Der Schuldenstand von Griechenland betrug im Jahr 2009 bereits 115,1% des BIP - die Neuverschuldung Griechenlands betrug im Vorjahr 13,6% (die Zahlen wurden in den letzten Wochen laufend nach oben korrigiert) des BIP. 27 Milliarden Defizit alleine 2009 stehen zu Buche.
Die Rettung der griechischen Staatsfinanzen ist demnach derzeit in aller Munde - der IWF und die EU (damit auch Österreich) müssen relativ kurzfristig 45 Mrd. für Griechenland aufstellen.
Spekulanten trieben in den letzten Wochen die Zinsen von kurzfristigen Griechenland-Anleihen gar auf Prozentsätze über 10% (zuletzt wurden sogar 13% verlangt) - die Verunsicherung bei den Anlegern ist groß. Staatsanleihen eines Euro-Landes haben plötzlich den Status eines Junk-Bonds - sogar riskante Unternehmensanleihen werden derzeit viel günstiger (für den Emitentten) begeben.
Staatspleiten von zivilisierten Ländern haben sich in den letzen Jahren in Grenzen gehalten - vor längerer Zeit gab es solche z.b. in Argentinien oder auch in Russland. Muss man sich nun gar vor einer Staatspleite in der EU (und insbesondere - in einem Land der Euro-Zone) fürchten?
Die Geldmarie hält eine Staatspleite von Griechenland für sehr unwahrscheinlich. In Europa wurden vor nicht allzulanger Zeit (in der Finanzkrise) Milliarden in die Rettung von Banken gepumpt - Milliarden, welche man auch nach einer Pleite von Griechenland ohnehin wieder benötigen würde.
Die europäische Finanzwelt ist mittlerweile derart eng vernetzt, dass in allen Ländern durch Forderungsausfällen aus griechischen Staatsanleihen massive Liquiditätsprobleme auftauchen würden. Denn alle größeren Banken haben natürlich auch jede Menge Wertpapiere aus Griechenland im Portfolio. In Österreich werden 4,5 Mrd. Euro kolportiert, in Deutschland z.B. weit über 40 Mrd. Euro.
Und wenn man schon die eine oder andere Milliarde in die Rettung der maroden Hypo-Alpe-Adria-Group steckt, wird man sich natürlich auch in Österreich an einer einheitlichen europäischen Griechenland-Rettungsaktion beteiligen.
Dass es hier langfristig wieder zu Zahlungsproblemen kommen wird (die dann auch die heimischen Steuerzahler betreffen), ist allerdings nicht unwahrscheinlich. Die erst sehr langsam zusammenwachsende EU (das sieht man auch an der zögerlichen Vorgangsweise - z.B. seitens Deutschland) kann sich derzeit keinesfalls einen "Euro-Land-Todesfall" leisten. Die Konsequenzen (nicht nur für die Gemeinschaftswährung Euro) wären wohl fatal.
Das Problem Griechenland wird also wohl in wenigen Tagen gelöst werden (müssen) - aufgeschoben ist jedoch keinesfalls aufgehoben.
Dass die griechische Bevölkerung mehrheitlich vom der EU- und IWF-Hilfe nichts wissen will, zeigt wohl, dass die klugen Rechner dort eher in der Antike anzutreffen waren. Mit politischen Kampfansagen gegen Deutschland & Co. sowie mit Streiks auf breiten Fronten (Fähren etc.) wird sich wohl kaum der Staat selbst sanieren können - das könnte wieder einige Griechenland-Urlauber kosten. Aber politische Intelligenz ist auch hierzulande nicht viel stärker ausgeprägt...
Sehr mutige Anleger könnten dieser Tage mit dem Kauf von kurzfristigen Griechenland-Bonds gute Geschäfte machen.
Ad hoc-Meldung - April 2010