Alle Jahre wieder gibt es in Österreich Hochwasser. Zumeist handelt es sich um relativ lokale Ereignisse - aber auch "Jahrhunderthochwasser" kommen scheinbar nicht nur mehr alle Jahrhunderte...
Und wer da zu nahe am Wasser gebaut hat, könnte im Hochwasserfall dann schon sehr bald auch den Tränen nahe sein: Und zwar dann, wenn die Versicherung den entstandenen Hochwasserschaden gar nicht oder nur zu kleinen Teilen bezahlt. Die meisten Häuser und deren Wohnungsinhalt sind nämlich gegen Hochwasserschäden gar nicht oder nur zu kleinen Teilen versichert!
Auch wenn das Haus nicht gänzlich weggespült oder in der Bausubstanz massiv beschädigt wird - Hochwasser hinterlässt oft schwerste und kostenintensive Schäden: Geröll, Schlamm und Wasser hinterlassen massive Spuren in Mauern, Parkett, Holz & Co. Vieles wird unbrauchbar und das Entfeuchten einer überschwemmten Wohnung kann oft monatelang (wenn nicht Jahre) dauern.
Das sogenannte "Jahrhunderthochwasser 2002" verursachte einen Gesamtschaden von ca. 3 Mrd. Euro - von Versicherungen wurden allerdings nur ca. 420 Millionen Euro abgedeckt.
Und da hat man schon die Betriebe eingerechnet, welche sich rechtzeitig um ausreichenden Hochwasserschutz gekümmert haben und auch das Hochwasserrisiko in den Versicherungspolizzen eingeschlossen haben.
Während Betriebe ihre Liegenschaften relativ leicht und fast gänzlich absichern können, fällt dies bei Privathaushalten und Eigenheimen schon schwerer: Denn die Versicherungen bieten (wenn überhaupt) nur sehr eingeschränkten und nach oben limitierten Versicherungsschutz für Hochwasser an.
Denn ein Jahrhunderthochwasser (wie z.B. 2002) würde ansonsten die gesamte Versicherungswirtschaft in ihrer Existenz gefährden - eine ähnliche Begründung, warum auch Risken wie Erdbeben, Kriege etc. vom Versicherungsschutz gänzlich ausgeschlossen sind bzw. nur minimal mitversicherbar sind.
Wirklich alte Haushalts- und Eigenheimversicherungen haben fast keine Deckung in Sachen Hochwasser. Polizzen ab den 1990-ern sind oft schon mit kleinen "Katastrophenpaketen" ausgestattet, wo z.B. Hochwasser, Grundwassereintritt, Regenwasser etc. mit kleineren Summen mitversichert sind. Diese liegen zumeist zwischen 5.000 und 10.000 Euro und werden dann im gröberen Schadensfall auch zumeist recht schnell und anstandslos ausgezahlt.
Einen entsprechenden Link mit aktuellen Summen in Sachen Hochwasser bei unterschiedlichen Assekuranzen aus Österreich finden Sie am Ende dieser Seite.
Betriebe haben oft eine All-Risk-Versicherung und damit gute Deckung bei Hochwasserschäden - aber gehen Sie als Betriebsinhaber nicht automatisch davon aus, dass Hochwasser durch die Sparte "Leitungswasserversicherung" abgedeckt ist. Dem ist nämlich nicht der Fall...
Sie sehen schon: Man sollte (insbesondere in Wohnnähe von Bächen und Flüssen) die eigene Haushalts- und Eigenheimversicherung unbedingt auf das Vorhandensein eines Hochwasserschutzes prüfen. Ist noch keine Hochwasserdeckung vorhanden, kann man zumeist ohne wesentliche Zusatzkosten auf ein gleichwertiges Produkt mit Hochwasserdeckung wechseln.
Achten Sie darauf, dass die Hochwasserversicherung jeweils für die Gebäudehülle (Haus) sowie für den Inhalt (Haushalt) gilt - im Ernstfall können Sie diese beiden Summen dann addieren und haben zumindest einen soliden Basisschutz.
Oft bieten Versicherer auch eine Erweiterung der (geringen) Deckungssummen an - dies allerdings nur gegen (hohe) Mehrkosten für den Versicherungsnehmer. Wenn Sie aber in einem besonders gefährdeten Gebiet wohnen, sollten Sie darüber schon nachdenken und die Gunst der Stunde nützen. Gibt es nämlich dann ein gröberes Hochwasser, welches lokalen Charakter übersteigt, werden Sie für einige Zeit kaum mehr Hochwasserdeckung für dieses Objekt erhalten...
Auch wenn ein Hochwasser ante portas steht, ist es vielleicht mit einer schnellen "Eindeckung" schon zu spät. Aber wie sagt man bei den Versicherungen: "Ein brennendes Haus kann man nicht mehr versichern". Gilt auch für Hochwasser.
Wenn Ihr Auto im Hochwasserfall "ungünstig" geparkt war, kann Ihnen nur eine Kaskoversicherung mit Hochwasserschutz (ist sogar in den meisten Teilkaskoversicherungen inkludiert) helfen. Eine Haftpflichtversicherung zahlt naturgemäß bei Hochwasser nicht(s).
Das Grundprinzip einer Versicherungsgemeinschaft (und der Versicherungsmathematik) besagt u.a., dass man gleichwertige Objekte zu gleichen Prämien versichern kann. Bei der Hochwasserversicherung ist das allerdings nicht ganz gegeben: Erfahrungsgemäß bemühen sich besonders Menschen um Hochwasserdeckung, deren Wohnort in der Nähe von Bächen, Flüssen oder Seen liegt.
Versicherungen sollten eigentlich keine periodisch eintretenden Ereignisse versichern (entspricht nicht dem Grundgedanken einer Versicherung) - und doch hat man aufgrund der hohen Nachfrage nach Hochwasserdeckung die Versicherungsmöglichkeit von Hochwasser stark erhöht (schon alleine, weil die Konkurrenz diese Deckung auch hat...).
Gibt es dann wieder einmal das "periodische" Hochwasser, tritt das große Jammern in den Vorstandsetagen der Versicherungen ein und man definiert kurzfristig, in welchen Risikozonen man zukünftig nicht mehr versichern möchte. Aber nur kurzfristig. Gibt es dann ein paar Jahre kein Hochwasser, ist schon wieder (fast) alles versicherbar. Diese Möglichkeit sollte man als Bewohner einer Risikozone auch nützen - wenn es auch der Versicherungsgemeinschaft (die diese regelmäßigen Schäden mitzahlt) schadet.
Die Geldmarie ist der Ansicht, dass man gewisse Risikozonen überhaupt nicht versichern sollte. Fast jährlich gibt es z.B. in der Altstadt von Steyr (hier ist man schon bestens darauf vorbereitet) Hochwasser - auch die Kleingärten in Altenberg oder Kritzendorf an der Donau (und viele andere Plätze an heimischen Flüssen und Bächen, die zu Flüssen werden) werden alle paar Jahre vom Hochwasser heimgesucht. Auch wenn diese Gebäude oft auf Stelzen stehen: Hier sollte es eigentlich keine Hochwasserdeckung mehr geben (auch wenn das für Betroffene brutal klingt). Denn regelmäßige Ereignisse widersprechen dem Versicherungsgedanken und kosten denen Geld, die (oft teurer) in "normalen" Gebieten gebaut haben und die Schäden dann in ihren Prämien mitzahlen müssen.
Auch die Bürgermeister sollte man in Sachen Flächenwidmung zusehends haftbar machen - billiger Grund ist nämlich nicht immer guter Grund...
Last - but not least - gilt es noch zu erwähnen, dass man sich auf ein Hochwasser oft auch vorbereiten kann. Handelt es sich nicht um ein "Jahrhunderthochwasser" (das auch sonst trocken bleibende Gegenden verwüstet), weiß man ja zumeist um das eigene Hochwasserrisiko. Da ist es nur ratsam, keine teuren Gegenstände, Wertsachen bzw. Dokumente in die Kelleretagen bzw. niedrig liegende Erdgeschosse zu verbringen.
Wenn noch Zeit bleibt, sollte man solche Gegenstände rasch in höhere Etagen bringen bzw. die Risikolagen komplett ausräumen. Denn der Wassereinbruch (mit Schlamm, Geröll & Co.) wird noch genug Arbeit verursachen...
So Sie Hochwasser (wenn auch nur eingeschränkt) in Ihrer Polizze inkludiert haben, wenden Sie sich umgehend an Ihre Versicherung. Wenn viele Versicherte vom Hochwasser betroffen sind, haben Versicherungen zumeist eine eigene Hotline eingerichtet. Wer einen persönlichen Berater hat, sollte diesen zuerst kontaktieren.
Fotos sind unter Umständen hilfreich (aber keine Pflicht), Schadenminimierung (Sachen so schnell wie möglich bergen und Folgeschäden vermeiden) ist sehr wohl notwendig. Werfen Sie jedoch die beschädigten Güter erst dann weg, wenn die Versicherung die Schäden besichtigt hat bzw. die Abwicklung freigegeben hat (bei vielen eindeutigen Schäden in einem Gebiet verzichtet man aus Zeit- und Kostengründen häufig auf die Besichtigung und zahlt die Höchstsumme aus).
Bei extremen Hochwassern gibt es neben dem Versicherungsschutz oft auch Hilfe aus dem Katastrophenfonds der Republik bzw. auch aus Landesgeldern.