber mit Zwiebel und Polenta) 18 Euro, Spaghetti Bolognese 9 Euro, Pizza Asparagi (Pizza mit Spargel) 9 Euro, Pizza Diavola 9 Euro, Coca Cola klein 3,50 Euro, Hauswein 1/2 Liter 7 Euro. Die Unart, Gedeck zu verrechnen, ist in Italien leider weiterhin verbreitet - 2 Euro pro Person sind aber wohl verschmerzbar. 2021 waren diese Preise nicht wirklich viel höher.
Die Preissensation am Lido di Venezia: Der Cafe-Latte in der Strandbar im Bagni Alberoni um heitere 1,70 Euro pro Stück - Kaffee ist in Italien im Normalfall durchaus günstig zu haben. Im Normalfall - in Venedig selbst aber nicht, dazu aber weiter unten...
Mehrfach schon in Italiens Tourismusgegenden bemerkt: Lieber in Qualitätsrestaurants speisen gehen und ein paar Euro mehr bezahlen als in irgendwelche "Pizza-Pasta-Good-Food-Lokale" - dort spart man am falschen Fleck und ärgert sich dann sowohl über Qualität, Quantität sowie auch über den üblen Service. Das gilt natürlich auch für den Lido Venezia und Venedigs Gastronomie!
Eigentlich war unser Besuch am Lido ja eher nur Zufall - die Stadt Venedig und ihre touristischen Klassiker waren eigentlich ursprünglich im Focus.
Nachdem wir aber auf einer der Inseln Venedigs Quartier fanden und die Stadt selbst auch besuchen wollten, galt es natürlich auch ein möglichst günstiges Ticket für die in Venedig omnipräsenten "Wasserbusse" zu besorgen: Für 48 Stunden Benützung der Wasserbusse (Mehrzahl= Vaporetti) hat man 30 Euro zu zahlen (auch 2021 gleicher Preis) - im Vergleich mit heimischen Ticketpreisen der Öffis natürlich geschmalzener Preis. Alternativen dazu gibt es nur wenige - wegen 2 Euro weniger wollten wir aber keine separaten Wege und Umstände machen und kauften uns einfach diese 2-Tages-Tickets.
Mit den Vaporetti kann man fast alle Bereiche Venedigs und auch deren Inseln besuchen - die Intervalle sind angenehm kurz, das An- und Ablegen an den bojenartigen Haltestellen läuft recht gut und rasch ab, die Vaporetti sind aber insbesondere in Stoßzeiten (wie bei uns auch die U-Bahnen, Busse, Straßenbahnen etc.) ziemlich überfüllt. Im Sommer möchte ich bei Affenhitze wohl nicht drin sitzen...
Wir haben die Vaporettis zum Pendeln zwischen Venedig und Lido verwendet, haben aber auch am Canal Grande ("Canale" wäre hier übrigens falsch, hab' ich auch erst gelernt) dieses zur Fortbewegung genutzt. Auch eine Besichtigung der Friedhofsinsel San Michele wurde mit dem Vaporetto gemacht, die (lt. diverser Infos) auch sehr nette Insel Murano (bekannt für Glaskunst aller Art) ging sich leider zeitlich nicht mehr aus. 2021 ging sich zumindest Burano aus (die Insel mit den bunten Häusern, sehenswert!) - hier ist das Vaporetto auch deutlich größer. Lassen Sie sich also nicht von den Schlangen im Hafen der Linie abschrecken - da gehen mehr Menschen drauf, als man glaubt...
In Summe ist ein Kurzaufenthalt in Venedig (mit Auto am Lido) für eine 4-köpfige Familie aber ein teurer Spaß: Mehr als 200 Euro für Fähre und für Vaporetto lassen die Preise der heimischen Wiener Linien hell erstrahlen...
2021 wurden wir diesbezüglich schon ein wenig gescheiter: Bei kürzeren Aufenthalten kann man das Vaporetto-Ticket (so es sich bezüglich Gültigkeitsdauer 48 Stunden etc. mit der Autofähren-Rückfahrt ausgeht) auch für die Fähren-Rückfahrt verwenden - und muss dann nur das Auto (21 Euro anno 2021) bezahlen. Bei 4 Personen immerhin 30 Euro gespart!
Noch ein Tipp in Sachen Fähre: Reservieren Sie sich vielleicht (insbesondere an starken Reisetagen) einen Platz auf der Fähre - gerade bei der Rückreise gibt es hier oft böse Fähren-Stau-Wartezeiten, die man mit Online-Reservierung vermeiden kann. Sogar im schon recht ruhigen Oktoberfinish 2021 schafften es viele Autos nicht mehr auf die Fähre und mussten weitere 50 Minuten warten!
Der Höhepunkt einer ersten Venedig-Reise ist wohl der Markusplatz mit Markuskirche, Campanile (Turm), Prokuratien etc.
Kulturelle Events aller Art, die großen Brücken über den Canal Grande sowie eine Gondelfahrt (70 Euro für ca. 30 Minuten war fast ein Geschenk - am Vormittag ist das zumeist noch billiger, am Nachmittag kommen dann mehr Touristen in die Stadt) sind ein paar absolvierte Klassiker - für den Rest einfach einen Reiseführer kaufen.
Mir ist Venedig (so schön es auch ist) einfach zu voll und zu touristisch - die Preise erreichten im berühmten Caffe Florian auf der Piazza San Marco (direkt am Markusplatz) ihren Höhepunkt: Latte Macciato 10 Euro, Caffe Doppio 10 Euro, Coca Cola 11,50 Euro, Musikbeitrag pro Erwachsenem: 6 Euro. Noch Fragen? ;-)
Natürlich ist Venezia eine Reise wert - aber den Kaffee kriegen Sie um die Ecke auch um 4 Euro (oder weniger) und können diesen dort auch in Ruhe genießen...
Der Lido di Venezia hat mich hingegen absolut überzeugt: Wunderschöne alte Bauten, prächtige Gärten mit netten Palmen und Pflanzen, halbwegs anständige Preise, nette Einkaufsstraße, gutes Eis und auch solides Essen. Ein Tipp noch zum Finale: Gelsen gibt es in der Lagune Venedigs leider massenhaft - daher entsprechende Sprays mitnehmen bzw. schattige Plätze meiden.
Mit 2024 wird an einigen Tagen auch der Versuch einer "Eintrittsgebühr für Tagestouristen" (kolportiert sind hier 5 Euro für das Tagesticket pro Person) getestet - 2025 soll diese Gebühr dann der Regelfall werden - 5 Euro werden aber wohl kaum jemanden abhalten, Venedig zu besuchen...
Geldmarie-Linktipp: