Auch die Österreichische Post musste im 1. Quartal 2009 Federn lassen. Das kommt nicht ganz überraschend - denn wer dem Wehklagen der heimischen Güterbeförderer (Speditionen, Kleintransporte etc.) gelauscht hat, hätte der Post vielleicht sogar schlechtere Zahlen vorausgesagt.
Erstaunlicherweise gingen aber gar nicht so sehr die Umsätze des Bereiches "Paket & Logistik" zurück (Umsatz fast gleichbleibend im Vergleich zum Vorjahr) - vielmehr brach der Umsatz im Bereich "Briefe" (noch immer die "Cashcow" der Post) um fast 5% ein. Im Bereich "Paket & Logistik" scheint jedenfalls die Privatisierung schon fast verdaut - die private Konkurrenz wird hier der Post in absehbarer Zeit kaum mehr nennenswertes Terrain abgraben. Manche Versandhäuser kooperieren auch schon wieder häufiger mit der "guten, alten Post". Die Gewinne in diesem Bereich sind jedoch nur marginal - man kann derzeit von einer "schwarzen Null" sprechen.
Im Briefbereich dürfte man jedoch im ersten Quartal häufiger im Internet auf "Send" gedrückt haben oder gar nichts "gesendet" haben. Eine Fortsetzung dieses Trends ist a la longue abzusehen - denn einerseits schicken immer weniger Private Briefe und Postkarten ab (Verlagerung zum günstigeren und schnelleren E-Mail) und andererseits wird es auch bei den Firmenkunden (die im 1. Quartal 2009 wohl auch mit Aussendungen sparten) bald starke Verluste von Marktanteilen geben: Ab 2011 wird der Briefmarkt nämlich (und endlich) privatisiert.
Mit einem noch immer passablen EBIT von 63 Millionen Euro in der Sparte "Brief" sollte man sich aber seitens Post vor der Liberalisierung des Briefmarktes fürchten und noch rasch (aber nachhaltig) ein paar Hausaufgaben erledigen.
Die Umsatzerlöse im 1. Quartal 2009 gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,41% auf nunmehr 595,2 Millionen Euro zurück.
Das EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) lag bei noch immer recht guten 47,8 Millionen Euro (Danke dafür an die Sparte "Brief").
Der Nettogewinn (das Periodenergebnis) lag bei 33,7 Millionen Euro (nach 41,9 Millionen im Vorjahresquartal).
Das Ergebnis des ersten Quartals findet die Geldmarie an und für sich gar nicht so negativ. Sieht man sich andere Logistikunternehmen an, so haben diese derzeit wesentlich ärgere Probleme. Trotzdem verlor die (in Zeiten des Finanzkrisen-Börsegemezzels stabile) Post-Aktie nach Bekanntgabe der Ergebnisse einiges an Terrain.
Die Post verdankt jedoch das gute Ergebnis primär der Sparte Brief (siehe oben) - und da herrscht noch immer das Briefmonopol der Post. Bis 2011 ist es aber nicht mehr so lange - und Konkurrenz aus dem Ausland scharrt wohl schon vor den Grenzen Österreichs. Auch wenn derzeit wohl kaum ein Unternehmen im Postbereich große Expansionspläne hat - 2011 kann das schon wieder ganz anders aussehen.
Die Post muss (nach Ansicht der Geldmarie) nur den bereits beschrittenen Weg weitergehen: Unrentable Filialen schließen und durch Postpartner ersetzen, günstigere Kollektivverträge für Neueintritte, weniger hohe Gehaltsabschlüsse (die hohen 3,7% aus dem Vorjahr wirken sich schon heuer negativ aus), moderater Personalabbau (Abgänge nicht ersetzen, Umschulungen, Versetzungen).
Ein falscher Weg für die nächsten 2-3 Jahre wäre: Poststellen nicht durch Postpartner ersetzen, Filialpersonal einsparen (schon jetzt gibt es auf Postämtern teilweise unzumutbare Wartezeiten), Gebührenerhöhungen, Auslagerung der Zustellung an Fremdfirmen, Massenentlassungen, Gewerkschaftsblödheiten (zu lange Streiks bzw. unverschämte Gehalts- und sonstige Forderungen), aufgrund der Geldnot des Haupteigners ÖIAG zu viel Dividende ausschütten (Reserven bilden!) etc.
Was man derzeit nur von ganz wenigen Unternehmen sagen kann: Die Post ist bisweilen auf dem richtigen Weg. Auch wenn die Börsianer die Quartalzahlen nicht goutiert haben und einige harte Stolpersteine noch auf dem Weg liegen. Die Post könnte diesen relativ unbeschadet durchwandern.
Ein klarer Kauf ist die Post-Aktie jedoch derzeit trotzdem nicht. Die Gewinne (und wohl auch die Dividenden) werden in den nächsten Jahren mit einiger Sicherheit schrumpfen. "Luxusdividenden" wie zuletzt 2,50 Euro (2008) wird es wohl demnächst nicht mehr so häufig geben...
Ad hoc-Meldung - Mai 2009