War man Anfang 2010 noch sehr vorsichtig mit optimistischen Prognosen bezüglich Prämienentwicklung bei Versicherungen, so kann man nun bei den meisten Versicherungen behaupten: 2010 war ein durchaus gutes Jahr. Dies gilt auch für den heimischen Marktführer VIG (Vienna Insurance Group, vormals Wiener Städtische).
Der heimische Marktführer und Branchenprimus in Osteuropa (18% Marktanteil in Osteuropa - noch deutlich vor der Generali, Uniqa und der Allianz) konnte 2010 die verrechneten Prämien um 6,1% auf 8,7 Milliarden Euro steigern.
Ein vorläufiger Konzerngewinn vor Steuern von 505 Mio. Euro (+15%) wurde heute bekanntgegeben. Auch die Erhöhung der Dividende für 2010 auf einen Euro wurde in Aussicht gestellt - da werden sich die zuletzt leidgeprüften Aktionäre durchaus freuen...
Obwohl auch das Jahr 2010 nicht frei von teuren Naturkatastrophen blieb, konnte das Combined Ratio unter 100 Prozent gehalten werden und lag 2010 bei 98 Prozent.
Die Prämien in Österreich konnten im Vorjahresvergleich um 4,5% auf 4 Mrd. Euro erhöht werden. Während der Nicht-Leben-Bereich mit einem Plus von 1,2% auf 1,9 Mrd. Euro eher stagnierte (dieses Plus erreichen Versicherungen ja schon mit Indexerhöhungen und Prämienanpassungen), legte der Lebensversicherungsmarkt 2010 aufgrund der guten Verkäufe von Einmalerlägen um immerhin 7,5% auf 2,1 Mrd. Euro zu.
Für 2011 sieht es für Einmalerläge allerdings nicht mehr so rosig aus - die Mindestlaufzeit für neue Einmalerläge wurde nämlich auf 15 Jahre verlängert (ansonsten kommt nicht die ermäßigte Versicherungssteuer von 4% zur Anwendung - und 11% Steuer rechnen sich nicht).
Hatte man 2008 und 2009 mit den ehemaligen Ostländern noch große Sorgen, so reduzierten sich die Sorgen der VIG-Group 2010 auf Rumänien. Nur dort wurde (auch bedingt durch Verkäufe) ein Umsatzminus von fast 13% (auf 536 Mio. Euro) eingefahren.
In Tschechien steigerte man hingegen die Prämieneinnahmen um 10,2% auf nunmehr 1,8 Mrd. Euro, Polen war mit einem Plus von 25,7% (auf 753,6 Mio. Euro) ganz toll unterwegs und in der Slowakei gab es immerhin noch ein Plus von 3,2% auf 659 Mio. Euro an verrechneten Prämien.
Im restlichen Ausland wurden ebenfalls Zuwächse erzielt: Ein Plus von 7,5% auf 907,3 Mio. Euro wurde hier gemeldet.
Auch für 2011 erwartet sich die VIG keine großen Sprünge und gibt sich bedacht: Insgesamt erwartet man sich Zuwächse im "niedrigen Prozentbereich" - und damit liegt man wohl auch nicht ganz falsch.
Der heimische Markt ist ziemlich gesättigt (hier kann man eigentlich eher nur Marktanteile verlieren) und die Zuwachsraten in Osteuropa sind zwar relativ fix aber werden 2011 nicht mehr besonders hoch ausfallen.
Kleinere, selektive Zukäufe im Osten werden aber seitens VIG nicht ausgeschlossen.
Sehr gespannt darf man auch schon sein, ob die vor wenigen Monaten (aufgrund der Irland-Turbulenzen) abgesagte Anleihenemission 2011 doch noch kommt.
Die Aktie der VIG startete heute mit 39,60 Euro in den Tag - und liegt damit nur unwesentlich vom Jahreshöchstkurs (40,97) entfernt. Bei (prognostizierter) günstiger Wirtschaftsentwicklung in Österreich bzw. im Ostraum ist durchaus noch ein leichter Anstieg möglich.
Kurssprünge sollte man sich seitens VIG-Aktie aber nicht erwarten - an schwachen Tagen könnte man diesen defensiver gewordenen Wert aber durchaus zukaufen.
Die angesagte (und nicht eingetroffene) Krise bei den heimischen Versicherungen kann somit nun endgültig abgesagt werden - Ergebnisverbesserungen werden aber die nächsten Jahre eher nur noch durch Kostensenkungen erreicht werden.
Am Freitag (28.1) folgen übrigen die Zahlen der Uniqa - auch hier kann man solide Zuwächse erwarten.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2011