Erinnern Sie sich noch an die Partizipationsscheine?
In den 1990ern wurden Sie massenweise von fast allen heimischen Banken zum Kauf angeboten (und an der Wiener Börse gehandelt bzw. gepflegt). Billiges Kapital mit null Mitspracherecht - das war für die Banken durchaus eine Möglichkeit, die man Privatanlegern bieten wollte.
Schön langsam - aber sicher - verschwanden diese Partizipationsscheine (mangels Attraktivität für die Anleger) wieder von den Kurszetteln - und wurden häufig auch in Vorzugsaktien bzw. noch später in Stammaktien umgewandelt.
Nun steht aber ein (vielleicht kurzfristiges) Comeback des Partizipationskapitals ins Haus: Die Erste Group benötigt (aufgrund der Finanzkrise wie auch fast alle anderen Banken) eine Kapitalspritze. Und für diese hat man sich an die Variante des Partizipationskaptials erinnert: Vom möglichen Geschäftserfolg mitprofitieren, aber nicht mitreden. Das ist der Deal:
Insgesamt 2,7 Milliarden Euro Eigenkapital werden aufgenommen - 1,89 Milliarden werden von der Republik Österreich abgenommen. Der Rest soll von privaten und institutionellen Anlegern (z.B. die befreundete Vienna Insurance Group) gezeichnet werden. Hier die Details:
Die Zeichnungsfrist beginnt am 15.04.2009 und endet (voraussichtlich) am 29.04.2009.
Ab 3.000 Euro ist man dabei - Stückelungen sind im Wert von 1.000 Euro Nominale erhältlich und werden zum Ausgabepreis von 100% erworben.
Aktionäre der Erste Group haben ein Bezugsrecht auf 1.000 Euro Nominale Partizipationskapital je 118 Aktien.
Die Laufzeit des Partizipationskapitals ist unbegrenzt - man beabsichtigt aber (derzeit) eine Rückführung (zu 100 Prozent) am 1.5.2014 - positiver Geschäftsgang vorausgesetzt!
Es handelt sich mit Aktienkapital gleichrangiges Partizipationskapital. Eine Börsennotiz ist derzeit nicht vorgesehen. Totalverlust ist möglich!
Soweit in den betreffenden Jahren ein ausreichender Geschäftserfolg ("Deckung im Jahresgewinn") erzielt wird (Nachzahlungen für Jahre ohne Gewinn sind nicht vorgesehen), sind folgende Dividendenzahlungen vorgesehen:
Konservative Anleger sollten sich nicht mit 8% p.a. Dividende locken lassen - es handelt sich hier um ein aktienähnliches Produkt mit dem Risiko, das gesamte Kapital zu verlieren. Die Wahrscheinlichkeit eins Konkurses der Erste Bank ist aber nicht sehr wahrscheinlich.
Wer Vertrauen in das heimische Bankensystem (und insbesondere in die Erste Bank) hat, könnte sich aber ein paar Jahre nette Erträge sichern - soweit die Erste Group in den nächsten Jahren welche erzielt. Es ist also auch ein wenig eine Spekulation gegen das Ende der Finanzkrise - eine Spekulation im eigentlichen Sinne ist es aber jedenfalls.
Wer auf eine gute Entwicklung der Erste Bank spekulieren möchte, kann sich aber natürlich auch die Aktien der Ersten Bank kaufen - die notieren derzeit bei 16,50 Euro pro Stück. Vor der Finanzkrise hat man schon Kurse um fast 60 Euro gesehen...
Vor die Wahl gestellt, würde die Geldmarie eher letzteres tun: Entwickelt sich die Erste Group (erwartungsgemäß) gut, wird mit Kursgewinnen wohl mehr Ertrag lukriert als mit temporär limitiertem Partizipationskapital.
Man kann aber davon ausgehen, dass die Erste Group alles versuchen wird, die versprochenen Dividenden auch sehr bald (vielleicht schon 2010) zu erwirtschaften und auszubezahlen. Denn auch der Staat Österreich hat daran größes Interesse...
Wahrscheinlich wird es aber keine Flut von weiterem Partizipationskapital (anderer Banken) geben.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - April 2009