Dieser Tage erhalten viele Angestellte sowie Selbständige wieder Informationen über den Stand ihrer Mitarbeitervorsorgekasse. Seit 2003 gilt die "Abfertigung Neu" für neue Angestelltenverhältnisse (hier zahlt der Arbeitgeber 1,53% des Gehaltes ein), seit 2008 haben auch die meisten Selbständigen in eine Vorsorgekasse (via Sozialversicherung) einzuzahlen.
Lag die durchschnittliche Performance der Vorsorgekassen 2011 noch bei traurigen 0,2%, konnte diese 2012 auf immerhin durchschnittlich 4,27% gesteigert werden.
Die zum Start der Vorsorgekassen im Jahr 2003 erwarteten 6% sind zwar schon lange als Utopie abgetan - mit 4% und darüber lag man 2012 aber immerhin deutlich über den in Vorjahr mit konservativen Anlageformen erzielbaren Erträgen.
Hätten Politik und so mancher Konsumentenschützer nicht so massiv gegen die (angeblich zu riskante) Veranlagung von Beiträgen zur Mitarbeitervorsorge (sowie auch in die Pensionskassen) protestiert, wäre 2012 ob sehr guter Entwicklung auf den Kapitalmärkten sogar mehr möglich gewesen. Auch in den nächsten Jahren wird diese Thematik wohl auf der Tagesordnung bleiben...
In Summe betrachtet ist die Performance der Mitarbeitervorsorgekasse bisweilen aber trotzdem eher als mau zu bezeichnen: Aus 100 Euro wurden von 2003 bis 2012 im Schnitt 132 Euro. Die schwächste Kasse (Siemens) schaffte 118 Euro, die VBV immerhin 136,2 Euro.
Beste Vorsorgekasse ist jedoch mit Abstand derzeit die fair-finance Vorsorgekasse, welche erst 2010 gestartet ist und sich dadurch so manches schlechte Jahr erspart hat. Aber auch im traurigen Jahr 2011 konnte fair-finance immerhin 9,67% Performance erzielen, 2012 waren es mit 6,23% wieder sehr gute Ergebnisse.
Die Geldmarie seinerzeit die Vorsorgekasse VBV gewählt. Wiewohl die Selbstveranlagung der seit 2008 eingezahlten Gelder wohl erfolgreicher gewesen wäre: Aus 1.522,32 Euro (die der Garantie unterliegen) wurden bisweilen 1.543,66 Euro. Ein Tagesgeldkonto bei einer Dirketbank hätte das deutlich überboten. Hätte man sich dieses Geld aber auch wirklich auf die Seite gelegt?
Im Jahr davor war das garantierte Kapital (die Einzahlungen) sogar noch über dem Kontostand gelegen - schwache Jahre sowie nicht unbeträchtliche Verwaltungskosten bei den Kassen führten bei den meisten Anspruchsberechtigten zu Kopfschütteln. Ein 5-Jahres-Ertrag von 9,42% (absolt!, Branchenschnitt 8,90%) ergibt einen Jahresschnitt von 1,82% bei der VBV und 1,72% in der Branche. Dann noch die Verwaltungskosten wegrechnen und es sieht traurig aus...
2012 lief es aber endlich deutlich besser - 4,19% Ertrag bei der VBV (4,27 im Branchenschnitt) können sich durchaus sehen lassen.
Ob hier dauerhaft solche brauchbaren Werte zu erwarten sind, ist allerdings zu bezweifeln: Niedrige Zinsen für konservative Anlageformen sowie ein nur sehr geringer Anteil von etwas riskanteren Anlageformen (3,7% Immofonds, 7,9% Aktien, 4,7% alternative Investments bei der VBV zum Jahresende 2012) werden wohl auch in Zukunft keine fetten Erträge für die Kunden der Mitarbeitervorsorgekassen bringen.
Die Konsumentenschützer sind zwar 2012 bezüglich Performance ziemlich ruhig geblieben (sicher hätte man wieder gejammert, wären nur die mit Anleihen & Co. erzielbaren 2% herausgekommen), werden sich aber in schlechteren Kapitalmarktjahren sicher wieder lautstark melden.
Ein wenig Eigenverantwortung für die von Mitarbeitervorsorge und Selbständigenvorsorge betroffenen Menschen wäre hier zukünftig durchaus wünschenswert: So sollte man z.B. die Veranlagung selber wählen können (z.B. 3-4 verschiedene Veranlagungsvarianten, wobei bei riskanterer Veranlagung die Kapitalgarantie wegfallen sollte) - ab einem etwas höherem Alter der Kontoinhaber (z.B. 50, 55, 60) sollte stufenweise etwaiges Risiko gemindert werden.
Mehr Selbstverantwortung bei der Veranlagung von Eigenvorsorge - man wird sich ja noch etwas wünschen dürfen;-)
Ad hoc-Meldung - März 2013