Wenn die Heizungen auf vollen Touren laufen und das Tageslicht rar ist - dann ist Winter. Die Stromproduktion an einem ziemlich typischen (wiewohl temperaturtechnisch leicht über dem langjähigen Durchschnitt liegenden) Wintertag haben wir unter Stromerzeugung Österreich im Winter 2020 schon unter die Lupe genommen, folgend soll es nun um den Stromverbrauch bzw. die Stromexporte und Stromimporte in Österreich gehen.
Dazu haben wir uns auf der Homepage der APG umgesehen und den 14.1.2020 bezüglich Stromlast (=Verbrauch) in Österreich bzw. den "grenzüberschreitenden Lastflüssen" (= Stromimporte, Stromexporte) angesehen.
Auch wenn im Sommer die Klimageräte oft im Dauerbetrieb sind - im Winter liegt der Stromverbrauch in Österreich rund 20 bis 30% (an besonders kalten Tagen, die diesen Winter noch rar sind) höher als an durchschnittlichen Sommertagen.
Beginnen wir den Tag um Mitternacht: Da beträgt die Last im heimischen Stromnetz rund 7.000 MW. Nachdem sich auch die Abendmenschen zur Ruhe begeben, sinkt der Stromverbrauch dann bis 3 bzw. 4 Uhr auf rund 6.300 bis 6.500 MW - der geringste Stromverbrauch ist also in dieser Zeit festzustellen. Im Sommer haben wir hier rund 4.700 bis 5.000 KM Last im Netz - aber da laufen ja auch keine Heizungen...
Langsam erhebt sich Österreich aus den Federn und strebt gen Arbeitsplatz: Schon um 5 Uhr beträgt die Last im Netz rund 7.000 MW und steigt dann in den Morgenstunden rasant an. Schon um 8 Uhr erreicht der Verbrauch mit rund 9.500 MW einen ersten Höhepunkt: Die Maschinen laufen da und dort an, die Büros werden voller, da und dort wird die Heizung kräftig hochgedreht und natürlich brauchen mehr oder minder wache Menschen auch bei vielen anderen Tätigkeiten Strom. Immer mehr davon.
Die Last liegt dann in den Vormittags-, Mittags- und frühen Nachmittagsstunden ziemlich konstant zwischen 9.000 MW und 9.500 MW - mit bis 15h dann sogar leicht abnehmender Tendenz.
Am späten Nachmittag dann wieder ein Anstieg: Nach der Arbeit wird gerne geduscht, gegessen oder auch festgestellt, dass man es auch zu Hause gerne etwas wärmer bzw. heller (Licht!) hat - der Strombedarf steigt wieder und erreicht zwischen 17 und 18h dann seine Spitze bei ca. 9.600 MW.
Ist es in ganz Österreich so richtig kalt (also überall deutlich unter dem Gefrierpunkt), so sind auch Werte von 10.000 bis 11.000 MW möglich - im aktuellen Winter 2019/2020 war dies aber noch kaum der Fall.
Ab 18h fällt dann die Last wieder deutlich und erreicht um 20h rund 8.600 MW, liegt um 21h noch bei 8.000 MW und sinkt dann bis 22h auf 7.600 MW ab.
Interessant hier ein kleiner und täglicher Anstieg zwischen 22h und 22.15h - da ist nämlich das Hauptabendprogramm zu Ende und die Duschen bzw. Badewannen werden hier gerne noch stromintensiv konsultiert ehe man sich ins Schlafzimmer begibt. Bis Mitternach sinkt dann die Stromlast wieder ab und erreicht am 14.1.2020 wieder den gleichen Wert von ca. 7.000 MW mit dem man schon in den Tag gestartet ist.
Keine Frage: Österreich hätte kein Problem, sich selbst zu 100% mit Strom zu versorgen - auch wenn man von rechnerischen 100% Grünstrom wohl noch deutlich weiter weg ist als (2030) geplant.
Natürlich ist es aber sinnvoll, das internationale Leitungssystem zu nutzen und mit den Nachbarländern regen Stromaustausch zu betreiben: Dieser Stromimport bzw. Stromexport wird seitens APG "grenzüberschreitende Lastflüsse" genannt. Und da ist auch im Winter einiges im Fluss...
Der 14.1.2020 war da ein für einen Wintertag gar nicht untypisch: Ganztägig gab es regen Stromimport via Leitungen, die via Deutschland und Tschechien ins Land kommen. Der Saldo (Importe minus Exporte) lag den ganzen Tag zwischen 1.300 und 2.400 MW (Import) - somit wurde in Österreich laufend um 20 bis 35% weniger Strom produziert, als hierzulande verbraucht wurde.
Das hatte am 14.1. primär 4 Ursachen: 1. Führen die heimischen Flüsse derzeit (wie meistens üblich im Winter) sehr wenig Wasser = wenig Produktion durch Laufkraftwerke, 2. Sind die Stromgroßhandelspreise relativ moderat und begünstigen Importe, 3. War der Wind (der im Winter oft und viel Strom produziert - bis zu 3.000 MW kann es hier an windstarken Tagen schon geben) ausgesprochen mau und 4. Wehte der Wind hingegen in Deutschland sehr stark und somit konnte auch günstiger Windstrom importiert werden.
Gerade aus Deutschland wurde ganztägig kräftig Strom importiert: Zwischen 1.600 bis 3.000 MW waren dies (in den Frühspitzen bzw. am Frühabend bzw. dem späten Nachmittag eher die niedrigeren Werte - da wird der Strom in Deutschland selber benötigt) - deutlich mehr als an normalen Tagen.
Tschechien ist sowieso laufend Stromexporteur (bzw. wir importieren laufend Strom aus den Leitungen, die aus der Tschechischen Republik kommen) - wer hier befürchtet, es wäre nur Atomstrom, der irrt natürlich auch ein wenig: Einerseits hat der tschechische Strom keine Mascherln, andererseits mischt sich hier auch Strom aus dem Norden Deutschlands in die tschechischen Leitungen.
Nach Ungarn wurden sehr konstant zwischen 900 bis 1.100 MW exportiert, gleiches galt am 14.1.2020 auch für Slowenien, wohin laufend zwischen 700 und 1.200 MW flossen. Wenig Austausch gab es mit Italien, wo zumeist zwischen 100 und 200 MW nach Italien flossen. In die Schweiz wurde auch zumeist Strom exportiert (bis zu 700 MW), kurzzeitig gab es aber auch Stromimporte von den Eidgenossen (bis 300 MW).
Das Import-Export-Bild bleibt eigentlich in allen Jahreszeiten ziemlich gleich: Oben rein, unten raus - und unterm Strich bleibt dann im Normalfall doch ein klarer Stromimporteur Österreich stehen.
Auch 2020 wird der heimische Stromverbrauch wohl wieder etwas steigen - und wenn man auch in einigen Monaten auf mehr Ökostromanteil im Stromproduktionsmix 2019 verweist: Das ist nur der 2019 brauchbaren Wasserführung sowie der sehr guten Windkraftswerkserträge (zumeist deutlich über dem Schnitt) zu verdanken und wird sich 2020 wohl wieder negativ verändern: Wasser wird nämlich (abgesehen von Starkregenereignissen) im Lande nicht wirklich mehr (blicken Sie nur aktuell auf die Schneelage und die Gletscher) und der Ausbau von Windkraft bzw. Photovoltaik ist lange Jahre ziemlich verpasst worden.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2020