Eine in Österreich bisweilen noch immer schnell gescheiterte Gebühr wird nun in Tirol von Tiroler Raiffeisen Banken getestet. Es handelt sich immerhin um die (dort schon gestartete) Einführung von Bankomatgebühren für Abhebungen an Geldautomaten (bzw. Bankomaten) bei Fremdbanken.
Sobald ein Kunde der Tiroler Raiffeisen Bank z.B. bei der Bank Austria oder der Erste Bank abhebt, werden ihm für diese Behebung 60 Cent in Rechnung gestellt. Nur Abhebungen beim kontoführenden Insitut bzw. bei dessen Filialen sind weiterhin kostenlos.
"Eine Frechheit" wird sich nun wohl jeder Bankkunde denken - und hat damit wohl auch gar nicht so unrecht. Denn immerhin zahlt man ja auch etwas für die Bankomatkarte und löhnt auch noch fleißig Kontoführungsgebühr (bzw. für jede Buchungszeile, wenn man kein Pauschalpaket hat). Die Raiffeisen Landesbank Tirol begeht damit einen unerwarteten Tabubruch.
Schon vor ein paar Jahren (Anfang 2003) wollte die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien eine derartige Gebühr einführen - scheiterte aber am Widerstand von Konsumentenschützern und Kunden. Auch die Unterstützung von anderen Banken blieb aus - denn bei einer derartigen Gebühr ist sehr rasch mit medialen Watschen zu rechnen.
Daher war in Österreich bisweilen für Bankomatbehebungen (egal wo) keine Gebühr fällig. Im Gegensatz zu anderen Ländern: In Deutschland werden solche "Fremdbehebungen" bei vielen Banken mit hohen Gebühren "bestraft" - 5 Euro oder mehr sind keine Seltenheit.
Erst vor einigen Wochen beschwerte sich ein Geldmarie-Leser aus Deutschland über 5 Euro, die ihm angeblich von einer Tiroler Bank abgezogen wurden - nach erstaunter Nachfrage der Geldmarie stellte sich heraus, dass es sich um eine solche "Fremdbehebungsgebühr" seiner eigenen Bank handelte... Da ist ja der "Versuch" der RLB Tirol noch fast günstig.
Darüber kann man streiten. Wie schon gesagt: Man war in Österreich bisweilen der Ansicht, dass Bankomatgebühren durch die Kontoführungskosten sowie die Kosten der Bankomatkarte abgedeckt sind. Möge sich diese Ansicht auch weiterhin durchsetzen.
Ein wenig Hintergrundwissen: Banken müssen für das "Fremdgehen" ihrer Kunden zahlen! Wenn Sie bei einem Bankomat oder Geldausgabeautomat eines anderen Instituts abheben, muss ihre Bank dafür an das Fremdinsitut einen Beitrag leisten. Diesen Beitrag möchten die Tiroler Raiffeisen Banken nun von ihren Kunden haben.
Dabei verschweigt man aber, dass man selber von Fremdabhebungen profitiert. Denn wenn die Geldmarie (die nicht Kunde der Tiroler Raiffeisen Bank ist) in Tirol urlaubt (und das tun meines Wissens viele Menschen), dann gibt es für die getätigten Abhebungen auch Geld für die Tiroler Raiffeisen Bank).
In Summe sollte es sich bei den meisten Banken eher um ein Nullsummenspiel handeln - manche Banken verdienen mit den Fremdabhebungen allerdings auch gutes Geld, manche verlieren ein wenig. Hat man viele Bankomatkarten im Umlauf und weniger frequentierte Bankomaten, so wird man als Bank wohl ein Verlustgeschäft machen. Wie dieser Saldo bei der Tiroler Raiffeisen Bank aussieht, ist unbekannt.
So es sich tatsächlich um ein Nullsummenspiel handelt, bleiben den Banken noch immer die Kosten der heimischen "Paylife Bank" (gehört den Banken) sowie die Kosten für das in den Geldausgabeautomaten brachliegende Geld und die (nicht unwesentlichen) Personalkosten für den Betrieb des Bankomats (Nachfüllen, Warten, Kontrollieren). Auch die Anschaffung eines Bankomats geht ziemlich ins Geld.
Die Aktion riecht aber verdächtig nach "Testballon". Nachdem der Raiffeisen-Sektor diese Gebühr nicht österreichweit einführt, wird es (hoffentlich) wohl bald zu einem Ende dieser unnötigen Gebühr kommen. Der Konkurrenzkampf der Banken sollte eher über transparente Kontoführungsgebühren denn über seltsame Nebenkosten geführt werden.
So Sie von dieser Gebühr betroffen sind, beschweren Sie sich bitte umgehend bei Ihrer Hausbank. Sie helfen damit auch den ganzen Bankkunden in Österreich. Denn wenn das durchgeht, gibt es diese Gebühr sicher bald in ganz Österreich.
Nachdem die für Bankkunden ungünstige Valutierung vor einigen Tagen (1.11.) durch eine EU-Richtlinie entschärft wurde, dürfte man sich seitens Banken Gedanken über andere Mehreinnahmen machen. Ob es via Bankomatgebühr klappt, darf stark bezweifelt werden.
So Ihre Hausbank in Sachen Gebühren demnächst sehr erfinderisch ist, denken Sie einfach über einen Kontowechsel nach.
Ad hoc-Meldung - November 2009