Nein - auch wenn der Titel des Quartalsreport I/2009 es vermuten lässt: Hier geht es nicht um Panikmache und Schwarzmalen. Vielmehr versucht die Geldmarie, wichtige Ereignisse aus dem abgelaufenen Quartal zu kommentieren und so manchen Schluss (bzw. mehr oder minder gewagte Prognosen) daraus zu ziehen.
Eine einfache und verständliche Zusammenfassung von Zahlen und Fakten in Sachen Wirtschaft und Finanzen. Teils aus der Abteilung "Eh scho wissen", teils ein Versuch, aus Fachwissen und langjähriger Beobachtungen Trends abzuleiten, die Ihnen in Diskussionen gute Argumentationshilfe sein könnten.
Soweit Sie natürlich die Ansichten der Geldmarie teilen. Und dass muss selbstverständlich nicht immer der Fall sein;-)
Dinge die Österreich beweg(t)en - hier gibt es den ersten Quartalsreport der Geldmarie: Quartal I/2009
Während man Ende 2008 noch nicht so recht wusste, wie einem geschah (und was man mit dem Begriff Finanzkrise überhaupt anfangen soll), so kristallisierte es sich im ersten Quartal ganz klar heraus: Die wirtschaftlichen Probleme werden das eine oder andere Jahr unser treuer Begleiter sein.
Es geht nämlich erst so richtig los: Während die USA in Sachen Finanzkrise schon einen kleinen Vorsprung hat (den Präsident Bush aber kläglich durch Fast-Nichts-Tun vergeudet hat), gab es für die meisten Unternehmen Europas (und Österreichs) bisweilen in den 2008er-Bilanzen nur ein blaues Auge.
In den ersten Quartalen 2008 gab es nämlich noch durchwegs fette Erträge (und ein allgemeines Wirtschaftswachstum) - die Verluste ab Jahresmitte wirken sich in vielen Bilanzen aus dem Jahr 2008 noch gar nicht so dramatisch aus.
Zwar wurden vielfach auch schon Wertberichtigungen nach unten (z.B. auf dem Immobiliensektor bzw. bei vielen schlecht laufenden Beteiligungen) vorgenommen - aber erst bei den Jahresbilanzen für 2009 (zumeist im ersten Quartal 2010) werden weitere Wahrheiten ans Tageslicht kommen.
Nachdem im 1. Quartal 2009 aufgrund der pausenlosen "bad-news" die Anleger ohnehin nicht mehr zu schocken waren, haben es aber einige Unternehmen auch durchaus intelligent gemacht: Die Leichen im Keller wurden einfach rausgeräumt. Ob 1 oder 2 Milliarden Verlust war den Anlegern ohnehin egal. Hauptsache reiner Tisch mit Altlasten.
Genau diese Unternehmen könnten schon in den nächsten Quartalsberichten für brauchbare Schlagzeilen ("Gewinne im laufenden Geschäft") machen und als erste den "turn-around" (=vom Minus ins Plus) schaffen. Genau solche Unternehmen (und Schlagzeilen) braucht es jetzt:
Was war das für eine Freude, als die massiv in Bedrängnis geratene Citygroup (USA) nach einer Katastrophenbilanz 2008 im März dann bekanntgab, im laufenden Jahr wieder positiv unterwegs zu sein! Der Aktienkurs reagierte mit einem Kursfeuerwerk (teilweise +300% Gewinn), dass auch anderen Börsen (und Finanztiteln) Hoffnung einhauchte...
Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären:
Man hat schon wieder sehr viel Geld verlieren -aber auch gewinnen- können: Notiert der ATX derzeit (2. April) bei ca. 1.780 Indexpunkten, so hat sich hier seit Anfang 2009 (ca. 1.800 Indexpunkte) eigentlich nicht viel geändert.
Und trotzdem war es eine wilde Zeit: Tiefststand 1.412 Punkte, Höchststand 1.899 Punkte.
Während es im Jänner und im Februar noch eher runter ging, so erlebten Anleger im März ein längst vergessenes Gefühl: Die Wiener Börse (und natürlich auch weltweit fast alle anderen Börsen, denen die Wiener Börse ja "nachhoppelt") stieg mehrere Tage hintereinander solide an.
Von Konsolidierung zu sprechen, wäre aber absolut verfrüht: Es wird wohl im gesamten Jahr 2009 sehr starke Schwankungen in beide Richtungen geben (hohe Volatilität). Wer sich jetzt aber an schwachen Tagen mit soliden Aktien (bzw. Fonds) eindeckt, könnte 2010 schon wieder Freude haben...
Die Industrie leidet massiv unter der Finanzkrise. Auch wenn in Österreich die Industrie schon mehr Arbeitsplätze hatte (viel ist in den nahen bzw. fernen Osten ausgegliedert worden) - es gibt auch in Österreich noch viele Industriearbeitsplätze. Man denke hier nur an die Stahlindustrie bzw. die Autobranche.
Aber wie lange noch? Kurzarbeit und Werkschließungen sind derzeit an der Tagesordnung. Tendenz: weiterhin steigend.
Denn die Kurzarbeit ist nur ein Versuch der Unternehmen (mit Unterstützung des AMS), die Krise recht rasch zu durchtauchen. Das wird in vielen Fällen nicht gelingen. Die logische Konsequenz: Weitere Kündigungen.
Ein paar aktuelle Zahlen gefällig?
Im März 2009 gab es in Österreich 271.000 Arbeitslose - 60.000 mehr als im März 2008. 63.000 Menschen sind zusätzlich in Schulungen des AMS - also eigentlich gleichfalls arbeitslos.
Ca. 50.000 Menschen sind derzeit in Kurzarbeit unterwegs - haben also einen gefährdeten Arbeitsplatz. 44.000 arbeitslose Jugendliche (und junge Arbeitnehmer bis 25) gibt es derzeit! Ein weiterer Negativrekord.
7,5% Arbeitslosenrate haben wir derzeit - und schon lange spricht in der heimischen Politik niemand mehr darüber, dass das "europaweit gesehen ein toller Wert ist". Auch wenn es stimmt: Von "toll" kann nicht mehr die Rede sein...
Das schlimme an der Sache: Das ist erst der Anfang! Auch wenn normalerweise die Arbeitslosenrate in der wärmeren Jahreszeit rückläufig ist (Baufirmen, Sommertourismus etc.) - heuer wird das etwas anders sein.
Wenn die Arbeitslosenquote Anfang 2010 unter 10% bliebe, müsste man wohl schon froh darüber sein. Denn da die Betriebe (glücklicherweise) nicht gleich bei den ersten Krisenzeichen alle Mitarbeiter kündigen (sondern noch zuwarten, wie sich die Lage entwickelt), wirkt sich die Finanzkrise wohl erst 2009 und 2010 so richtig negativ auf die Anzahl der Beschäftigten aus.
Eine Prognose über eine Trendwende wäre derzeit wohl noch etwas verfrüht - erst wenn denn wieder Wirtschaftswachstum vermeldet wird, werden sich die Betriebe auch wieder langsam trauen, neue Mitarbeiter einzustellen. Das kann leider noch viele Jahre dauern.
Wenn nicht schon 2010 wieder ein Wirtschaftsaufschwung zu verzeichnen ist, wären auch 500.000 Arbeitslose (oder mehr) nicht erstaunlich...
Ad hoc-Meldung - April 2009