Null Zinsen für das Giro- oder Firmenkonto, niedrige Zinsen für Kredite aller Art bzw. kaum Zinsen für Tagesgeld und Festgeld - daran muss man sich wohl auch in Österreich für einige Zeit gewöhnen. Wer wissen möchte, wie das auf Dauer aufläuft, fragt vielleicht einmal Schweizer oder Japaner...
Erst vor ein paar Wochen flatterte der Geldmarie die nächste Zinsreduktion (laut Zinsanpassungsklausel) der Bank Austria ins Haus: Ein kleiner Rest des Hypothekarkredits für das Haus ist noch offen und wird ob vorhandener Sicherheiten (Kaptialversicherungen mit 3-4% Garantiezins) wohl auch nicht so eilig zurückgezahlt.
Schließlich beträgt der aktuelle Zinssatz gerade einmal 1,375% - Tendenz fallend. Die 2 zugrundeliegenden Zinsidikatoren (3 Monate EURIBOR und 5-Jahre SWAP-Satz Euro) sind nämlich derzeit gering (SWAP 0,234%) bzw. sogar negativ (Euribor 3 Monate -0,005%) - da braust bei Euro-Schuldner derzeit große Freude auf...
Minuszinsen wie zuletzt in Dänemark (eine Eva Christiansen bekam von der Bank sogar 0,0172% für die Kreditaufnahme) wird es für die Geldmarie aber so rasch nicht geben, die Bank Austria stellt nämlich fest: "Wird aber der Sollzinssatz rechnerisch negativ, bringen wir nicht diesen, sonder - aufgrund unserer Rechtsauffassung, dass der Kreditnehmer stets einen Mindestzinssatz zu zahlen hat - einen Sollzinssatz von 0,00001% zur Anwendung. Der Kreditnehmer zahlt also auch dann den vorgeschriebenen Mindestzinssatz, wenn der negative Indikator rein rechnerisch den Aufschlag übersteigt." Ende Zitat aus dem Info-Schreiben.
So die Leitzinsindikatioren (wider Erwarten) noch tatsächlich deutlich weiter sinken, darf man schon gespannt sein, ob diese Rechtsauffassung (die wohl auch alle anderen heimischen Banken teilen) auch von klagsfreudigen Menschen geteilt wird...
Meinereiner wäre mit 0,00001% schon sehr zufrieden und vielleicht nehme ich der Bank dann sogar noch freiwillig mehr Geld ab;-)
Der 1-Monats-EURIBOR liegt aktuell bei -0,034%, die 3-Monats-Variante des EURIBOR bei -0,005% und die Sekundärmarktrendige für 10-jährige Staatsanleihen aus Österreich bei niedrigen 0,48%. Anleihen aus sicheren Ländern kann man also als Anleger derzeit ziemlich vergessen - in Deutschland werden für 10-Jahres-Anleihen derzeit gar nur 0,26% gezahlt.
Bei kürzeren Laufzeiten sind die Zinsen von als sicher geltenden Ländern derzeit sogar negativ - die Schweiz, Deutschland, Österreich, Niederlande, Norwegen aber auch das derzeit ziemlich krachende Frankreich oder Belgien hat hier Negativzinsen!
Keine Negativzinsen gibt es natürlich für Griechische Anleihen - bevor Sie solche kaufen, sollten Sie aber lieber versuchen, heute den Lotto-5-fach-Jackpot zu knacken...
Die (relativ) gute Nachricht: Es gibt immer mehr Möglichkeiten, den Nullzinsen der Systembanken (auf Sparbüchern) zu entkommen - zumeist sogar mit wenig oder null Risiko. Tagesgeld und Festgeld seien diesbezüglich genannt - und unter Anlagetipps der Geldmarie finden Sie vielleicht auch noch ein paar Varianten, zumindest die Inflationsrate minus KESt. zu lukrieren.
Ende der niedrigen Zinsen? Derzeit nicht absehbar - erst eine wirtschaftliche Konsolidierung Europas und ein Ende vieler Krisen (Ukraine, Griechenland, Nahost etc.) könnte den Turnaround mit sich bringen.
Ad hoc-Meldung - April 2015