Als 2003 die Zukunftsvorsorge an den Start ging, entwickelte sich dieses staatlich geförderte Vorsorgeprodukt (mehr davon in der entsprechenden Rubrik: Zukunftsvorsorge) ganz hervorragend. Im Vorjahr gaben die Versicherungen schon den Bestand von mehr als 1,34 Mio. Stück bekannt (wobei man auch mehrere entsprechende Produkte im Rahmen der Höchstsummen haben kann).
Viel mehr dürften es aber heuer nicht mehr geworden sein - auch wenn man diese Pensionsprodukte nur sehr schwer bis gar nicht stornieren kann. Denn die Versicherungs- und Bankwirtschaft spürt dieser Tage schön langsam aber sicher die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Privatkunden: Prämienfreistellungen und Prämienreduktionen sind an der Tagesordnung, Neuabschlüsse sind nur sehr spärlich zu erzielen.
Ein jahrelanger Kritikpunkt von Finanzexperten wird nun bald entschärft - allerdings leider nur durch einen schlechten Kompromiss.
Gab es nämlich bisweilen nur ein Normprodukt mit 40% Aktienanteil und 60% Deckungsstock (festverzinsliche, sichere Wertpapiere & Co.), so fällt der Aktienanteil nun schon bald auf 30%. Allerdings nur, wenn der Vertragsinhaber unter 45 Jahre alt ist.
Ist der Pensionssparer über 45 Jahre alt, beträgt der Aktienanteil nur noch 25%, ist er über 55 Jahre alt, wird gar auf 15% reduziert.
Den bereits bestehenden Vertragsinhabern bieten man nach gewissen Laufzeiten (Details folgen dann noch) eine Umstiegsmöglichkeit auf die neue Variante bieten.
Die logische Folge: Es wird schon bald nicht mehr so viel Geld in den Kapitalmarkt (Aktienmarkt) fließen - die langfristigen Erträge aus diesen Verträgen (üblicherweise fährt man mit Aktien über Jahrzehnte deutlich besser) werden dadurch zugunsten des Sicherheitsgedanken reduziert.
Der Geldmarie scheint es, als ob hier der Schatten der Finanzkrise kräftig auf die politischen Verhandler eingewirkt hat. Insbesondere die SPÖ lässt aus verschiedenen Mündern ein Art "Sieg gegen die Spekulanten" (gemeint ist damit wohl die ÖVP) verlautbaren - und übersieht dabei, dass diese Produkte ohnehin mit einer (nicht kostenlosen) Kapitalgarantie ausgestattet sind.
Vielleicht stecken der SPÖ ja die vielen Beschwerden von Pensionsbeziehern privater Pensionskassen in den Knochen - durch die Bank wurden hier die Pensionen durch die Finanzkrise massiv reduziert.
Es ist schon klar und wurde auch von der Geldmarie gefordert: Langjährig angespartes Kapital muss in Sicherheit gebracht werden. Die Geldmarie hat auch kein Problem mit den 15%igen Aktienanteil bei über 55-jährigen oder den 25% bei den über 45-jährigen. Auch Null Prozent für 60-jährige wäre der Geldmarie durchaus recht gewesen (derzeit gehen die Verträge bis zum gesetzlichen Pensionsalter - das liegt bei den meisten schon bei 65 Jahren).
Doch eine generelle Reduktion des Aktienanteils für neue Produkte auf 30% scheint übertrieben. Die Geldmarie wird jedenfalls (soweit möglich) den eigenen Vertrag nicht auf dieses Modell umstellen.
Denn gerade die Kombination "Aktienanteil für höhere Gewinne als auf klassischen Rentenversicherungen / Kapitalgarantie / staatliche Förderung" hat dieses Produkt so erfolgreich gemacht und den kapitalmarktfürchtigen Österreichern Ängste genommen. Wenn ein Vertrag eines nun 30-jährigen in die eine oder andere Finanzkrise gerät, so wird das nämlich mit ziemlicher Sicherheit schon bald wieder aufgeholt sein.
Der Erfolgsrun der "Staatlich geförderten Zukunftsvorsorge" scheint jedenfalls damit vorerst stark eingebremst zu werden. Scheinbar hat sich hier die SPÖ ziemlich durchgesetzt - auch der ÖVP-Vorschlag "Staatliche Förderung auch für reine Aktien-Pensionsvorsorgen" wurde verworfen. Über letzteren kann man natürlich heftig diskutieren - die Geldmarie wäre hier ebenso gegen das SPÖ-Modell gewesen.
In Summe betrachtet: Ein schlechter Kompromiss. Das Beibehalten der 40%igen Aktienquote hätte sicher niemanden in den Ruin getrieben und dem Kapitalmarkt geholfen - die altersbedingte Reduktion des Aktienanteiles könnte man noch viel intelligenter lösen, war aber ein längst fälliger Schritt in die richtige Richtung.
Ad hoc-Meldung - November 2009