Vorab: Hier gibt es definiv keine Anleitung zum Versicherungsbetrug. Wem's trotzdem interessiert liest weiter:
Wer in einer Versicherung tätig ist, kommt früher oder später mit dem Versicherungsbetrug in sehr nahen Kontakt. Denn Versicherungsbetrug ist in Österreich (und wohl auch anderswo) fast schon ein "Volkssport". Die Dunkelziffer ist hoch.
Geschätzte 200 bis 300 Millionen Euro Schaden pro Jahr entstehen durch Versicherungsbetrug in Österreich. Das entspricht in etwa 5 Prozent des gesamten Prämienaufkommens der zugrundeliegenden Versicherungen.
Dieser setzt sich aus 2 verschiedenen Bereichen zusammen:
So manche Versicherungsnehmer verstehen den Versicherungsgedanken und den Begriff der Versicherungsgemeinschaft falsch: Wenn man immer wieder einzahlt, dann muss man ja auch einmal etwas rauskriegen. Dieser Ansatz ist zwar nachvollziehbar, aber in Sachen Risikogemeinschaft der falsche. Denn eine Sachversicherung (aber auch so manche Personenversicherung) ist keine Sparkasse, sondern sollte eher für wirkliche Katastrophen (Brandschäden, Leitungswasserschäden, Einbruchsdiebstahl etc.) zur Verfügung stehen.
Die ganzen Kleinschäden, welche aufgrund der Marktentwicklung auch immer häufiger versichert werden (teilweise auch zurecht), kosten sehr viel Geld: Auch in der Abwickung dieser Schadensfälle wird enormes Geld verbraucht.
Die Geldmarie steht zwar nicht mehr in Abhängigkeit zu einer Versicherung, hat aber trotzdem eine klare Meinung: Reichen Sie nur Schäden ein, die auch wirklich versichert sind. Kontaktieren Sie bei Unklarheit Ihren Versicherungsbetreuer.
Wenn Sie wirklich ewig lange nur einzahlen, kann man ja ab und an (aber auch nicht regelmäßig, dass würde eingangs gesagtes ad absurdum führen) auch einen nicht gedeckten Schadensfall in Richtung Kulanzzahlung einreichen. Die wirklich "braven Zahler" tun auch gut daran, Selbstbehalte zu vereinbaren - das spart zumeist viel Geld, denn:
Zur Orientierung: In der Haushaltsversicherung hat man durchschnittlich alle 7 bis 10 Jahre (produktabhängig) einen gedeckten Schadensfall. Zumeist handelt es sich dabei um Kleinschäden, die man locker selbst bezahlen könnte (Glasbruch, Tiefkühlgut etc.).
Sehr häufig wird in Schadensmeldungen einfach "geflunkert": Viele Kunden geben im (oft effektiven) Schadensfall gleich ein wenig mehr an, als tatsächlich betroffen ist. So standen teure Räder im Kellerabteil, die schon lange nicht mehr im Besitz des Versicherten sind oder war die Tiefkühltruhe voll mit feinstem Fleisch, Kaviar und Lachs. Auch geht das Cerankochfeld sehr häufig in Bruch, wenn der dazugehörige Herd erneuert wird. Brillengläser von Bekannten werden zerstört. Der Freund und Rechtsanwalt wird sehr häufig unter dem Titel "Beratungsrechtsschutz" konsultiert. Und so weiter...
Ein routinierter Versicherungsfachmann erkennt solche "Prämienrückholaktionen" sehr rasch - und ignoriert dies, da die jeweiligen Schadenssummen nicht spektakulär sind und die Kundenverbindung auf Dauer gesehen vielleicht noch immer positiv ist.
Bei solchen Kleinbetrügereien nachzuforschen wäre aber zu kostspielig, wird also seitens Versicherung zumeist unterlassen. Somit kommt es hier auch kaum zu strafrechtlichen Konsequenzen.
Die Geldmarie möchte hier gar nicht weiter moralisieren: Tatsache ist aber, dass solche Schäden eigentlich die Versicherungsgemeinschaft zahlt, von welcher man (als deren Teilhaber) man eigentlich korrekte Schadensmeldungen verlangen würde.
Sollte es ein Versicherungsnehmer aber übertreiben, kann es durchaus sein, dass er plötzlich ohne Versicherungsschutz dasteht (= vom Versicherer gekündigt wird) bzw. seine Prämie erhöht wird.
Durch diesen häufigen Missbrauch von Versicherungen kommt es leider auch zu immer strengeren Prüfungen bei Schadensfällen - zu Lasten der ehrlichen Versicherungsnehmer. Bitte also hier um Verständnis, wenn die urgierten Unterlagen genau geprüft werden - es dient der Versicherungsgemeinschaft.
Hier handelt es sich um strafbare Vorsatzdelikte, die -soweit diese entdeckt werden- sofort vor Gericht landen und nicht selten im Gefängnis enden.
Einige "nette" Beispiele aus der Praxis:
Zumeist wird derartiger Versicherungsbetrug kaum in der Öffentlichkeit bekannt - in Österreich kennt man den Fall Lucona rund um Udo Proksch (wo man ein versichertes Schiff mittels Sprengung versenkte) noch heute - wohl auch, weil sich rund um Udo Proksch immer sehr viele prominente Politiker herumtrieben.
Und doch kommt es Jahr für Jahr zu unzähligen Verurteilungen wegen Versicherungsdelikten: Denn jede Versicherung beschäftigt einerseits unabhängige Sachgutachter, andererseits aber auch Detektive und (bei größeren Unternehmen) eine eigene Betrugsabteilung.
Schadensfälle werden im ZIS (=Zentrales Informationssystem der Versicherungen) gespeichert und beobachtet.
Und das ist gut so.