Schlechte Nachrichten, ja sogar ganz schlechte Nachrichten, für alle Kreditnehmer in Schweizer Franken: Der Mindestkurs von 1,20 Schweizer Franken pro Euro wurde heute ziemlich überraschend von der Schweizerischen Nationalbank gekippt, ein massiver Einbruch des Euro gegenüber dem Franken war die logische Konsequenz. Auch der Dollar gab gegenüber dem Franken in ähnlichen Dimensionen nach.
Die Talfahrt des Euro gegenüber dem Franken war enorm: Binnen weniger Minuten krachte der Kurs von 1,20 auf bis zu 0,975 Franken Pro Euro hinunter und gegen 14h lag man immer noch bei 1,03 Franken pro Euro. Zwischendurch war in der ersten Panik sogar die Währungspartität von Euro und Franken erreicht.
Seit September 2011 hielt die SNB (Schweizerische Nationalbank) den Kurs von 1,20 und wollte damit u.a. den Schweizer Tourismus und die Schweizer Exportindustrie stützen.
Aus der anhaltenden Schwäche der Eurozone (auch gegenüber dem Dollar) zog man nun die Konsequenzen und gab die Schweizer Währung wieder frei - ein sofortiger Anstieg war die logische Folge.
Zum 2. Quartal 2014 lag die Summe der aushaftenden Fremdwährungskredite in Österreich noch bei 26,3 Mio. Euro - 95,8% davon entfielen auf Euro-Franken-Kredite.
Wer inzwischen nicht auf Euro konvertiert hat (siehe Artikel bzw. Warnung der Geldmarie im August 2014: Volumen bei Fremdwährungskrediten geht zurück), hat somit innerhalb eines Tages eine Mehraushaftung von ca. 14% (kann sich im Tagesverlauf natürlich noch ändern), bei einem endfälligen Frankenkredit über 100.000 Euro wären das immerhin 14.000 Euro...
Diese Kredite sind noch dazu häufig endfällige Kredite (Gesamtsumme wird am Ende der Laufzeit zurückgezahlt, während der Laufzeit zahlt man nur Zinsen zurück), die mit einem Tilgungsträger verbunden sind. Eine Vielzahl der Tilgungsträger ist ob der Finanzkrise noch tief "unter Wasser" - bis zum Laufzeitende (das bei vielen Krediten schon verdächtig nahe liegt) ergibt sich daraus eine katastrophale Lücke (oft um die 50%), die dann wohl gleich im nächsten Kredit mündet und zur lebenslangen Verschulung führt. Traurig, aber Realität.
Ob es Sinn macht, nun noch auf Eurokredite umzusteigen (zu "konvertieren"), ist dieser Tage sehr schwer zu beurteilen. Natürlich ist ein weiterer Anstieg des Schweizer Franken gegenüber dem Euro nicht unwahrscheinlich bzw. nicht auszuschließen - insbesondere wenn in wenigen Tagen die Griechenland-Debatte wieder deutlich lauter wird, könnte der Euro weiter unter die Räder kommen und die Fluchtwährung Franken weiter steigen.
Kurzschlusshandlungen sollten Sie aber jetzt nicht setzen - unbedingt beizeiten mit der kreditgebenden Bank bzw. einem kompetenten Finanzberater Kontakt aufnehmen und die individuelle Situation (die ja je nach Laufzeit und Aushaftung sehr unterschiedlich ist) erörtern.
Die am Donnerstagmorgen noch fröhlich gestimmte Wiener Börse zog nach Bekanntwerden des Endes beim Mindestkurs EUR-SFR kräftig nach unten - insbesondere die Finanztitel Erste Group Bank und Raiffeisen Bank International zogen deutlich nach unten.
Kein Wunder: Die Frankenaufwertung bedeutet in Österreich wohl wieder einige Kreditausfälle mehr und auch in Ungarn (wo der Forint ebenfalls verfiel) sind diese Banken mit Fremdwährungskrediten stark vertreten. Die nächste Watschn für die ohnehin schon geprügelten Kreditinstitute und eine noch viel größere Watsch für die Schuldner!
Für zehntausende heimische Fremdwährungskreditnehmer beginnt das Jahr also wieder mit sehr schlechten Nachrichten - in den nächsten Wochen werden wohl wieder sehr viele Beratungsgespräche geführt werden müssen. Hätte man vor vielen Jahren seriös verkauft und dazwischen gut beraten ("raus aus dem Euro"), hätte man heute deutlich weniger Troubles.
Aber nicht nur die Banken, Kreditvermittler bzw. Vermögensberater sind hier die "Bösen" - hauptsächlich war es auch die Naivität und Gier der Kreditnehmer, die zu derart vielen endfälligen Frankenkrediten führten.
Die Strafe ist für beide Seiten nun hoch - und könnte (so der Franken weiter steigt) noch höher werden.
Grund zur Freude hat übrigens der heimische Tourismus: Schweizer Gäste wird man demnächst wohl noch mehr in Österreich sehen.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2015