Wer vom Quartalsreport I/2009, Teil 1 noch nicht genug hat, darf sich auch hier noch ein wenig frustrieren lassen - aber keine Sorge: Es gibt auch ein paar Lichter am Ende des Finanztunnels!
Das Wirtschaftswachstum betrug in Österreich 2006 3,4%, 2007 waren es noch nette 3,1% und auch 2008 lag man mit 1,8% noch kräftig im Plus.
2009 prognostiziert das WIFO ein Minus von 2,2% - die Prognosen werden aber laufend pessimistischer. Die Geldmarie meint: 2,5% bis 3% könnten es schon werden...
Für 2010 sind die Wirtschaftsforscher aber schon wieder vorsichtig optimistisch: 0,5% Plus prognostiziert das WIFO. Die Geldmarie wäre auch mit einer Null durchaus zufrieden - auch ein leichtes Minus wäre keine Katastrophe (auch wenn ein Plus ein nettes Signal wäre, das dem Arbeitsmarkt sicher in Folge entspannen kann). 2011 sollte es aber dann wieder aufwärts gehen - ansonsten droht eine jahrelange Wirtschaftsflaute.
Während 2008 die Rohstoffpreise (Lebensmittel, Benzinpreis, Strom etc.) noch gewaltig in die Höhe getrieben worden sind, und es über's Jahr eine Inflationsrate von 3,2% gab, sieht es hier nach Entspannung aus: Die Inflation hat sich beruhigt und liegt derzeit (Stand 02/09) bei bescheidenen 1,3%.
Und irgendwo bei 1% (oder vielleicht sogar darunter) wird die Inflationsrate heuer liegen - und vielleicht auch längere Zeit verweilen.
Die Lohnabschlüsse (plus Pensionen) sowie die Steuerreform 2009 bringen vielen Österreichern heuer ein paar Euro mehr (250 bis 700) ins Börserl, die die Inflationsrate heuer nicht auffressen wird. Blöd nur, wenn man keine Arbeit mehr hat - da nützt die Steuerreform wenig.
Wer sich Ende letzten Jahres noch gute und langfristige Fixzinsen sichern konnte (Anleihen, Sparbücher etc.), reibt sich jetzt die Hände. Wer nun Kapital mittelfristig veranlagen will, muss sich mit 2-3% begnügen.
Ein Aufatmen gibt es auch im Sektor der Kreditnehmer: Die Kreditzinsen für Firmenkredite fielen zuerst - nun werden endlich auch die Privatkredite günstiger. Fremdwährungskredite sind schwer aus der Mode gekommen - die Zwangskonvertierungen bestehender Fremdwährungskredite (oft aus Panik seitens der Banken) waren für manche Kreditnehmer äußerst unvorteilhaft. Prozesse werden folgen.
Die Politik (und die Wirtschaftskammer) fordert von den Banken vermehrte Kreditvergabe an Unternehmen - aufgrund der derzeitigen Wirtschaftslage bleibt es aber in vielen Fällen bei der Forderung...
Die große Ruhe ist eingekehrt. Kanzler Faymann ist kaum zu sehen/hören, Vize und Finanzminister Pröll ob seines Ressorts ist schon mehr gefordert. Pröll zeigt zumindest in vielen Punkten Engagement - z.B. machte er sich zuerst in Sachen "Bankenrettungspaket für Ostbanken" unbeliebt, um in der Sache dann doch bestätigt zu werden.
Die Bankenrettungspakete für Österreichs Banken werden schön langsam aber sicher angenommen - auch dies scheint ganz gut zu wirken. Auch wenn es derzeit der Republik Österreich viel Geld kostet (und die Staatsschulden massiv ansteigen) - mit einiger Sicherheit wird es die Kohle auch wieder (verzinst) ins heimische Staatssäckl zurückschaffen.
Denn Großbanken lässt derzeit weltweit niemand im Regen stehen - eine Pleite einer Großbank würde sofort wieder den aus dem letzten Quartal 2009 bekannten Dominoeffekt auslösen. Koste es, was es wolle - die Banken werden gerettet.
Dass man dabei auch den Gagenkaisern, Aufsichtsräten und sonstigen Profiteuren etwas an den Kragen steigt, ist absolut positiv zu bewerten - der "Selbstbedienungsladen Management" muss ab und an reguliert (bzw. in die Schranken gewiesen) werden. Ein natürliches Korrektiv, das aber nicht sehr lange anhalten wird.
Zu weiteren Verstaatlichungen wird es aber bei den großen Populärbanken wohl kaum kommen. Politisch gesehen, ist jedenfalls jetzt die beste Zeit, den Banken eine höhere Eigenkapitalausstattung vorzuschreiben - und von "Shareholder-Value" (viel Dividende für die Aktionäre) ein wenig Abstand zu gewinnen.
Ob nach Julius Meinl noch weitere "erfolgreiche Banker bzw. Immobilienprofis" die Untersuchungshaft erleben dürfen, bleibt abzuwarten. Die aktuelle Wirtschaftlage trägt aber vielleicht dazu bei, dass die Justiz derart spektakuläre Schritte unternimmt. Vor wenigen Jahren wäre dies wohl undenkbar gewesen...
Auch in Sachen Immofinanz oder Immoeast würden so manche Anleger gerne die eine oder andere Festnahme sehen. Sammelklagen gegen Finanzdienstleister AWD (dessen teilweise unkundige Betreuer Anteile ebenfalls "sicher wie ein Sparbuch" anpriesen) sind jedenfalls im Laufen. Das Management der alten Immofinanz/Immoeast (seltsame Firmenkonstrukte, Verträge, Aktienrückkauf etc.) möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Auch das ist ein Urteil;-)
Auch die AUA geriet nicht aus den Schlagzeilen: Negativrekord über Negativrekord, Geldsorgen, Sparpakete etc.
Als langjähriger Beobachter der AUA (und ehemaliger Aktionär) gilt es hier festzustellen: Die Geißelhaft von Politik und Betriebsrat haben dem Unternehmen nichts gutes getan. Links und Rechts überholten die privaten Anbieter - und die AUA flog stur geradeaus. Mehrere Kapitäne konnten das längst verfahrene Steuer nicht mehr rumreißen.
Der Verkauf an die Lufthansa erfolgte viel zu spät (und zum vielleicht schlechtesten Zeitpunkt) - und könnte noch an EU-Auflagen scheitern. Die Aussagen von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (gebürtiger Oberösterreicher) sind präzise und sehr intelligent: Plötzlich lassen auch die schlimmsten Hardliner der AUA (wohl auch aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz) die Hosen kräftig runter. Warum nicht schon früher?
Wie schlecht es derzeit um die AUA steht, zeigt auch der Aktienkurs: Der liegt konstant weit unter dem Übernahmeangebot der Lufthansa. Normalerweise spekulieren Anleger auf ein Nachbessern solcher Angebote - hier wartet man aber noch auf das O.K. aus Brüssel. Möge es für die AUA kommen.
Jedenfalls ein Paradebeispiel, wie Betriebsräte & politischer Proporz ein nationales Flaggschiff in Richtung Ruin getrieben haben.
Einen ähnlichen Versuch gab und gibt es bei der Post: Dort hat der (oft seltsam anmutende) General Wais (der sich dieser Tage in den Ruhestand verarbeitet hat) oft harte Sträuße mit dem klassischen Beamtengewerkschafter Fritz geliefert. Derzeit sieht es eher danach aus, als habe sich Wais (politisch) durchgesetzt und die Post recht gut auf die Aufgabe des Briefmonopols vorbereitet.
Auch wenn es weh tut, dass es bald wieder einige Postämter weniger geben wird - AUA-Schicksal wird das keines (jedenfalls nicht so schnell). Wenn auch unpopulär: Gute Arbeit, Herr Wais!
Lehrerstreik? Ja. Eine Prognose der Geldmarie: Schon im ersten Halbjahr.
Ministerin Schmied hat zwar die (längst fällige) Diskussion nicht ideal gestartet - zeigt aber (verordnete?) Härte bzw. schaltet auf Stur!
2 Stunden Mehrarbeit in den Klassen sind einer privilegierten Beamtenschicht durchaus zuzumuten (Privatangestellte müssen schon sehr lange viel effektiver arbeiten und stehen unter größerem Druck) - und doch hat man den Fehler gemacht, hier alle über einen Kamm zu scheren.
Eine Volksschullehrkraft arbeitet mit Sicherheit mehr in den Klassen als eine Lehrkraft in einer HTL oder HAK. Und wenn sich Beamtenbetriebsrat Riegler (ein "Klassiker") auf Zeiterhebungen beruft, die man ob Lächerlichkeit nicht einmal ignorieren sollte (sogar der Geldmarie bekannte Lehrer lachen darüber), wird sogar die durchaus ausgeglichene Geldmarie etwas sauer.
Seitens Lehrergewerkschaft kommt jedenfalls null Argumentation - nur Privilegien bewahren und behüten... Erinnert irgendwie an die AUA - doch diese Gewerkschaft sitzt am längeren Ast. Denn der Schulbetrieb kann kaum in Konkurs gehen - sehr wohl aber eine Konkurserklärung abliefern. Man ist nahe dran.
Die LehrerInnen sind allerdings auch ein wesentliches Kapital unserer Gesellschaft: Sie bilden derzeit die Kinder aus, die schon in einigen Jahrzehnten unseren Wohlstand erhalten sollen.
Man sollte seitens Lehrerschaft aber unbedingt darauf hinweisen, dass sich der Unterricht in den letzten Jahren massiv verändert hat: Die Eltern stellen an das Lehrpersonal immer höhere Ansprüche und die Kinder (Stichwort: Immigrantenkinder) benötigen immer mehr und bessere Betreuung. Das kostet schon die eine oder andere Mehrstunde: Man sollte es aber auch sagen dürfen, ohne gleich ins "Ausländerhassereck" abgeschoben zu werden.
Und gerade viele Pädagogen wählen "Grün" - da beißt sich die Katze dann in den Schwanz...
Alsdenn, liebe Lehrerinnen und Lehrer: Tut's im Juli und August ein bisserl streiken (auf der Donauinsel) und im September frisch gestärkt in die Klassen. Die 2 Stunden sind drin - sagt zumindest oberlehrerhaft die Geldmarie;-)
Zum Schluss noch ein Verdacht: Die Lehrer sind das Versuchsobjekt.
In vielen weiteren Bereichen des öffentlichen Dienstes und staatsnahen Betrieben muss noch kräftig gespart werden (Gesundheitswesen, ÖBB, Verwaltung, Politik, Bundesheer etc.). Da aber die Finanzkrise große Reformen nicht gerade leicht macht ("wir sind eh schon so arm und wählen den Strache"), probiert man es halt einmal bei den Lehrern.
Was rauskommt: Ein kleiner Streik (wohl noch vor den Schulferien), ein österreichischer Kompromiss und dann gar nix mehr. Weiterwurschtln bis zur nächsten Wahl. Und die Zeche zahlen wieder die Jungen. Wann? Irgendwann, dann...
Ad hoc-Meldung - April 2009