Im Jahre 2003 ging durch die damals durchaus boomende Pensionsvorsorgelandschaft Österreichs ein gewaltiger Ruck: Ein neues, staatlich verordnetes, Produkt war geboren: Die staatlich geförderte "prämienbegünstigte" Zukunftsvorsorge. Diese löste ein absolut unattraktives Produkt ab und sorgte in Folge in den Banken und Versicherungen für jahrelange Zuwachsraten im Kapitalversicherungssegment.
Per Ende 2023 gab es 839.000 Verträge (Tendenz auch 2023 deutlich fallend, Höchststand waren anno 2012 immerhin 1,6 Mio. Verträge...) einer Zukunftsvorsorge mit einem jährlichen Prämienvolumen von ca. 670 Mio. Euro (Einzahlungen 2023). Das verwaltete (veranlagte) Vermögen aller Verträge lag Ende 2023 bei 8,75 Mrd. Euro.
Die Höhe bei den laufenden Prämien sowie auch bei der Vertragsanzahl ist leider schon länger sinkend: Finanzkrise und Politik hatten die Zukunftsvorsorge ziemlich in die Krise gerissen bzw. geredet und so mancher Versicherungsnehmer machte schon von der vorzeitigen Kündigungsmöglichkeit nach 10 Jahren Gebrauch. Auch wurde viele Verträge prämienfrei gestellt - immerhin mehr als ein Viertel aller Verträge werden nicht mehr bespart, viele Verträge sind nun auch schon abgelaufen.
Was war anfangs so toll an diesem Produkt, welches mit unterschiedlichen Produktnamen ("Bonuspension", "staatliche Vorsorge", "Prämienpension" etc.) für ziemliche Furore bei den Konsumenten sorgte?
Und warum ging die Begeisterung für die Zukunftsvorsorge in den Jahren nach der Finanzkrise deutlich zurück? Lesen Sie (untenstehend) mehr darüber.
Die Geldmarie hat für Sie die wesentlichen Informationen zur Zukunftsvorsorge zusammengestellt. Bitte beachten Sie, dass sich die Produkte bei Banken und Versicherungen marginal unterscheiden können - die grundsätzlichen Produkteigenschaften sollten jedenfalls gleich sein.
Bezüglich der erlaubten (altersabhängigen) Aktienanteile kann es bei den unterschiedlichen Anbietern der Zukunftsvorsorge sehr viel Modelle geben.
Hier ein Beispiel, wie die Donau-Versicherung die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge (wird dort "Bonuspension" genannt) anbietet:
Bis Vollendung 50. Lebensjahr: Variante 1: 15% Aktien, 85% Deckungsstock, Variante 2: 30% Aktien, 70% Deckungsstock, Variante 3: 45% Aktien, 55% Deckungsstock.
Ab Vollendung 50. Lebensjahr: Variante 1: 5% Aktien, 95% Deckungsstock, Variante 2: 10% Aktien, 90% Deckungsstock, Variante 3: 15% Aktien, 85% Deckungsstock.
Bis zum Alter von 50 Jahren kann der Versicherte von einer Variante in die andere wechseln. Ab dem 51. Lebensjahr ist der Wechsel nur in Form einer Reduzierung der Aktienquote möglich. Der Wechsel bezieht sich auf das Gesamtguthaben und die zukünftigen Prämien.
Man sieht schon: Die Donau schöpft hier nicht die komplette gesetzliche Möglichkeit der Veranlagung in Aktien aus und ist gerade bei älteren Versicherungsnehmern durchaus konservativ in der Veranlagung. Was sicher kein Fehler ist - denn wer möchte schon knapp vor Antritt der Privatpension durch einen Börsencrash massiv verlieren...
Und wer etwas mehr riskieren möchte, der kann (allerdings ohne staatliche Förderung) noch immer auf eine Fondsversicherung zurückgreifen bzw. selber Fonds oder Aktien etc. kaufen...
Prinzipiell handelt es sich bei dieser Pensionsvorsorge um ein Egoistenprodukt zum Ansparen der eigenen Zusatzpension. Bei anderen Pensionsprodukten gibt es z.B. auch im frühen Ablebensfall (kurz nach Pensionseintritt) für die Erben (insbesondere großjährige Kinder) das nicht verbrauchte Pensionskapital zurück. Nachdem keiner mit 20 die eigene Lebenssituation mit 65 oder 70 kennt und planen kann, sieht die Geldmarie hier einen kleinen Nachteil.
Die Sicherheit der Veranlagung (auch wenn Aktien dabei sind) ist durch die Kapitalgarantie durchaus gewährleistet. In den letzten Jahren der Veranlagung sollten man erzielte Gewinne absichern und damit bei der Veranlagung konservativer (bis 95% Anleihen) werden. Durch die Alterstufen in der Veranlagung wurde das Produkt zwar per 2010 diesbezüglich entschärft - doch leider wurde für Neuverträge von jüngeren Menschen der Aktienanteil von 40% auf 30% reduziert. Dies geschah im geistigen Schatten der Finanzkrise 2008/2009 - und zulasten einer höheren Ertragschance. Per 1.8.2013 wurde der Aktienanteil nochmals verwässert (bis Alter 50: 15-60%, über 50: 5-50%). Individuelle Beratung ist hier unbedingt notwendig!
Die scheinbar noch immer recht hohe Förderung (die ab 2012 ohnehin halbiert wurde) sollte hier nicht allzu sehr verlocken: Da diese Förderung nur auf die im betreffenden Jahr einbezahlten Gelder wirkt, ist deren Auswirkung auf den Gesamtertrag insbesondere bei hohen Laufzeiten nicht so wichtig wie es vielleicht erscheinen mag.
Für besonders junge (realistische) Anleger empfehle ich einen Einstieg mit geringen Prämien - damit eine Basis vorhanden ist, die später noch nach Bedarf an die tatsächlichen Bedürfnisse angepasst werden könne. Ein Ausstieg ist nämlich gar nicht so leicht möglich: Prämienfreistellung geht (wie immer) vor Rückkauf (der sowieso erst nach 10 Jahren Laufzeit möglich wäre). Auch 20 Euro monatlich sind für junge Menschen schon ein Anfang...
Vereinzelt gab es anfangs Gerichtsurteile, welche einen Rückkauf vor der Mindestfrist (10 Jahre) möglich machten - später wurden dann aber entsprechende Prozesse verloren. Seit 2013 ist die Rückkaufsmöglichkeit nach 10 Jahren auch gesetztlich gesichert, damit können seit 2013 auch Verträge (mit Abschlussdatum 2003) rückgekauft werden. Dass bei vorzeitiger Auflösung einer Zukunftsvorsorge mit einiger Sicherheit ziemliche Verluste eintreten, ist aber fast garantiert. Also jedenfalls nur Geld in Pensionsprodukte leiten, welches Sie (ziemlich) sicher nicht antasten müssen.
Nochmals die Konsequenzen beim Rückkauf: Verlust der halben staatlichen Prämien, nachversteuern von Kapitalerträge mit 27,5% KESt. und Verlust der Kapitalgarantie. Eine Prämienfreistellung kann solche Verluste jedenfalls vermeiden.
Trotzdem ist die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge eine tolle Alternative zu den klassischen und konservativen Pensionsversicherungen, da mit Aktienfonds deutlich höhere Zuwachschancen gegeben sind. Durch die zumeist langen Laufzeiten sollten Krisen auf den Aktienmärken dauerhaft weggesteckt werden - in solchen Krisenzeiten wird sogar immer recht günstig (Cost-Average-Effekt) eingekauft.
So Sie zu den Kunden von Banken und Versicherungen gehören, deren Verträge im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 "ausgestoppt" wurden (durch starke Verluste wurde der Aktienanteil aufgegeben bzw. auf ein Minimum reduziert - nur die Kapitalgarantie ist zu erwarten), sollten Sie unbedingt Ihren Berater kontaktieren (wenn die Kontaktaufnahme nicht ohnehin schon via Versicherung/Bank erfolgte).
So Sie selbst nicht wissen, ob Ihr Vertrag ausgestoppt ist (die Transparenz seitens Anbieter hielt sich da in Grenzen), fragen Sie rasch beim Anbieter nach. Oft empfiehlt sich nämlich ein (vom Anbieter begünstigter) Umstieg in ein neues Produkt bzw. ein Prämienfreistellen der aktuellen Variante. Finden sie hier mehr Informationen zur ausgestoppten Zukunftsvorsorge
Übrigens: Ich empfehle die Zukunftsvorsorge nicht als Einstiegsprodukt sondern eher als weitere Zusatzpension. Eine klassische (konservative) Pensionsversicherung oder Lebensversicherung mit Rentenoption (bzw. individuelles Ansparen, wenn man die Zusatzpension nicht nur Versicherungen übertragen will bzw. mit den Nullzinsen nicht zufrieden ist) bzw. eine andere konservative Vorsorgevariante sollte in der Regel die Basis einer sicheren privaten Pensionsvorsorge sein - ein eventueller Mehrertrag mit der Zukunftsvorsorge könnte (bei gutem Wind) das angenehme "Mehr" darstellen. Und notfalls (erwischt man eine besonders lange schlechte Phase) bleibt ja immer noch die Kapitalgarantie...
Geldmarie-Linktipps: