Es scheint ja so, als würde die Heizperiode 2019 gar nicht mehr enden: Während der Winter 2018/2019 in Österreich ziemlich harmlos war und den heimischen Haushalten damit viel Geld gespart hat, zieht sich das kalte Frühjahr in die Länge und sogar im dicht besiedelten Flachland des Ostens sind fast alle Heizungen noch in Betrieb.
Es scheint aber durchaus wahrscheinlich, dass auch 2019 ein kräftiger Sommer vorbeischaut - eine gute Gelegenheit, sich Gedanken um die eventuell schon in die Jahre gekommene eigene Heizung zu machen. Natürlich nur, soweit man hier Veränderungen beeinflussen kann - Mieter tun sich da wohl deutlich schwerer als Eigenheimbesitzer...
23,5% des energetischen Energieverbrauchs in Österreich entfallen auf private Haushalte - ein wesentlicher Teil davon betrifft die Heizung und die Warmwasseraufbereitung. Da macht es schon Sinn, sich einmal zu erkundigen, welchen Heizformen die Zukunft gehören. Mehr dazu auch in unserer Rubrik Heizformen im Vergleich, in welcher Sie aktuelle Berechnungen der Energieagentur für Neubau, sanierte Gebäude und unsanierte Gebäude finden.
Alle 2 Jahre erhebt die Statistik Austria das primäre Heizsystem in Hauptwohnsitzen in Österreich. Diese Woche wurden die Zahlen für 2017/2018 veröffentlicht und im Vergleich zu 2015/2016 sind hier durchaus interessante Trends abzulesen:
Die Anzahl der Heizungen hat sich im Erfassungszeitraum von 2 Jahren um rund 50.000 Stück auf nunmehr 3,89 Mio. primäre Heizsysteme erhöht - das spiegelt auch deutlich den (noch anhaltenden) Boom bei der Errichtung neuer Wohnungen/Häuser in Österreich wieder.
Nachdem das Heizsystem in der Lebensdauer einer Wohnung bzw. eines Eigenheims nicht sehr häufig geändert wird, zeigt sich primär im Neubau, wohin die Reise geht: Ganz eindeutig zu Wärmepumpen (hauptsächlich Luft-Wasser-Wärmepumpen). Sowohl beim Baumeisterhaus als auch im Fertigteilhaussektor hat sich dieses Heizungssystem (wird auch für das Warmwasser verwendet) klar durchgesetzt. Warum, weiß die Geldmarie genau (habe vor einigen Jahren ebenfalls darauf gesetzt) und wäre hier via Praxiserfahrungen nachzulesen: Erfahrungen Luft-Wasser-Wärmepumpe
Gleich zum aktuellen "Ranking" der Heizsysteme in Österreich:
Auf Platz 1 landet wieder die Fernwärme mit 1.112.734 Heizungen. 2 Jahre davor waren es noch 1.110.630 Fernwärmeheizungen - insbesondere in Städten und via Mietwohnung ist diese Variante häufig anzutreffen.
Platz 2 geht wiederum an die Gasheizung, welche mit 913.448 Stück aber ein Minus hinnehmen muss: 927.589 Stück waren es 2 Jahre zuvor. Gasheizungen sind insbesondere in alten Wohnungen und Häusern stark verbreitet, vielleicht liegt hier die Begründung, warum die gar nicht so teure Heizungsvarinate rückläufig war.
Auf Platz 3 landet abermals die Holzheizung (Holz, Hackschnitzel, Pellets oder Holzbriketts), welche sich von 713.100 Stück auf 724.754 Heizungen verbessern konnte. Nachdem es in Österreich Holz in Hülle und Fülle gibt, wird Holz wohl weiterhin eine relevante Größe bleiben.
Platz 4 geht auch 2017/2018 an Heizöl (plus Flüssiggas). 626.109 Ölheizungen zählte die Statistik Austria und das ist durchaus eine kleine Überraschung: 2 Jahre davor waren es deren nämlich 623.498 Stück, woraus sich sogar ein kleiner Zuwachs bei der eigentlich dem Aussterben zugedachten Heizungsvariante ableitet. Gut möglich, dass dies einerseits noch Folgewirkungen der damals niedrigen Heizölpreise sind, andererseits haben viele Besitzer von älteren Häusern in den letzten Jahren noch schnell den alten Ölbrenner (mit Förderung) auf eine moderneren Variante umgerüstet. Auch kommende Einbauverbote von neuen Ölheizungen haben hier wohl zu "Vorziehkäufen" geführt.
Absoluter Aufsteiger bei den Heizsystemen ist die Kategorie "Solar, Wärmepumpen": 294.761 (nach 233.576 Stück 2 Jahre davor) wurden erfasst, das Riesenplus ist -wie schon erwähnt- eindeutig auf den boomenden Neubau zurückzuführen, bei dem sich viele Häuslbauer auch gleich eine zukunftsfitte Heizungsvarinate leisten. Auch wenn der Abstand zur Ölheizung noch groß ist: Schon im nächsten Jahrzehnt wird die Wärmepumpe wohl aufschließen oder gar die Ölheizung von Platz 4 verdrängen.
Noch immer 210.648 Hauptwohnsitze in Österreich werden primär mit Strom erwärmt. Diese extrem teure Heizvariante verliert aber Anhänger - zuvor wurden 223.903 "Stromheizer" gezählt.
Absolut im Aussterben begriffen (und das ist gut so) ist die Kategorie "Kohle, Koks, Briketts", deren Anzahl von bescheidenen 8.509 Stück auf 7.640 Stück sank. 2003/2004 waren es übrigens fast noch 60.000 Haushalte, die derart für Wärme sorgten!
Auch wenn der Umbruch bei den Heizungen nur sehr langsam geht und ob der vielen Mietwohnungen in Österreich oft nur sehr schwer persönlich beeinflussbar ist: Der Siegeszug von nachhaltigeren Heizformen (wirklich nachhaltig ist Heizen natürlich nie!) ist evident.
Ein kleiner Beweis für diese These zeigt sich auch gerade am Nachbargrundstück der Geldmarie: Soeben hat der Bagger den Altbestand geschliffen - ein grauslicher Öltank liegt stinkend herum. Errichtet werden demnächst 2 Häuser - beide mit Wärmepumpe...
Ad hoc-Meldung - Mai 2019