Keine Frage - auch wenn Österreich in Sachen Bruttosozialprodukt "nur" stetig unter den 10 reichsten Ländern der Welt gelistet wird: Bezüglich Lebensqualität haben wir Alpenrepublikaner ganz weit die Nase vorne. Auch wenn das Wetter in unseren Breiten unserem Gemütszustand reflektiert (Heiter bis Wolkig, Frost und Hitze) - es ist schon ein Privileg, hierzulande reingeboren worden zu sein.
Ca. 80.000 Dollarmillionäre gab es anno 2007 (auch wenn da der Dollar nicht gerade eine Stärkephase hatte - Euromillinäre werden es kaum weniger sein) in Österreich. Als Kind der Aufbaugeneration war es auch für die Geldmarie ein erstrebenswertes Ziel, dem "Club der Millionäre" sehr bald anzugehören. Schon mit 13 Jahren (anlässlich eines Italien-Aufenthaltes am Hausmeisterstrand Lignano) schaffte es die Geldmarie erstmals, in den Millionärsclub Einzug zu halten: Lire-Millionär. Auch wenn das damals keine hohe Kunst war - immerhin Millionär. Die nächste Etappe wurde auch noch knapp geschafft: Schilling-Millionär. Doch 2002 kam der Euro - und ein neues (hohes) Ziel mit der Formel "Million Schilling x 13,7603 = Euro-Millionär" war vorgegeben. Die Geldmarie arbeitet noch immer daran...vielleicht fällt ja der Dollar auf 0,5 Euro - dann ist der Dollarmillionär einmal im Visier...
Nun denn: Die Geldmarie ist auch keine 20 mehr, hat den Kontakt zu Banken und Yuppies (gibt es die eigentlich auch heute noch?) auf das Wesentliche reduziert (Online-Banking) und hat nunmehr etwas andere Präferenzen. Keinesfalls wird die Geldmarie den Kapitalismus verfluchen: Denn das große Spiel Kapitalismus - Kommunismus hatte einen klaren Ausgang. Wenn das Spiel der Kommunisten wenigstens schön gewesen wäre...aber nein...nicht einmal das.
"If you can't beat 'em - join 'em" sagt einem der gesunde Menschenverstand - und der war immer schon ein notorischer Feigling - (c) Kishon. Somit wäre eine Teilnahme am Kapitalismus doch nur angebracht: In Österreich gibt es ca. 1.500 Milliarden Geldvermögen (das wären dann fast 200.000 Euro pro Person - vom Baby bis zum Greis) und 800 Milliarden Sachvermögen - da muss doch für die intelligente Einzelperson auch etwas vom Kuchen abfallen... Also ab in die Bank (als Erstberuf der Geldmarie) - und mal sehen, wie der Hase läuft - (c) Georg Danzer...
Erst viele Jahre (und eine Selbstkündigung) später begann die Geldmarie die Finanzwelt mit anderen Augen zu sehen: Als Sohn (jaja, die Marie ist ein Mann) einer klassischen und strebsamen Aufbaugeneration waren diese auch eine Weile ziemlich verbunden. Aber nicht blind: Auf der linken Seite sah man genau die Vernichtung von Geldern zugunsten von Parteigünstlingen - auf der rechten Seite selbiges. Und noch ein wenig mehr. Da blieb nur die Mitte. Für Parteien gibt es übrigens hier sicher keine Werbeeinschaltung.
Für eine Weltanschauung sehr wohl: Der soziale Liberalismus.
Leben und leben lassen - ein Leben mit Vollgas, mit Ruhephasen, eine ganz lange Ruhe - wie auch immer gewünscht. Nur aufpassen,
daß es nicht auf Kosten anderer geht (soweit sich das selbstkritisch kontrollieren lässt). Keine Ärsche vergolden - aber auch goldene Ärsche
akzeptieren. Ändern - oder akzeptieren. Dazwischen gibt es nichts.
Ziemlich persönliche Zeilen, meint die Geldmarie. Aber jetzt gleich zu ein paar Fakten.
Fakten, Fakten, Fakten:
In Österreich ist ca. 1 Million (von 8+ Millionen Menschen) armutsgefährdet - d.h. diese Menschen müssen mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 800 Euro pro Monat das Auslangen finden. Tendenz stark steigend. Wie hoch ist Ihre Miete, wie hoch sind Ihre Fixkosten? Ohne Worte.
Ca. 300.000 Menschen in Österreich haben ein Geldvermögen oder ein Jahreseinkommen von mehr als 70.000 Euro. Vom gesamten Geldvermögen (ca. 1.500 Mrd. Euro) hält ca. 70% die Wirtschaft. Vom Sachvermögen (800 Mrd. Euro) entfallen ca. 40% auf die Wirtschaft, 35 % auf private Haushalte (Grundstücke, Häuser, Auto etc.) und 25% auf die öffentliche Hand.
Über 90% des Steueraufkommens in Österreich entfällt auf Erwerbseinkommen - nur ganz wenig auf Vermögenssteuern. Österreich hat (gemessen mit anderen reichen Ländern) eine erbärmlich niedrige Vermögenssteuer - auch wenn die Abgabenquote in Österreich schon sehr hoch ist.
Nein, die Geldmarie möchte nicht die privaten Grundbesitzer noch weiter schröpfen oder auch die KESt erhöhen: Eine Partei hat es in den letzten Jahrzehnten geschafft, ihre guten Freunde in der Wirtschaft sowie das Kapital gut zu vertreten. Das ist das gute Recht und die Aufgabe einer Partei - es gilt ja auch, seine Wähler zu vertreten. Aber sind da jetzt alle Wähler dieser Partei auch wirklich privilegiert? Wohl kaum. Politik wird in Österreich sowie in Europa als auch weltweit für die Wirtschaft gemacht. Auf dem Steuerrücken der Durchschnittsbürger.
Auch das ist kein Aufruf an andere Parteien, wieder zu Bruno-Kreisky-Zeiten zurückzukehren und jedem Parteibuchgenossen einen Kleingarten zum "Fast-Null-Tarif" zu verschaffen. Der Kuchen ist verteilt - viel mehr Familiensilber gibt es nicht zu verschenken - und schon gar keine "Goldenen Ärsche" sind finanzierbar. Einzig harte Arbeit bringt mache Menschen dorthin, wo Sie hinkommen wollen. Und es wird immer schwerer:
Vielmehr gilt es in den nächsten Jahrzehnten Zukunftsaufgaben zu erledigen. Ein verantwortungsvoller Politiker sollte nicht nur auf sein Klientel sehen (ich weiß: "Wunschdenken"), sondern versuchen, ein wenig in die Zukunft zu blicken. Denn dies ist seine Aufgabe - nicht nur von der Gegenwart bis zur nächsten Wahl zu denken, sondern die eine oder andere Generation weiter.
Und nachdem die Geldmarie auf keiner Liste zum Nationalrat präsent ist, gibt es hier einige Tipps, wie man in den nächsten Jahren sicherstellen könnte, dass aus dem aufstrebenden Nachkriegsland (und späterem Kapitalistenhort) nicht ein Pensionistenort mit verwaltungsorientierter Neidgesellschaft ("Ausländer raus", "Böse EU", "Privilegierter Parteibonze", "böse Politiker" etc.) wird.
Finanzpolitik für die Zukunft:
Österreich wird auch weiterhin ein "Land der Millionäre" bleiben. Ob Sie selber einer werden wollen, haben Sie zumeist selbst in der Hand (provokativ gesagt). Sollte es allerdings in den nächsten Jahren keine massive Kurskorrektur in oben skizzierter Richtung geben, wird sich mit Sicherheit schwerer sozialer Unfrieden (mit äußerst unangenehmen Begleiterscheinungen, die wir längst schon überwunden glaubten) einstellen.
Jörg Haider ist knapp vor dem Ziel gescheitert - Strache ist schon wieder auf dem Weg. Und wenn nicht Strache, dann der nächste Populist.
Gerne können Sie diesen Artikel Ihrer präferierten Fraktion (oder wem auch immer) zusenden.
Die Geldmarie mit dem Versuch einer Prognose (im Jahre 2008).