Als die Geldmarie im September 2009 an den Start ging, brach gerade auch in Europa die Finanzkrise so richtig heftig aus. Milliardenpleiten von Banken und Immobilienunternehmen lösten eine Lawine von weiteren Pleiten, Pannen, Betrügereien, Fehlspekulationen & Co. aus.
Die daraus resultierende Hauptfrage war zumeist: "Wird das weltweite Finanzsystem platzen?". Diese Frage kann man Ende 2009 mit recht gutem Gewissen mit einem klaren "Nein" beantworten - die gröbsten Finanzturbulenzen scheinen (vorerst) überstanden.
Das Jahr 2009 brachte nach anfänglichem Jammergesang in Summe hohe Gewinne für fast alle Kapitalmärkte. Während die Zinsen (zwecks Überleben der Banken) in den Keller rasselten (was vielen Sparern weh tut - aber auch vielen Kreditnehmern hilft), stiegen die Aktien von März bis September fast an allen wichtigen Börsen zwischen 50 und 100%. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Mutige Aktionäre wurden also fürstlich belohnt. Teile der Verluste aus den Vorjahren konnten 2009 bereits wieder kompensiert werden.
Doch leider bilden sich offenbar schon wieder neue Spekulationsblasen - z.b. werden weltweit sogenannte Currency Carry Trades errichtet, welche bei den ersten stärkeren Zinserhöhungen wohl einige Spekulanten und deren Financiers viel Geld kosten werden. Wenn auch die Geldmarie keine zweite grobe und weltweite Finanzkrise befürchtet - den Glücksrittern wurde in der Phase der Konsolidierung keinesfalls das Handwerk gelegt. Und solche waren auch wesentlich verantwortlich, dass es überhaupt zur Finanzkrise kam.
Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt - aber vorerst muss einmal die daraus resultierende Wirtschaftskrise überwunden werden.
Die großen heimischen Unternehmen verzeichneten fast durch die Bank starke Gewinneinbrüche und teilweise noch stärkere Umsatzeinbrüche. Aber die Vergleichszahlen aus 2008 waren ja noch auf Rekordniveau - da war Konsolidierung durchaus angesagt. Trotzdem schreiben fast alle Unternehmen aus dem heimischen ATX (die wichtigsten Unternehmen an der Wiener Börse) nach wie vor Gewinne! Gute Aussichten für 2010!
Umsatz- und Gewinneinbrüche waren jedoch für viele große und kleine Unternehmen auch ein Anlass, sich von vielen Angestellten zu trennen. Oft wohl ein willkommener Anlass - manchmal auch zwangsweise (aufgrund von Verlusten). Schon 2010 wird so manche Zwischenbilanz wieder besser aussehen (man vergleicht ja mit dem schwachen Jahr 2009) - zu Neuanstellungen wird es aber kaum kommen. Eher im Gegenteil: Die Arbeitslosenrate wird wohl erst 2010 und 2011 so richtig in die Höhe klettern.
Demzufolge werden sich auch die Steuereinnahmen weiterhin negativ entwickeln. Schon 2009 gab es in Sachen Ertragssteuern und Lohnsteuern starke Rückgänge - auch 2010 ist ein ähnlicher Trend absehbar.
Schon 2009 ist das Budgetdefizit Österreichs explodiert (auf mehr als 68% des BIP) - unternimmt man 2010 nicht endlich etwas, werden die nachkommenden Generationen massiv mit Schuldenbergen belastet. 2008 und 2009 öffnete die heimische Politik zwar häufig das Spendenbörserl - wie man dieses aber wieder nachfüllen möchte, wurde noch nicht bekanntgegeben. Aber vielleicht hat ja das Christkind dem Herrn Pröll ein paar gute Ideen vorbeigebracht.
Die heimischen Fluglinien standen heuer besonders oft in den Medien: Der einstige Paradecarrier AUA war schon Ende 2008 in arger Bedrängnis und konnte nach spannenden Verhandlungen fast gratis (aber nicht umsonst) Mitte des Jahres endlich an die Lufthansa verschenkt werden. Die Aktionäre, welche das durchaus solide erste Abfertigungsangebot der AUA nicht angenommen haben, erhielten zuletzt im Zuge eines "Squeeze-Out" 50 Cent pro Aktie angeboten und werden wohl zumeist den Weg zum Gericht beschreiten müssen.
Auch wenn es weh tut: Die AUA wurde zuletzt massiv "runtergewirtschaftet" - ein neuer Eigentümer wird mit der (einst mächtigen und lästigen) Gewerkschaft endlich Tacheles reden und den Betrieb rasch sanieren. Hätte man selber auch schaffen können. Danke, liebe ÖIAG und werter Betriebsrat. Setzen.
Noch schlimmer erwischte es den slowakischen Billigflieger Sky Europe (der aber zumeist im heimischen Eigentum stand): Konkurs mitten in der Urlaubssaison. Kein Wunder: Das Unternehmen schleuderte mit Billigflügen und war in allen Jahren der Existenz nicht einmal in der Nähe eines Break-Even. Eine fliegende Geldvernichtungsmaschine - zumindest für Aktionäre (nicht für die Fluggäste).
Ein lachender Dritter: FlyNiki von Niki Lauda freut sich über prächtige Zuwächse an Fluggästen und Marktanteilen. Möge Herr Lauda mit der Expansion nicht übertreiben - auch er sollte aus vergangenen Fehlern gelernt haben...
Loser des Jahres ist in Österreich wohl Julius Meinl (der Fünfte) - kurzfristige Verhaftung (100 Mille Kaution waren rasant herbeigeschafft), 2 ehemalige Gesellschaften (Meinl Airports sowie Meinl International Power) werden gerade abgewickelt, Reputation im Keller.
Überraschung des Jahres: Das Comeback der Immofinanz/Immoeast. Von den ehemaligen Vorständen an den Rand des Ruins gebracht, räumte die neue Führung kräftig mit Altlasten auf und dürfte nun schon den Turn-around geschafft haben. Alle Achtung.
Sehr traurig auch die Pleite von Quelle Österreich - nachdem der deutsche Mutterkonzern schon im Sommer Pleite ging, war es jedoch absehbar, dass auch die Tochter in Österreich kaum Überlebenschancen hat. Ca. 1.000 Mitarbeiter von Quelle müssen sich wohl bald eine neue Arbeit suchen - auch Zulieferer und Geschäftspartner von Quelle Österreicher sind von der Pleite stark betroffen.
Fast-Pleite des Jahres: Hypo Alpe Adria Group. "Geschenkt ist noch zu teuer" titelte die Geldmarie - und sollte mit der Prognose recht behalten. Alle bisherigen Anteilsinhaber der Kärntner Bank verschenkten ihre Anteile, zahlten noch ein wenig nach - und nun darf der heimische Steuerzahler die Fehler der einstigen Haider-Haberer glätten. Wird sicher noch teuer...
Aber davon mehr in ein paar Tagen - dann gibt es den frischen Jahresausblick der Geldmarie für 2010.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2009