Die VIG (vielen besser als Wr. Städtische Versicherung bekannt) überraschte heute mit respektablen Quartalszahlen. Die Analysten gingen durchwegs von schlechteren Zahlen aus.
Der Gewinn vor Steuern im 1. Quartal sank nämlich im Vergleich zum Vorjahresquartal nur um bescheidene 3,2% auf nunmehr 121 Millionen Euro. Die Prämieneinnahmen im 1. Quartal konnten immerhin noch um 1,5% auf 2,35 Milliarden Euro gesteigert werden. Da die VIG inbesondere im Osten sehr stark tätig ist, kann dies durchaus als positives Lebenszeichen gewertet werden.
Das für Versicherungen so aussagekräftige Combined Ratio verschlechterte sich marginal auf 96,4% (nach 95,5%), liegt aber noch klar unter 100. Die Kostenquote liegt derzeit bei ca. 30,5% (im Konzern), in Österreich liegt diese derzeit bei 28,8% - 27% werden mittelfristig (konzernweit) von der Betriebsführung angestrebt.
Trotz solider Kapitalbasis plant man derzeit keine weiteren Aquisationen - wohl möchte man sich die Entwicklung im Osten noch ein wenig ansehen und zuerst die Hausaufgaben im eigenen Haus erledigen. Vor noch nicht langer Zeit wurde nämlich die S-Versicherung in den Konzern integriert, welche in den 2008 österreichweit schon stagnierenden Lebenssparten einen starken Rückgang etwas kompensieren konnte.
Schon etwas negativer wurde in den Medien der geplante Stellenabbau bei der VIG aufgenommen: Ca. 1.500 oder 1.600 Stellen sollen im Konzern abgebaut werden - in etwa die Hälfte durch nicht nachbesetzte natürliche Abgänge. Laut Chef Günter Geyer sind "einige Hundert" Stellen davon auch im Konzernmutterland Österreich davon betroffen: Primär durch Abgänge in der Verwaltung.
Mit Prognosen für 2009 ist Generaldirektor Geyer noch vorsichtig - er wagt noch keine. Wohl hat der schlaue Fuchs erkannt, dass es heuer im Inland bei allen Versicherungen eher Prämienrückgänge geben wird. Wenn auf der Einnahmenseite (welcher Arbeitslose macht schon eine Pensionsvorsorge - auch wenn er eine solche dringend benötigen würde...) kräftig gespart wird, setzt man eben auf der (beeinflussbaren) Ausgabenseite Maßnahmen. Daher bastelt man kräftig an Sparmassnahmen in der Verwaltung.
Und was das Ostrisiko anbelangt, hüllt sich derzeit noch jeder weise Mann einigermaßen in Schweigen. Erst wenn man (wie z.B. Erste-Bank-Chef Treichl) pausenlos von Journalisten ins Grab geredet wird, muss man wohl schon reflexbedingt sagen, dass das Ostrisiko durchaus kalkulierbar ist. Nur die Zahlen sind halt immer andere...
Aber auch wenn die VIG zuletzt fleißig (nicht unriskantes) Partizipationskapital von der Ersten Bank gezeichnet hat - das Versicherungsgeschäft ist unter normalen Umständen noch ein wenig kalkulierbarer als ein Bankengeschäft mit vielen Industriebeteiligungen bzw. Schuldnern aus der Industrie.
Geldmarie-Prognose: Die VIG-Aktie konnte man im März schon um 16 Euro kaufen - diese notierte heute zumeist knapp über 30 Euro. Aufgrund der noch lange nicht ausgestandenen Finanzkrise (die Versicherungen oft erst verspätet spüren) ist dieser Titel derzeit (und wohl noch einige Monate) kein klarer Kauf.
Die Entwicklung der VIG-Aktie wird sich ziemlich an anderen (größeren) Finanzunternehmen orientieren - mit kurzen "Panikattacken" nach oben oder unten. Sollte die Aktie aber wieder etwas schwächeln, könnte man vielleicht wieder zuschlagen und sich nette Einstiegskurse für den Aufschwung der Finanzbranche sichern. Zuerst muss aber die Talsole erreicht werden - und deren Zeitpunkt ist in der vorliegenden Bilanz noch nicht abzulesen und wohl auch noch nicht erreicht. Das 2. oder 3. Quartal der VIG wird da schon viel interessanter.
Ad hoc-Meldung - Mai 2009