Erst vor einigen Wochen hat die Geldmarie einen Artikel über Kredite von Privat verfasst und dabei traurig festgestellt, dass diese derzeit sehr populären P2P-Kredite (Peer-to-Peer-Kredite) in Österreich wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen werden.
Doch siehe da: Am 16.10.09 flatterte der Geldmarie eine Pressemeldung über den Start des "1. Online-Marktplatzes für Kredite von Menschen für Menschen" in die Mailbox. Primär war die Geldmarie gleich einmal skeptisch: Denn das Portal war zuerst nicht erreichbar und einen Tag später war eine Ankündigungsseite zu sehen. Nicht gerade ein idealer Start...könnte man denken.
Doch schon heute (19.10.09) ein völlig anderes Bild: Ein schmuckes Portal bietet 5 Projekte in Sachen private Kreditvergabe und informiert interessierte Anleger sowie Kreditsuchende ausführlich über die Funktionsweise des Peer-to-Peer-Portals.
Während die Geldmarie seinerzeit an der gesetzlichen Möglichkeit für private Kreditgeber zweifelte (Bankenkonzession, Gewerbeschein etc.), gründete Unternehmensberater Siegfried Fischer kurzerhand den Verein "Von Menschen für Menschen", dem er als Obmann vorsteht. "Chuzpe haben", benennt man das in Österreich - der Verein vergibt nämlich keine Kredite, er vermittelt diese bestenfalls unter den Vereinsmitgliedern. Den Sitz hat der Verein übrigens in 5270 Mauerkirchen.
Ein wenig provoziert man die klassische Bankenlandschaft mit dem Namen des Onlineportals: Ein "Bankless Life" in Sachen Kredite ist aber auch in Österreich keine Fiktion mehr und könnte hier in einigen Jahren durchaus nennenswerte Nachfolgemodelle mit sich bringen.
P2P-Kredite sind weltweit stark im Kommen. Waren es anfangs noch sehr oft Kreditnehmer ohne Chancen bei klassischen Kreditgebern (Banken), so ist diese neue Branche schon längst einen Schritt weiter: Für Kreditnehmer mit guter Bonität ist der Kredit oft wesentlich günstiger als bei einer Kreditaufnahme beim herkömmlichen Geldinstitut. Vergleichen sollte man aber jedenfalls.
Darüber hinaus gibt es auch für private Kreditgeber die Möglichkeit, nun tolle Zinsen für ihr Geld zu erlösen. Während derzeit die Sparbuchzinsen, Festgelder, Termingelder & Co. schwer in die Knie gehen, könnte man als Investmentpionier schon durchaus ein paar Euro in private Kredite stecken...
Das Verlustrisiko ist aufgrund der Streuung relativ begrenzt - je mehr Kreditnehmer der Verein hat, umso besser ist auch der allgemeine Risikoausgleich.
Etwas schade ist, dass die Kreditprojekte derzeit nur für Vereinsmitglieder näher einsehbar sind. Diese Zahlen für die Mitgliedschaft 5 Euro im Monat. Dieser Mitgliedsbeitrag könnte durchaus ein Problem für das junge Portal werden - denn wer kauft schon gerne die Katze im Sack... Doch nachdem der Verein keine Zinsen verlangt, muss er ja auch irgendwie für die Eigenfinanzierung sorgen. Daher wohl auch der Mitgliedsbeitrag.
Auch für Anleger gibt es (im Vergleich zu anderen Peer-to-Peer-Portalen) ungewöhnliche Kosten: 3 Euro pro angenommenem Gebot werden in Rechnung gestellt. Dies soll wohl Kleinstgebote (und damit verbundenen Verwaltungsaufwand) vermeiden.
Vielleicht auch nicht so eine gute Idee (wenn auch als 2P2-Online-Portal verständlich): Der Telefonanruf zwecks Klärung von Fragen kostet Sie solide 14,50 Cent. Solche Spesen sind vielleicht gerade am Anfang eines Dienstleistungsportals ein Hindernis.
Trotzdem: Ein gelungener Start von bankless-life.at - die Geldmarie wünscht der Peer-to-Peer-Idee viel Erfolg und bleibt mit Sicherheit am Thema dran!
Bedauerlicher -aber nicht unwesentlicher- Nachtrag: Im Jänner 2010 wurde Bankless Life von der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA) aufgrund dem Fehlen einer Bankenkonzession beziehungsweise dem nicht vorhandenen Gewerbeschein für Kreditvermittlung gesperrt.
Das Warten auf ein Kreditvermittlungsportal aus Österreich geht also leider weiter.
Ad hoc-Meldung - Oktober 2009