"Einmal Prag und die ganze Welt" könnte man titeln, wenn es um einen Wochenendtrip in die tschechische Hauptstadt geht - tatsächlich hat die Geldmarie kaum noch eine Stadt der Welt besucht, wo sich derart viele Nationen auf einem Fleck aufhalten: In der Altstadt von Prag.
Nachdem das Buchungssystem der ÖBB keine passenden Spartickets ausgespuckt hat, machte der Fernbus von Wien nach Prag das Rennen: 15 Euro pro Person hin und 22 Euro zurück sind ein Preis, den man mit dem Auto wohl nicht schafft.
Apropos Auto: Die Benzinpreise liegen in Tschechien sogar über dem österreichischen Niveau und die Tankstellen an den Autobahnen sind ob Apothekerpreise zu meiden. Eine Autobahnvignette für Tschechien macht auch großen Sinn!
Ob der Völkerwanderung nach Europa anno 2016 wurde nach der Grenze von den Tschechen sogar unser Bus kontrolliert - ein Reisedokument (Pass oder Personalausweis) sollten Sie also unbedingt dabeihaben. Laut Nachfrage beim Beamten reicht ein Führerschein nicht aus!
In 4 Stunden Fahrt (leider ohne Unterbrechung, was für Raucher leicht mühsam ist) waren wir dann in der "goldenen Stadt" - um gleich einmal an einem der hässlicheren Plätze Prags zu landen: Am Busbahnhof "Florenc", welcher idealerweise aber gar nicht weit weg der Altstadt gelegen ist. Da braucht man nicht einmal ein Taxi - muss sich also nicht gleich "neppen" lassen (vor diversen Taxis in Prag wird nach wie vor gewarnt).
Zu Fuß ging es also gleich ins Hotel - das Art Deco Imperial liegt nur ca. 10 Gehminuten (am Rande der Altstadt) vom Busbahnhof entfernt.
An dieser Stelle gleich einmal die erste Warnung: Nachdem die Altstadt fast durchgehend mit Pflastersteinen gepflastert ist, welche ganz gerne auch einmal lose sind bzw. grobe Löcher und Unebenheiten aufweisen, sind Stöckelschuhe nicht unbedingt anzuraten - Turn- oder Wanderschuhe sind für die Altstadt von Prag wohl ideal.
Das Art Deco Imperial Hotel ist ein (insbesondere innen) sehr nett aussehendes Hotel im Jugendstil/Art-Deco-Stil - und in den Zimmern weiß man gleich, dass in Prag die Farbe Gold dominiert.
Die Preise liegen bei 150 Euro pro Doppelzimmer (gerne wird Prag von Paaren bereist) aufwärts - ob der Altstadtnähe und der Zimmer auch durchaus gerechtfertigt.
Kleine Nachteile, die uns in den 2,5 Tagen aufgefallen sind: In der Vorderfront des Hotels quietschen sich gerne Straßenbahnen um die Kurve (laut!), die Zimmer sind sehr hellhörig (dünne Wände) und die Installationen (Warmwasser, Wasser) machen auch ziemlichen Lärm. Auch seltsam: Die Putzfrauen klopfen am Sonntag um halb 9 mit dem Vorwand an, ob denn mit der Minibar eh alles o.k. wäre... Das löst dann bei Erholungssuchenden wohl weniger Begeisterung aus...
Das Hotelpersonal ist äußerst hilfreich und freundlich, das Frühstück wird im dazugehörigen Cafe Imperial eingenommen, welches ob seiner kunstvoll (Gold!) verzierten Decken- und Wandgestaltung auch sehr viele Touristen lockt. Das Frühstück (ohne jetzt den Schnösel raushängen lassen zu wollen) könnte sicher noch besser sein und der Kaffee ist das übliche "Geschloder" vieler Massenhotels - aber in Prag verhungert man ohnehin nicht leicht, dazu aber später.
In Summe aber ein sehr nettes Hotel mit passenden Preisen.
Schon im März ist Prag (unter den Top 10 der europäischen Städte!) gut mit Touristen gefüllt - von Mai bis September soll man Prag ob Überfüllung angeblich sogar meiden. Insbesondere für Frauen und Paare hat die Altstadt (Innenstadt, "Stare Mesto") viel zu bieten:
Klassische Jahrhundertwendearchitekur und viele Prunkbauten bzw. alte Kirchen und enge Gässchen (ohne Autoverkehr) bieten eine wunderbare Kulisse für einen Einkaufs-Spaziergang durch die Altstadt. Beim Shoppen ist man in Sachen Mode, Schuhe, Schmuck, typischem Touristen-Klim-Bim (zumeist wohl aus China), Becherovka, Schnaps, Kristall (geht nicht mehr so gut wie einst), Marionetten und vielen süßen Mehlspeisen (Baumkuchen, Torten!) gut aufgehoben.
Auffallend auch die vielen Absinth-Varianten in den Läden, Vietnamesen (oder Thailänder, genauer haben wir nicht gefragt) mit Massagesalons plus Fischen, die an den Füßen knabbern (ein aktueller Trend...) sowie ein paar "Restbestände" mit UdSSR-Flair (Matrjoschka-Puppen, auch bekannt als Babuschka bzw. auch Pelzmützen, hierzulande uncharmant als "Bärenfut" bekannt). Hier gilt es wohl zu wissen, dass nach dem Fall des Eisernen Vorhanges irrsinnig viele US-Amerikaner Prag besuchten (und auch oft dort wohnen blieben) - die Nähe zum alten Feind hat wohl Faszination ausgeübt.
Für die männlichen Besucher gibt es weniger Attraktionen: Vielleicht eine Runde mit den Segways drehen, Bier sowieso (um den Vorsprung der Biertrink-Weltmeister aus Tschechien noch zu vergrößern) und die Stelze muss auch nicht nur im Wiener Schweizerhaus fein sein...
Sehr praktisch beim Einkaufen: Insbesondere die jüngeren Prager sind mittlerweile in Sprachen sehr beflissen - Englisch spricht nahezu jeder. Für Spätshopper auch dienlich: Die Ladenöffnungszeiten sind gerade in der Innenstadt Prags sehr flexibel.
Außerhalb der Altstadt und deren Einkaufsstraßen und Einkaufszentren (z.B. Palladium am Rande der Altstadt) findet man zum Teil ziemlich große Shops mit Billigware (China!), Bila Lakut in der Na Porici (nicht weit weg vom eingangs genannten Hotel) ist z.B. ein "Überbleibsl" aus der CSSR-Zeit, wo massenhaft Billigstzeug zu erwerben ist. Auf Qualität sollten Sie dabei aber nicht warten...
Shoppen und Kulinarik in der Altstadt sind vom Preisniveau her übrigens ziemlich mit Wien zu vergleichen - vielleicht noch ein wenig günstiger. Günstiger wird es dann natürlich (wie auch in Wien) abseits der Touristenfallen.
Die Altstadt von Prag ist ohnehin eine Einserbank: Einfach durch die -teils engen- Gässchen latschen (gutes Schuhwerk mitnehmen - viele Kilometer auf Pflastersteinen in Aussicht!) oder um 110 Kronen ein Tagesticket für die Öffis kaufen. Die Fußgängerampeln schalten übrigens sehr rasch um - also auf den miesen Straßen rasch drüberstolpern!
Unbedingt muss man die Karlsbrücke (Karluv Most) gesehen haben, welche sich aus der Altstadt über die Moldau auf die andere Stadtseite mit dem Hradschin ("Hradc", der riesigen Burg-Wohnanlage) breitet. Toller Blick auf beide Seiten der Stadt garantiert - ob am Morgen, Mittags oder am Abend ist dort allerdings immer viel los. Wenn am Abend dann die Maler und Tandler abziehen, wird deutlich mehr Platz.
Auf der anderen Seite der Brücke (der Mala Strana - also "kleinen Seite") gibt es auch nette Geschäfte, das Kafka-Museum (das die Tschechen weniger interessiert), den bereits erwähnten Hradschin (den wir uns für den nächsten Prag-Besuch aufheben) und mit Na Kampe auch eine nette Halbinsel mit einigen Lokalen.
In einem Lokal, dem "U Zlatych nuzek" haben wir auch fein gespeist - die Stelze (erwarten Sie sich keine Schweizerhaus-Stelze!) war lecker, aber ziemlich teuer. Die Bedienung in dem kleinen aber feinen Lokal war sehr freundlich, irritierte dann aber beim Bezahlen etwas: Sowohl mündlich als auch schriftlich wurde dargelegt, dass die Bedienung nicht inkludiert ist. Was Österreichern eigentlich ein "eh klar" entlockt dürfte bei einer bedeutenden Urlaubernation nicht so klar sein. Auch ein Hotel (mit gar nicht so üblen Preisen, trotz feiner Gegend) gibt es im selben Haus - siehe Linktipps.
Auch ein "Pflichtbesuch": Die große Einkaufsstraße "Vaclavske namesti" (die "Hatscheks" lasse ich übrigens immer weg - kann ohnehin kaum jemand richtig aussprechen), welche zum Wenzelsplatz führt und am anderen Ende eine weitere Einkaufsstraße bietet. Hübsche Gegend.
Ein Irrtum aus dem Reiseführer hat uns mit der Straßenbahn 17 in die falsche Richtung geschickt: Somit haben wir auch die hässlichsten Stadtteile Prags kurz bereist - die unzähligen Plattenbauten aus der Ostblock-Zeit sind wohl auch ein Grund, warum die Tschechen wirtschaftlich ziemlich aufs Gas steigen: Da will wohl jeder raus!
Vielleicht auch mit der U-Bahn - wenn man deren Stationen (äußerst schlecht gekennzeichnet) findet...
Auch den jüdischen Friedhof in der Altstadt wollten wir besuchen - und standen dann am Samstag vor verschlossenen Tür. Eigentlich klar - aber wer denkt schon im Urlaub daran, dass Juden am Samstag nichts hackeln...
Blöde Gschicht - aber dafür entdeckten wir mit dem "Kozlovna Apropos" (gleich ein paar Meter neben der Karlsbrücke auf der Altstadtseite, in der Krizovnicka 4 zu finden, siehe Linktipp) dann ein typisches tschechisches Bierlokal, in dem es sogar eine eigene Raucherzone gab! Klassische tschechische Appetithappen und herrliches Bier frisch gezapft (Bier ist auch in der Innenstadt sehr billig) erfreuten - und die hiesigen Kellner zeichneten sich mit klassischem "Schweizerhaus-Charme" auch von ihrer wahren Seite. Ein Tipp!
Störend in der Gastronomie vielleicht die vielen Animateure vor den Lokalen (im Sommer sicher noch schlimmer) - fast wie im Süden.
Nett hingegen die Gaukler auf einigen Plätzen der Altstadt, die dort mehr oder minder originelle Kunststücke aufführen.
Noch ein Hinweis in Geldangelegenheiten: Geldbörsen sicher verstauen wird angeraten, tschechische Kronen spucken die unzähligen Bankomaten der Innenstadt durchaus günstig aus (die vielen Wechselstuben sind nicht wirklich nötig) und da und dort kann man sogar mit Euro zahlen - dafür gibt es dann aber eher ungünstige Umrechnungskurse!
Noch ein letzter Tipp: Oft wird empfohlen, sich das Taxi vom Hotel organisieren zu lassen - so es ein seriöses Hotel ist, wird auch das Taxiunternehmen seriös sein.
In Summe: Prag, wir kommen wieder!
Geldmarie-Linktipps: